Romana Extra Band 4 (German Edition)

seinem Recht Gebrauch machen. Würde er dann vor Gericht gewinnen? War sie bereit, dieses Risiko einzugehen? Wenn sie das Sorgerecht für das Kind verlor, was wäre ihre Freiheit dann noch wert?
    „Das ist Erpressung“, sagte sie verächtlich.
    „Ich möchte, dass du unserer Ehe eine Chance gibst.“ Kühl erwiderte er ihren wütenden Blick. „Deswegen habe ich Nicky mitgenommen und dich herkommen lassen. Ich hatte ein größeres Ziel, als einfach nur meinen Standpunkt deutlich zu machen!“
    „Ich lasse mich nicht von dir manipulieren und einschüchtern. Und ich glaube nicht, dass der Zweck die Mittel heiligt“, widersprach Billie heftig. „Willst du wissen, was du wirklich erreicht hast? Du hast mir vor Augen geführt, dass ich auf keinen Fall mit einem Mann wie dir verheiratet bleiben kann!“
    Als sie an ihm vorbeigehen wollte, umfasste er mit eisernem Griff ihr Handgelenk. „Ich lasse dich nicht gehen.“
    „Du hast keine andere Wahl!“ Gewaltsam entzog sie ihm ihre Hand.
    „Was ist bloß in dich gefahren?“, brauste er auf. „Ich bin bereit, um dich und unsere Ehe zu kämpfen. Du und Nikolos seid jetzt meine Familie, und ich werde euch nicht verlieren!“
    Familie. Mit diesem Wort verband sie viel. Sie hatte eine unglückliche Kindheit und eine schwierige Jugend mit einer Mutter verlebt, die unfähig gewesen war, die Bedürfnisse ihrer Tochter über ihre eigenen zu stellen. Sie hatte immer ihre Schulkameraden beneidet und sich nach einem ganz normalen Familienleben gesehnt. Und sie war immer davon ausgegangen, dass sie eines Tages eine eigene Familie gründen und alles anders machen würde, damit ihre Kinder sich geliebt und geborgen fühlten. Nun musste sie die Erfahrung machen, dass das Leben nicht so einfach war. Würde sie mit einem Mann verheiratet bleiben, der sie nicht liebte? Würde sie sich damit zufriedengeben, weil sie nicht mehr bekommen konnte und weil sie ihn liebte?
    Grimmig beobachtete Alexei, wie sie sich wieder auf die Bank setzte und das Gesicht abwandte.
    „Ich habe das Gefühl, dass ich überhaupt nicht zu dir durchdringe“, gestand er plötzlich rau.
    „Ja, weil ich mich nicht mehr wie eine Angestellte verhalte“, erwiderte sie zerknirscht. „Ich behaupte mich gegen dich, und das passt dir nicht.“
    „Du hast dich schon immer gegen mich behauptet“, widersprach er.
    Als im nächsten Moment das Telefon in ihrer Tasche klingelte, warf sie ihm einen entschuldigenden Blick zu, bevor sie aufstand und sich einige Schritte damit entfernte. Es war Hilary, doch diese war so aufgeregt und redete so schnell, dass Billie sie erst bitten musste, langsamer zu sprechen.
    „Mum ist … wo ?“, fragte Billie bestürzt. „Und was macht sie?“
    „Es ist zu spät, Billie. Du kannst nichts mehr tun. Lauren hat einen Vertrag unterschrieben und das Geld genommen und verprasst es jetzt in einem Londoner Hotel. Ich habe keine Ahnung, wann der Artikel erscheint. Ich glaube, sie hat ihnen sogar Fotos von Nicky gegeben“, fügte ihre Tante unglücklich hinzu. „Es tut mir so leid. Hätte ich geahnt, was deine Mutter vorhat, hätte ich versucht, sie davon abzuhalten. Ich habe es aber erst erfahren, als sie mich aus London angerufen und damit geprahlt hat, dass sie bald reich und berühmt sein wird!“
    „Was ist los?“, mischte Alexei sich ein, als er Billies bestürzten Gesichtsausdruck und ihren wachsenden Zorn bemerkte.
    „Du musst dich damit nicht belasten, Hilary. In welchem Hotel wohnt sie?“ Nachdem Billie das Gespräch beendet hatte, wandte sie sich wieder an ihn. „Du wirst nicht glauben, was Mum getan hat. Sie hat eine Exklusivstory über uns an irgendeine englische Boulevardzeitung verkauft, die ihr ein Vermögen dafür gezahlt hat. Sie hat den Journalisten sogar Bilder von Nicky zur Verfügung gestellt!“
    „Das musste ja irgendwann passieren.“ Überraschend gleichgültig zuckte Alexei die Schulter. „Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, sie dafür zu bezahlen, dass sie nichts über uns preisgibt. Aber ich wusste, dass du dich nur aufregen würdest, wenn ich ihr so ein Angebot mache.“
    „Warum hättest du sie auch bestechen müssen, damit sie den Mund hält? Wie konnte meine Mutter Fotos von ihrem eigenen Enkel verkaufen ?“, brachte Billie gequält hervor.
    Alexei war nicht überrascht über Laurens Dreistigkeit. Im Laufe der Jahre hatten einige seiner ehemaligen Geliebten, Bekannten und sogar entfernten Verwandten irgendwelche Storys über ihn und seine