Romana Extra Band 3
seelenruhig, mit fast aristokratischer Würde, entgegen.
Mel hatte sich ganz nach hinten gesetzt. Sie war nur auf Devs ausdrücklichen Wunsch gekommen. Welchen Wunsch hätte sie ihm nicht erfüllt? Nur in einem Punkt war sie standhaft geblieben. Sie hatte es strikt abgelehnt, neben ihm Platz zu nehmen.
Den nächsten Schock löste die Mitteilung aus, dass Amelia Gabriela Norton zwei Millionen Dollar geerbt hatte. Das war weit mehr, als sie in ihrem ganzen Leben hätte verdienen können. Doch sie freute sich nicht darüber. Sie wollte kein Geld haben. Umso dankbarer würden die wohltätigen Stiftungen ihre Spende annehmen.
Dass der Verstorbene seinen Enkel, James Devereaux-Langdon, zum Nachfolger bestimmt hatte, überraschte niemanden. Man hatte allgemein damit gerechnet und betrachtete ihn als den geeigneten Mann für diese Aufgabe.
Erik Langdon – einer der wenigen, die ehrlich um Gregory trauerten – nahm die Verfügung ebenfalls gelassen hin. Er saß neben seiner Frau, die seit Langem getrennt von ihm lebte, und hielt ihre Hand. Er hatte mehr erhalten, als er jemals verbrauchen konnte, und war froh, nicht an die Spitze von „Langdon Enterprises“ berufen zu werden. Gregory hatte umsonst versucht, ihn als Nachfolger aufzubauen, und nach mehreren heftigen Auseinandersetzungen hatten sich Vater und Sohn endgültig getrennt.
Mit Genugtuung registrierten Erik und Elizabeth, dass ihre Tochter Ava jetzt eine der reichsten Frauen des Landes war. Ob das in ihrer Ehe etwas ändern wird? fragte sich ihre Mutter. Avas Verhältnis zu ihrem Mann war zutiefst zerrüttet, obwohl sie sich nie darüber beklagte. Luke Selwyn kam aus einer wohlhabenden, angesehenen Familie, hatte Ava aber trotz seines Vermögens nicht glücklich machen können.
Zu spät erkannte Erik, dass er sowohl bei Elizabeth wie auch bei seinen Kindern schwere Fehler gemacht hatte. Er war nicht stark und mutig genug gewesen, um sich gegen seinen übermächtigen Vater durchzusetzen. Jetzt konnte er vielleicht einiges wiedergutmachen.
„Alles in Ordnung, Liebes?“, fragte er seine Frau, deren Unruhe ihm nicht entgangen war.
Elizabeth lehnte den Kopf an seine Schulter. „Mag Gregory in Frieden ruhen“, antwortete sie leise. „Niemand von uns wünscht ihn sich zurück.“
„Auch Sarina nicht“, flüsterte Erik.
„Sie hat mehr für ihn getan als für ihre eigene Tochter. Glaubst du, dass sie sich deswegen schuldig fühlt?“
„Nein!“, erklärte Erik mit Nachdruck. „Ganz bestimmt nicht.“
6. KAPITEL
Luke Selwyn lauerte nur auf eine Gelegenheit, sich an Mel heranzumachen. Was für eine wundervolle Frau, dachte er. Umwerfend schön – mit vollen Lippen, einem offenen Blick und einem sanften, auffordernden Lächeln! Das genaue Gegenteil seiner zarten, zerbrechlichen Ava.
Luke erinnerte sich noch immer gern an die kleine Rauferei an seinem Hochzeitstag, als er Mel für einen Augenblick in den Armen gehalten und versucht hatte, sie zu küssen. Dabei wusste er über sie und Dev Langdon Bescheid. Er spürte die Spannung zwischen den beiden, glaubte aber fest, dass Dev sie niemals heiraten würde.
Die schöne Mel hatte keinen festen Platz bei den Langdons. Zu viele reiche junge Mädchen waren in Dev verliebt, und er würde mit Bedacht eine davon wählen.
„Warte einen Moment!“, rief er Mel nach, die gerade die Treppe hinaufging. Sie hatte die Bibliothek frühzeitig verlassen, und Luke war ihr gefolgt. Er wollte sie unbedingt allein sprechen, obwohl er vorsichtig sein musste. Gegen Dev Langdon hatte er keine Chance. Mel schien in ihn verliebt zu sein – genauso wie ihre Mutter. Bei den beiden wiederholte sich die Geschichte.
Luke hatte oft von Mel geträumt. Sie war heißblütig und nicht so kühl wie Ava. Vielleicht konnte Mel ihm in Sydney nützlich sein. Sie arbeitete bei „Greshams“, einer der renommiertesten Banken, die nicht jeden einstellte. Also musste sie klug sein. Eine solche Frau konnte bei ihren Vorgesetzten viel erreichen.
Luke blieb am Fuß der Treppe stehen. „Du siehst hinreißend aus.“
„Danke“, antwortete Mel zurückhaltend. „Was gibt es?“
Luke lächelte. „Wir sehen uns so selten. Ich möchte nur wissen, wir es dir geht.“ Sein Lächeln wurde frecher und sein Blick lüsterner. „Komm wieder herunter, dann können wir uns ungestört unterhalten.“
„Das ist keine gute Idee.“ Mel lauschte auf die Stimmen, die aus der Bibliothek zu ihnen herüberdrangen. „Worüber sollten wir schon
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