Romana Extra Band 4 (German Edition)
Unbewusst schüttelte sie den Kopf, als könne sie so ihre Sorgen loswerden. Stockend antwortete sie: „Nein, ich weiß noch nicht, was ich nehme. Hauptsache, es ist warm und schmeckt.“
„Sind Sie so leicht glücklich zu machen?“, fragte der Mann amüsiert.
„Nein, ich glaube, im Moment ist es eher so, dass ich so oder so nicht glücklich sein kann. Daher ist es völlig egal, was ich esse.“ Überrascht von ihrer eigenen Offenheit, musste Faye schlucken. Was tat sie denn da? Sie kannte den Mann doch gar nicht.
„Aus dem Mund einer so schönen Frau hört sich das ja schlimm an.“ Sein Blick ruhte auf ihr.
Überrascht sah Faye auf und wollte etwas sagen, ließ es dann allerdings. Fahrig strich sie sich die Haare aus der Stirn. Was Flirten anging, war sie völlig aus der Übung.
„Ist wohl nicht Ihr Tag?“ Seine dunkle Stimme klang warm und weich.
„Ehrlich gesagt, ist es nicht mein Jahr. Seit dem Herbst geht alles schief. Eigentlich kann ich gar nicht schnell genug aus London wegkommen, und ausgerechnet heute muss es schneien. Hätte es denn nicht einfach nur regnen können, wie üblicherweise in England?“
Der Mann wollte etwas erwidern, aber in dem Moment kam der Kellner. Während Faye ihre Bestellung aufgab, fühlte sie den prüfenden Blick des Fremden auf sich. Unsicher straffte sie die Schultern.
„Also ein schlechtes Jahr? Das kenne ich.“
„Sie?“ Faye war erstaunt. „Sie sehen doch so entspannt aus!“
„Ich habe sogar zwei schlechte Jahre hinter mir. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich jedoch ganz froh, heute nicht fliegen zu müssen. Eine Nacht länger in London heißt eine Nacht weniger …“ Er stockte. „Sagen wir mal, es ist alles andere als amüsant zu Hause. Eine leere Wohnung, ein neues Leben und das Einzige, was auf mich wartet, ist die Arbeit.“ Er zuckte vielsagend mit den Schultern.
Faye nickte. Ein Leidensgenosse.
„Verzeihung, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Javier.“ Er streckte ihr seine Hand entgegen.
„Ich heiße Faye.“
Mit sanftem Druck fasste er ihre Hand. Ein Prickeln durchströmte ihren Körper. Sie versuchte, ihre Reaktion zu verbergen, was ihr nur mühsam gelang. Himmel, was war denn nur mit ihr los? Natürlich war sie seit mehreren Wochen emotional stark angespannt, aber das hier war anders. Besser. Aufregender.
Doch auch ihr Gegenüber schien nicht unbeeindruckt von der Berührung zu sein. Javier hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken, ließ die Hand trotzdem nicht los. „Faye, wie die gute Fee aus dem Märchen. Eine schöne Fee, die nicht schnell genug aus dem Heimatland wegkommen kann. Das hört sich nach einer unglücklichen Liebe an.“
Faye schluckte. War es so offensichtlich? „Treffer. Aber eine einsame Wohnung klingt auch nicht gerade nach einem eingefleischten Junggesellen.“ Sie zog die Hand zurück und nippte an ihrem Wein.
„Touché. Was war es bei Ihnen? Scheidung?“
Faye schüttelte den Kopf. „Das wenigstens bleibt mir erspart. Sonst war alles dabei, was man für eine gelungene Trennung braucht. Kaputtes Geschirr, Heulen und Haare raufen, drei Wochen in einem Hotelzimmer und vier Jahre Beziehung in möglichst wenige Koffer packen, während er bei der Arbeit war.“
„Dennoch haben Sie es besser. Ich habe das volle Programm.“
„Oje! Kinder?“ Faye musterte seine Hände. Sie waren gepflegt und trotzdem sehr männlich; kräftige Hände, die sowohl zärtlich wie zupackend sein konnten. Er trug keinen Ehering, und es gab auch keine verräterische Einkerbung oder hellere Haut. Wenn er noch einen Ehering hatte, hatte er ihn schon lange nicht mehr getragen. Verstohlen atmete sie auf.
„Nein, glücklicherweise keine Kinder. Dann wohl doch nicht das volle Programm. Obwohl die Kinder auch irgendwie mit zu dem Paket gehörten. Ich wollte, sie nicht. Aber das war auch nur einer von vielen Gründen, warum es nicht geklappt hat. Der Rest ist …“ Er trank seinen Wein aus, blickte auf ihr halb leeres Glas und orderte eine neue Runde Getränke. „Ich bin mir sicher, wir finden erfreulichere Themen als unsere Beziehungsdramen. Was meinen Sie?“
„Sie haben recht. Lassen Sie uns einfach alles ausklammern, was schwierig ist: Beziehungen, Flüge …“
„Was machen Sie beruflich?“
Faye lachte bitter auf. „Das ist Teil meines Pakets. Deswegen müssen wir das Thema leider auch von der Liste streichen.“
Ihr Essen kam, und während Faye sich hungrig über ihren Salat mit warmem Ziegenkäse hermachte, verzehrte
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