Romana Extra Band 4 (German Edition)
dem Moment wurde Billie klar, dass sie überhaupt nicht zu ihr durchgedrungen war. Lauren fühlte sich nicht im Mindesten schuldig und würde sie deshalb auch nicht um Verzeihung bitten. Um keine Schwäche zu zeigen, hob Billie das Kinn. „Ich möchte nichts mehr mit dir zu tun haben“, erklärte sie angewidert.
„Hat Alexei dir das befohlen? Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauern würde, bis er dich zwingt, den Kontakt zu mir abzubrechen.“ Lauren gestikulierte mit ihrem Glas und verschüttete dabei etwas von dem Wein auf den Teppich. „Aber das ist mir egal … Du warst für mich immer nur ein Klotz am Bein.“
„Na gut.“ Billie ging zur Tür, zutiefst verletzt. Sie hatte ihre Mutter immer geliebt und sich schon als Kind für sie verantwortlich gefühlt. Nun musste sie sich eingestehen, dass diese ihr nie Zuneigung entgegengebracht und ihr tatsächlich oft das Gefühl vermittelt hatte, dass sie ihr nur das Leben schwer machte.
Benommen betrat Billie den Aufzug und fuhr hinunter ins Foyer. Es dauerte einen Moment, bis sie Helios bemerkte. Er stand am Empfangstresen und tat so, als würde er in einer Broschüre blättern. Beinah unmerklich nickte er ihr zu und bedeutete ihr damit, zum Seitenausgang zu gehen, wo eine andere Limousine auf sie wartete. Erst als Helios ihr die Tür öffnete, sah sie, dass Alexei darin saß.
„Was machst du denn hier?“, fragte sie verblüfft. Dann stellte sie fest, dass er immer noch denselben Anzug trug und unrasiert war. „Und wie bist du so schnell hierhergekommen?“
„Es war ein spontaner Entschluss. Ich bin selbst mit dem kleinen Jet hergeflogen.“ Forschend betrachtete er sie, was ihr, aufgewühlt wie sie war, besonders unangenehm war. „Wie war Lauren?“
„Schrecklich“, brachte sie hervor und versuchte dabei verzweifelt, die Tränen zu unterdrücken. „Betrunken“, fügte sie heiser hinzu, nachdem sie ebenfalls eingestiegen war.
Nachdenklich strich er ihr mit einem Finger über die Wange. „Und sie kann ziemlich unangenehm sein, wenn sie getrunken hat, stimmt’s?“
Billie schluckte und nickte. Als sie zu zittern begann, legte er den Arm um sie und zog sie an sich. Nun gab es kein Halten mehr, und sie barg das tränenüberströmte Gesicht an seiner muskulösen Schulter und atmete seinen vertrauten Duft ein. Am liebsten hätte sie sich an ihn geschmiegt und ungehemmt geschluchzt, aber sie durfte sich nicht gehen lassen. Dass er ihr gefolgt war, weil er wusste, wie traumatisch es für sie wäre, ihre Mutter zur Rede zu stellen, bedeutete ihr jedoch sehr viel. „Es hat ihr nicht einmal leidgetan!“, sagte sie gequält.
„Sie muss in eine Entzugsklinik“, stellte er zum wiederholten Mal fest. „Aber das kann nur sie allein entscheiden.“
Billie stieß einen ungläubigen Laut aus, weil sie sich das beim besten Willen nicht vorstellen konnte. Gleichzeitig wurde ihr klar, dass ihre Mutter ein ernstes Alkoholproblem hatte. „Wo ist Nicky?“
„Noch in Frankreich. Ich wollte ihm die Reise nicht schon wieder zumuten.“ Seine Stimme klang so sexy, dass Billie unwillkürlich erschauerte. „Hast du schon gegessen?“
„Ich habe überhaupt keinen Hunger.“
Kurz darauf trafen sie in seinem Haus ein. Da Billie in der Eingangshalle fast über ihre eigenen Füße gefallen wäre, hob Alexei sie kurzerhand hoch. „Du bist ja völlig erschöpft“, tadelte er sie und brachte sie nach oben, nachdem er kurz mit seiner Haushälterin über das Abendessen gesprochen hatte.
Es war schon eine Weile her, seit sie hier das letzte Mal im Obergeschoss gewesen war. Während seiner Verlobung mit Calisto hatte sie dieses als tabu betrachtet, und genauso ging es ihr jetzt, als Alexei sie in sein luxuriöses Schlafzimmer trug. Als sie das große Bett mit den dunkelvioletten und olivfarbenen Kissen und der gleichfarbigen Decke betrachtete, die Calisto ausgesucht hatte, konnte sie sich nur zu gut vorstellen, wie deren blonde Mähne und gebräunter Körper sich auf diesem Hintergrund ausmachten.
„Ich habe dir etwas bestellt. Wenn du gegessen hast, gehst du schlafen“, drängte Alexei, bevor er sie aufs Bett legte und ihr die Schuhe abstreifte.
Dann setzte er sich auf die Kante. Als im nächsten Moment die Haushälterin mit einem Tablett erschien, merkte Billie, dass sie doch ziemlich hungrig war. „Du brauchst nicht bei mir zu bleiben“, informierte sie ihn.
Aufmerksam betrachtete er sie. „Du bist immer noch aufgewühlt …“
Sie verzog das Gesicht.
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