Romana Extra Band 2
Mann für halbe Sachen war Antonio niemals gewesen. Er zog sie an sich, schob ihr die Finger ins Haar und küsste Rissa so hart und leidenschaftlich, dass ihr schwindlig wurde. Als er den Mund von ihrem löste, waren sie beide außer Atem.
„Willst du mich heiraten, Larissa?“
Sie horchte auf ihr heftig klopfendes Herz, und dann traf sie eine Entscheidung, die ihr unendlich schwerfiel. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu sehen, ob er die eine entscheidende Probe bestehen würde. Im Grunde wusste Rissa, dass nur eins dabei herauskommen konnte. Tränen traten ihr in die Augen und drohten alles zu verderben, bevor er es tun würde. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich.
„Ja, Antonio. Ja, ich will.“
Jetzt! Tu es jetzt!, schrie eine innere Stimme. Rissa verschloss sich ihren Gefühlen, denn sie wusste, dass sie zuschlagen musste, bevor ihr sein Lächeln für immer den Mut nahm.
„Lass uns heiraten und noch einmal ganz von vorn anfangen. Ich habe meinen Anwalt in New York beauftragt, den Palazzo Tiziano zu verkaufen. Gestern ist alles in die Wege geleitet worden. Was könnte besser für uns sein, als uns weit weg von hier gemeinsam ein neues Leben aufzubauen?“
Es passierte genau das, was sie erwartet hatte. Schon ließ er sie los. Er presste die Lippen zusammen. Sein Blick verfinsterte sich.
„Antonio? Wohin willst du?“
Er steuerte bereits auf die Tür zu. Ihn gehen zu lassen kostete sie ihre ganze Kraft.
„Du verkaufst mein … unser Zuhause. Was glaubst du denn, wohin ich will?“
Als er aus dem Baubüro stürmte, sank Rissa schluchzend zu Boden. Antonio war tatsächlich nur am Palazzo Tiziano interessiert gewesen. Er hatte sie belogen. Nicht sie, sondern ihr Anwesen hatte er haben wollen. Sobald der Gegenstand seines Verlangens anscheinend nicht mehr zu haben gewesen war, hatte er sie fallen lassen.
Tay Spender amüsierte sich gut. Es kam nicht oft vor, dass ein Anwalt – selbst einer in Manhattan – sicher sein konnte, die Oberhand über einen Milliardär zu gewinnen. An diesem Tag jedoch handelte er im Auftrag einer Mandantin. Dass diese eine bildschöne junge Frau war, die ein imposantes Anwesen in Italien besaß, gab erst recht den Ausschlag zugunsten Rissas.
„Habe ich Sie richtig verstanden, Mr Michaeli-Isola? Sie verlangen von mir, die Wünsche meiner Mandantin zu ignorieren, oder Sie … tun was? Wollen Sie Ihre Jungs vorbeischicken?“
„Beleidigen Sie mich nicht, Mr Spender“, sagte Antonio mit drohender Stimme. „So arbeite ich nicht. Ich bin mit einer völlig vernünftigen Bitte hierhergekommen …“
„Ich soll eine private Transaktion einer schutzbedürftigen Frau verhindern, nur weil es Ihnen so passt? Wenn Sie das für vernünftig halten, Mr Michaeli-Isola, schlage ich vor, dass Sie mehr Zeit bei uns in den Vereinigten Staaten verbringen. Sicher, Geld spricht eine deutliche Sprache in Manhattan, aber dabei muss es sehr viel höflicher sein. Einen schönen Tag noch, Sir.“
Der Anwalt beugte sich über die Dokumente, die er gelesen hatte, bevor der große eindrucksvolle Italiener in sein Büro gestürmt war.
Voller Spannung hatte Antonio das Gespräch in der Erwartung begonnen, dass er den Verkauf noch aufhalten konnte. Doch als Tay Spender ihn ein letztes Mal über den Rand seiner Brille hinweg ansah, verschwand seine Anspannung. Er verließ die Kanzlei des Anwalts, schloss fest die Tür hinter sich, nahm den Fahrstuhl ins Erdgeschoss und ging mit hocherhobenem Kopf aus dem Gebäude. Schließlich, wie Larissa gesagt hatte, gab es wichtigere Dinge im Leben als Steine und Mörtel.
Und das war der Moment, in dem ihm klar wurde, dass er ohne den Palazzo Tiziano leben konnte. Natürlich würde es wehtun, aber wenn seine Familie die Zwangsräumung überstanden hatte, würde er es auch tun. Ohne Larissa konnte er dagegen nicht leben. Sie so plötzlich zu verlassen hatte ihm das Herz gebrochen, und jetzt sehnte er sich danach, zu ihr zurückzukehren. Auf seine E-Mails hatte sie nicht geantwortet, seine telefonischen Nachrichten nicht abgehört. Je eher er wieder in Monte Piccolo war, desto besser. Die Sehnsucht nach ihr war wie ein körperlicher Schmerz. Antonio wurde bewusst, dass sein Verlangen nach Larissa den alten nagenden Wunsch nach Rache ersetzt hatte. Dies war etwas, was er in seinem ganzen Leben noch nicht durchgemacht hatte. Es war …
Wie angewurzelt blieb Antonio im Menschenstrom mitten auf dem New Yorker Bürgersteig
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