Romana Extra Band 4 (German Edition)
beschäftigt, heimlich zu schnuppern. Sie wurde noch einmal gegen ihn gedrückt, als der Minibus mit einer letzten wagemutigen Drehung stoppte. Schon standen sie vor der Fassade eines Hotels, das ein behagliches Licht ausstrahlte.
„Na sehen Sie. Das Schlimmste ist schon vorbei.“ Galant half er ihr aus dem Wagen.
„Ich dachte wirklich, wir würden einen Unfall bauen.“ Faye ließ seine Hand los, die er ihr gereicht hatte. „Das hätte zu diesem Tag gepasst.“
Faye spürte seine Berührung auf ihren Schultern, als sie die Stufen hochstieg. Wirke ich tatsächlich so hilflos? fragte sie sich. Sie straffte die Schultern. Sie würde in ein fremdes Land ziehen, ihr Schicksal selbst bestimmen und ein völlig neues Leben beginnen. Sie war nicht hilflos.
An der Lobby wurden sie bereits erwartet. Alles war vorbereitet und sie brauchten nur noch die Gutscheine der Fluggesellschaft vorzulegen. Es ging viel zu schnell. Schon hatte Faye die Codekarte für ihr Zimmer in der Hand und ein Page wartete im Aufzug mit einem Wagen, auf dem sich ihr Gepäck auftürmte.
„Also … herzlichen Dank für Ihre starke Schulter. Ich wäre sonst wirklich durch den Bus gepurzelt.“ Sie lachte gedämpft.
Aber er lächelte nicht zurück, sondern sah sie eindringlich an. „Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe einen Bärenhunger.“
War das eine Einladung zum Abendessen? Ihre erste Reaktion war, ihm höflich abzusagen, doch dann zögerte sie. Warum eigentlich nicht? Sie hatte keinerlei Verpflichtungen mehr. Und war es nicht ihr Plan gewesen, vom heutigen Tag an ihr Leben zu genießen und endlich mal das zu tun, worauf sie Lust hatte? Faye strahlte ihn an. „Sie gehen also essen. Zufällig so gegen acht Uhr?“
„Das war genau mein Plan. Mein Flug fällt aus, damit ich mit einer schönen Frau zu Abend essen kann.“
Mit geröteten Wangen stieg Faye in den Fahrstuhl. Er blickte sie so lange an, bis sich die Tür schloss. Ihre Knie wurden weich. Oh Gott, was machte sie denn da? Sie hatte David erst vor drei Wochen verlassen.
War das gerade wirklich passiert? Hatte er sich wirklich mit einer fremden Frau verabredet? Das letzte Mal, dass er das getan hatte, war lange her, und eigentlich hatte er gedacht, er würde sich noch etwas Zeit damit lassen. Er fühlte sich noch nicht bereit dazu. Nicht nach all dem, was er durchgemacht hatte. Und außerdem gab es da noch einiges zu klären, auch wenn es rein geschäftlich war. Javier drehte sich zum Empfang um und bekam schnell seine eigene Zimmerkarte ausgehändigt.
Als er vor dem Auszug wartete, musste er lächeln. In knapp einer Stunde würde er mit dieser wunderschönen Frau zu Abend essen. Was für eine Frau! Sie war in allem so anders. Sie hatte ein freundliches, offenes Gesicht, aus dem Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sprachen. Sie war warmherzig und vielleicht eine Spur zu naiv, aber dennoch selbstsicher. Sicher würden sie einen angenehmen Abend verbringen. Eine tolle Figur, dachte er, auch wenn er Frauen mit etwas mehr Kurven bevorzugte. Aber sie würden ja schließlich nur gemeinsam essen. Oder etwa nicht? Und überhaupt, was war schon dabei? Er war wieder ein freier Mann. Er konnte tun und lassen, was er wollte.
Ihre verletzliche Art hatte ihn sofort angezogen. Ihre helle, fast durchscheinende Haut, ihre strahlend grünen Augen und ihr rotblondes Haar ließen sie zart und zerbrechlich erscheinen. Zu schön, um wahr zu sein. Diese Engländerin hatte ihn vom ersten Moment an verzaubert, und er fragte sich, woran das lag. Dass sie exakt wie der Gegenpart zu seiner Nochehefrau aussah, konnte doch nicht alles sein. Aber noch mehr als über seine Wahl war Javier über die Tatsache erstaunt, dass er überhaupt mit einer Frau geflirtet hatte. Es lag so lange zurück, dass er sich Frauen gegenüber so verhalten hatte. Normalerweise setzte er seinen Charme Frauen gegenüber nur in beruflichen Zusammenhängen ein. So wie er sich seinen männlichen Kunden gegenüber auch höflich verhielt.
Dann kann ich es also noch, dachte er versonnen, als er sein Zimmer aufschloss. Er trat ans Fenster und blickte hinaus ins Schneetreiben. Wenn er nicht gerade auf einen Flug warten würde, dann sahen diese tiefhängenden weißen Wolken wirklich romantisch aus. Oder war es das Essen mit der Rothaarigen, das ihn in diese Stimmung versetzte? Was hatte diese Frau nur, das ihn so anrührte? Schwungvoll legte er seinen Mantel und seine Anzugjacke ab. Nun, er hatte den ganzen Abend Zeit, das
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