Romana Extra Band 3
dachte Mel, denn Ava war nicht dumm.
„Es gibt immer ein erstes Mal.“ Ava machte ein gespielt heiteres Gesicht. „Also gut, Luke. Gehen wir in unser Zimmer. Du bist blass.“
„Das kommt vom Schreck.“ Luke rang sich ein Lächeln ab, aber es sah aus, als schnappte er nach Luft. „Zum Glück habe ich mir nicht den Knöchel verstaucht.“
„Das wäre wirklich schlimm gewesen“, meinte Dev spöttisch. „Pass das nächste Mal besser auf.“
Ava wechselte rasch einen Blick mit ihrem Bruder und nahm Luke an die Hand. „Also dann.“ Zu Mel gewandt, fügte sie hinzu: „Können wir uns in einer Stunde treffen?“
„Natürlich“, antwortete Mel. „Komm in mein Zimmer. Wir trinken auf dem Balkon Kaffee.“
„Ich werde pünktlich sein.“
Dev wartete, bis Ava und Luke den oberen Treppenabsatz erreicht hatten, ehe er die unvermeidliche Frage stellte: „Was hatte das ganze Theater zu bedeuten?“
„Luke hat sich mal wieder übertroffen“, versuchte Mel zu scherzen. Doch Dev sah es nicht so locker.
„Der Kerl ist wirklich unglaublich“, schimpfte er.
„Allerdings, und du hättest ihn fast zum Duell gefordert.“
„Weil der Kerl schon immer hinter dir her war!“ Er küsste Mel auf den Mund.
„Dev“, protestierte sie, „wenn jemand kommt!“
„Was dann? Jeder weiß, wie verführerisch du auf Männer wirkst.“ Seine blauen Augen strahlten wie zwei Sterne. „Luke darf sich das nicht erlauben, aber ich …“
Mel strich sich über die Lippen. Ohne Devs Küsse konnte sie nicht leben. Doch das musste ihr Geheimnis bleiben. Sie durfte ihre Leidenschaft für ihn nicht zu offen zeigen – so wenig wie ihre Mutter.
„Ich werfe mich niemandem an den Hals“, fuhr sie wütend fort.
„Luke empfindet es aber so. Dabei war ich überzeugt, dass du mir gehörst. Stimmt das nicht?“
Mel wich seinem Blick aus. „Das klingt, als wäre ich eine liebe Gewohnheit.“
„Wenn du es so ausdrücken willst … Du machst es einem wirklich nicht leicht, Mel, ebenso wenig wie deine Mutter. Einfach ihren Job hinzuschmeißen, ohne eine Kündigungsfrist einzuhalten …“
„Dazu kann ich nur sagen, dass es mir leidtut. Doch was hast du erwartet? Wo gibt es eine Wirtschafterin, die im Voraus weiß, dass sie Millionen erben wird? Wir können hier alle etwas lernen, Dev. Den Mund zu halten, zahlt sich aus. Und nun lass mich gehen, sonst fangen wir noch beide Streit an.“
„Die Auseinandersetzung würde ich gewinnen.“ Dev nahm ihren Arm. „Trotzdem bitte ich dich, nicht damit anzufangen … besonders nicht, da wir noch Gäste haben. Du bist nicht die Einzige, die die Situation als peinlich und demütigend empfindet. Denk an Ava. Kaum kehrt sie Luke den Rücken, macht sich der Lüstling an dich heran.“
„Männer wie er brauchen das.“ Mel entspannte sich etwas. „Er hält sich für einen tollen Kerl, weil er ein übersteigertes Ego hat, was du glücklicherweise nicht besitzt.“
„Na, hör mal!“, meinte Dev entrüstet und brachte sie damit zum Lachen. Nein, an zu viel Eigenliebe litt Dev nicht, eher an einem übersteigerten Selbstbewusstsein!
„Luke hatte zu viel getrunken“, meinte sie versöhnlich. „Das Ganze ist nicht der Rede wert.“
„Oh doch“, beharrte er. „Komm, lass uns nach draußen gehen. In wenigen Minuten werden auch die anderen aus der Bibliothek kommen, und dann möchte ich nicht hier sein.“ Dev führte sie die Treppe hinunter. „Luke weiß, was ihm blüht, wenn er dich wieder belästigt, aber ich sorge mich mehr um Ava. Je eher sie ihn loswird, umso besser.“
„Damit wird Luke bestimmt nicht einverstanden sein“, gab Mel zu bedenken.
„Er liebt Ava nicht.“
„Falls er überhaupt lieben kann. In jedem Fall ist er äußerst stolz auf sie. Ava ist ungewöhnlich schön …“
„… und sehr reich“, ergänzte Dev. „Sie will ja mit dir sprechen. Da kannst du herausfinden, was sie von ihrer Ehe hält. Wenn sie eine Scheidung wünscht, braucht sie es nur zu sagen. Ihr Geld bekäme Luke nicht. Grandpa bestand seinerzeit auf einer entsprechenden Regelung, was das Vermögen betrifft. Ich möchte auf keinen Fall, dass meine Schwester in einer unglücklichen Ehe leidet. In dieser Familie ist genug gelitten worden.“
„Das Los der Reichen“, scherzte Mel, obwohl sie es ernst meinte.
„Grandpas Anwalt ist der Einzige, der jetzt nicht unter Schock steht.“
„Er kennt Situationen wie die, die wir eben erlebt haben. Testamente sorgen oft für Überraschungen. Ich
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