Romana Extra Band 3
Haus zurückgegangen – und zur Begrüßung eröffnete Fernando ihr, dass sie ihre Eltern heute nicht wiedersehen würde, sondern erst in sieben Tagen.
Sie stand ihm gegenüber und stemmte die Fäuste in die Seiten. „Hören Sie, ich weiß nicht, was für ein Spiel Sie hier mit mir treiben, aber ich sage Ihnen, da mache ich nicht mit. Es gab eine Vereinbarung!“
„Ich weiß.“ Fernando nickte, und in seinen Augen blitzte Verständnis und Mitgefühl auf. „Ich weiß, dass es eine Vereinbarung gab, und ich weiß auch, wie schwer diese Änderung für Sie sein muss. Aber …“
„Schwer ist für mich vor allem zu verstehen, was das Ganze soll!“, fiel Laura ihm ungeduldig ins Wort. „Ich begreife es nicht!“
„Nun, im Grunde ist es ganz einfach.“ Fernandos Stimme nahm den typischen Tonfall an, den Anwälte an den Tag legten, wenn sie referierten – ein Tonfall, der Laura seit jeher zuwider war. „Die Familie Santiago steht noch unter Schock. Was sicher nachvollziehbar ist, angesichts der Ereignisse der letzten Zeit. Immerhin haben Gabriela und Miguel ihre Tochter – also Sie – seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr gesehen. Die Nachricht, dass Sie am Leben sind, kam vollkommen überraschend für die Familie – auch wenn alle sich natürlich gefreut haben. Aber eine Begegnung zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht angeraten. Das sehen die Santiagos selbst auch so, und nach eingehender Beratung ist man zu dem Schluss gelangt, dass Sie eine Woche in meinem Haus verbringen, nicht zuletzt, damit ich mir ein Bild von Ihnen machen kann. Sobald einer Zusammenkunft nichts mehr im Wege steht, werde ich Sie zu ihnen bringen.“
„Eine ganze Woche …“ Laura merkte, wie ihr der Mund trocken wurde. Gerade war sie noch davon ausgegangen, in den nächsten Stunden ihre Familie wiederzusehen, und nun plötzlich das. Fassungslos starrte sie Fernando an. „Ich soll also eine Woche bei einem Mann wohnen, den ich nicht einmal ansatzweise kenne?“ Sie schüttelte den Kopf. „Das kann unmöglich Ihr Ernst sein!“
„Sie scheinen mich nicht verstanden zu haben. Es ist nicht meine Entscheidung. Ich bin nur der Anwalt, und meine Aufgabe ist es, die Interessen der Familie Santiago zu vertreten. Um es also auf den Punkt zu bringen: Sie haben im Grunde keine Wahl. Entweder, Sie wohnen in der nächsten Zeit bei mir, oder …“
„Oder was?“ Laura kniff die Augen zusammen. Es gefiel ihr nicht, wie dieser ungehobelte Kerl mit ihr sprach. Was bildete er sich eigentlich ein? Glaubte er etwa, über sie bestimmen zu können?
„Oder Sie können den nächsten Flieger zurück nach Barcelona nehmen.“ Fragend sah er sie an. „Also, wie entscheiden Sie sich?“
Laura schüttelte den Kopf. „Ich kann das nicht einfach so entscheiden, ich …“ Sie holte tief Luft. „Ich muss vorher mit den San… mit meiner Familie sprechen!“
„Das ist leider nicht möglich.“ In Fernandos Stimme lag ein Bedauern, das Laura überraschte. „Hören Sie“, fuhr er fort, „ich kann mir vorstellen, was in Ihnen vorgeht. Sie haben etwas anderes erwartet, und jetzt sind Sie enttäuscht. Aber bitte versetzen Sie sich auch in die Lage der Santiagos. Sie müssen die Neuigkeiten auch erst einmal verarbeiten, und dabei sind sie auf Ihre Unterstützung angewiesen.“ Er legte seine Hand auf ihren Unterarm. Laura schluckte. „Bitte“, schloss er eindringlich, „überfordern Sie Ihre Familie nicht.“
„Und was ist mit mir?“ Die Worte waren heraus, ehe sie sie zurückhalten konnte, und Laura spürte, wie ihr die Tränen kamen. Sie drängte sie mit aller Macht zurück, denn sie wollte nicht weinen. Nicht hier, nicht jetzt – und ganz besonders nicht in Fernandos Gegenwart. „Wer denkt an mich? Ich bin extra hergekommen, um meine Familie wiederzusehen. Nach all den Jahren! Und auch, um sie um Hilfe zu bitten … Mir läuft die Zeit davon!“
Fernandos Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Sie werden sich die Zeit nehmen müssen. Denn es ist, wie ich sagte: Entweder, Sie gehen auf die Bedingungen der Familie Santiago ein, oder Sie fliegen besser sofort zurück nach Hause!“ Er nickte, wie um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen. „Und jetzt kommen Sie, wir gehen ins Haus.“
„Ich denke nicht daran, hierzubleiben!“ Laura verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kenne Sie doch überhaupt nicht!“
Er zuckte mit den Achseln. „Jedenfalls liegen die Karten auf dem Tisch. Sollten Sie doch noch Vernunft annehmen, kommen Sie
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