Romana Extra Band 4 (German Edition)
mir wirklich leid. Ich hätte besser aufpassen sollen, aber …“ Mit einem Blick auf die Koffer hob sie hilflos die Schultern. Als würde das alles erklären.
„Tja, den heutigen Tag hatten wir uns wohl alle etwas anders vorgestellt. Sie brauchen sich wirklich keine … Oh, ich glaube, da kommt mein Bus. Wie schade, dass Sie mich nicht früher angefahren haben“, sagte er in einem bedauernden Tonfall. Dann drehte er sich um und ging zügig Richtung Haltestelle.
So ein Mist, dachte Faye. Da langweile ich mich den ganzen Tag und ausgerechnet jetzt begegnet mir so ein gut aussehender Mann. Für ein paar Sekunden beobachtete sie, wie er mit dem Busfahrer sprach. Erst jetzt entdeckte sie die Nummer oben auf dem Kleinbus. Das war ja ihr Bus! Schnell stieß sie ihren Gepäckwagen in die gleiche Richtung. Als sie ihn vor dem Bus mühsam zum Stehen brachte, rutschte einer der Koffer herunter. Faye bekam ihn gerade noch zu fassen, bevor er im Matsch landete. „Fahren Sie zum West Middleton Hotel?“
Der Busfahrer nickte. „Da haben Sie aber Glück gehabt. Der nächste Bus kommt erst in vierzig Minuten.“
Erleichtert blickte Faye durch die seitliche Schiebetür. Zu ihrer Freude stellte sie fest, dass der letzte freie Platz auf der Sitzbank ganz hinten war, wo bereits der schwarzhaarige Mann saß. Sie stieg ein, während der Busfahrer versuchte, ihr ganzes Gepäck zu verstauen.
Der fremde Mann beobachtete sie, als Faye sich dem freien Platz neben ihm näherte. „Verfolgen Sie mich etwa?“, fragte er amüsiert.
„Ach, Sie meinen, wegen des kleinen Attentats mit dem Gepäckwagen? Das war wirklich nicht geplant. Nein, die Fluggesellschaft hat mich heute Nacht im West Middleton Hotel untergebracht. Wenigstens ein Lichtblick.“
„Ja, wenigstens ein Lichtblick.“ Bei diesen Worten sah er sie durchdringend an. Und während in Fayes Worten Enttäuschung lag, klangen seine eher mehrdeutig.
Sie ließ sich auf die Sitzbank fallen. Geschafft! Im Hotel würde sie erst einmal heiß duschen, etwas essen, und dann hoffentlich schnell in einen traumlosen Schlaf fallen. Der heutige Tag war fast vorbei und ab morgen würde ihr Leben besser werden. Endlich würde sich alles zum Guten wenden.
„Was für ein Chaos. Ich habe so gehofft, doch noch heute wegzukommen. Mein Flug ist vier Mal verschoben worden, bis sie ihn komplett gecancelt haben.“ Sie drehte sich zu ihm. Irgendetwas an diesem Gesicht fesselte sie. Kannte sie ihn? Möglicherweise ein früherer Kunde? Als Immobilienmaklerin lernte man sehr viele Leute kennen. Aber ein Mann, der so gut aussah wie dieser, an den würde sie sich doch erinnern? Ihr Magen kribbelte. Das passierte ihr normalerweise nicht bei fremden Männern. Wahrscheinlich lag es eher daran, dass sie seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte.
Hinter ihr fluchte der Busfahrer leise, als er versuchte, auch noch ihren vierten Koffer in das Gepäckfach zu bekommen. Er gab auf und ging um den Bus herum und schnallte Fayes größten Koffer auf dem Beifahrersitz fest.
„Anscheinend haben sie einen längeren Urlaub geplant.“ Der Blick des Schwarzhaarigen blieb auf ihr liegen. Kleine Grübchen tauchten links und rechts von einem strahlenden Lächeln auf, Lachfältchen bildeten sich neben den Augen.
Endlich konnte auch Faye sich ein Lächeln abringen. „Nicht wirklich. Ich ziehe um.“
Zu einer weiteren Unterhaltung kamen sie nicht, denn jetzt stieg der Fahrer ein und mit einem Satz, der die beiden in die Polster drückte, fuhr er los. Sofort lenkte er den Bus in halsbrecherischer Manier durch den knietiefen Schnee. Faye verkrampfte sich. Immer wieder rutschte der Wagen auf der eisglatten Fahrbahn. Da sie keinen Haltegriff entdeckte, krallte Faye ihre Hände in die Sitzpolster. Sie lachte nervös auf, aber dann passierte es: Bei viel zu hohem Tempo brach der Wagen aus und rutschte über die Straße. Eine hohe Schneewehe stoppte das Rutschen.
Fayes leiser Aufschrei ging in den erschrockenen Rufen der anderen Passagiere unter. Sie wurde gegen die Schultern des Mannes geworfen. Der Wagen schlitterte zurück auf die Spur, die nur aus zwei eisglatten Furchen im Schnee bestand. Wieder wurde Faye gegen die breiten Schultern gedrückt. Es war ihr unangenehm, sich diesem fremden Mann so aufzudrängen, und gleichzeitig fühlte es sich so angenehm an. Er roch genauso, wie er aussah – umwerfend gut und absolut männlich. Sie murmelte eine Entschuldigung, aber sah ihn nicht an. Viel zu sehr war sie damit
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