Romana Extra Band 4 (German Edition)
nahm ihren ganzen Mut zusammen. Es war ihm bisher nicht gelungen, sie zu bezwingen, und sie würde dafür sorgen, dass es dabei blieb. Es bedurfte mehr als eines einfachen Kamelritts, damit sie ihre Meinung über Scheich Khaled änderte.
„In Ordnung“, sagte sie in einem Tonfall, dessen Tapferkeit sie selbst überraschte. „Lassen Sie uns aufbrechen.“
Doch ein paar Minuten später, als sie sich auf den Weg machten, stellte sich heraus, dass ihre Sorgen mehr als berechtigt gewesen waren. Von dem Moment an, als sie in Khaleds Arme gehoben wurde, wusste sie, dass es eine beschwerliche Reise werden würde.
„Halten Sie sich gut fest“, warnte er, während der Kamelführer das Dromedar antrieb, sich zu erheben, zuerst mit den Hinterbeinen, wodurch Sapphy beinahe vornüber gefallen wäre, wenn Khaled nicht seine Arme fest um ihren Oberkörper geschlungen hätte. Dann richtete das Kamel sich auf seine Vorderbeine auf, und sie wurde mit dem Rücken gegen ihn gepresst.
Schließlich setzten sich die fünf Kamele in Bewegung, Khaled und Sapphy an der Spitze der Karawane, die sich langsam ihren Weg durch den weichen Wüstensand bahnte. Das schwankende Gefühl auf dem Rücken des Tieres war Sapphy sogleich wieder vertraut. Die Erfahrung, Khaleds Körper so nahe an dem ihren zu spüren, war ihr dagegen gar nicht geheuer. Zwischen seinen Schenkeln sitzend, ihr Rücken in ständigem Kontakt mit seiner Brust, konnte sie spüren, wie die Spannung zwischen ihnen mit jedem Schritt zunahm. Khaleds Duft, herb und männlich, umgab sie und fügte dem Cocktail der beunruhigenden Sinneseindrücke noch eine besonders gefährliche Note hinzu.
Es gab keine Möglichkeit, Distanz zu wahren. Wenn sie nicht herunterfallen wollte, musste sie sich an ihn klammern und von ihm festhalten lassen.
Mit jedem Atemzug wurde der Arm, den er um sie geschlungen hatte, schwerer. Aber sie wagte nicht, sich zu bewegen. Schon jetzt hatte sich ein warmes, verlockendes Gefühl in ihrem Unterleib ausgebreitet. Wenn sie sich jetzt noch bewegte, während sie zwischen seinen Schenkeln saß, konnte sie für nichts mehr garantieren.
„Sitzen Sie unbequem?“, erkundigte er sich und beugte sich zu ihrem Ohr vor. „Versuchen Sie einfach, sich zu entspannen.“
Entspannen? Als ob das unter den Umständen möglich gewesen wäre! „Warum haben wir nicht die Autos genommen? Ich dachte, dass ein Wagen mit Allradantrieb hier genauso gut vorankommt wie ein Kamel.“
„Im Allgemeinen vielleicht schon, aber auf der Strecke, die wir vor uns haben, sind Kamele immer noch die besten Transportmittel. Wir erreichen gleich eine Böschung. Mit dem Auto könnte man zwar herumfahren, aber mit den Kamelen können wir den direkten Weg nehmen und dadurch mehrere Stunden Zeit sparen.“
„Was ist mit Hubschraubern?“, wollte sie wissen.
„Das würde doch nicht halb so viel Spaß machen, oder?“
Ihr Schweigen schien ihn zu amüsieren, denn sie konnte sein Kichern an ihrem Rücken spüren. „Außerdem ist der Flughafen doch geschlossen, haben Sie das vergessen? Zu dumm.“
Sie knirschte mit den Zähnen. „Ja, das ist wirklich zu dumm.“
Der Boden wurde felsiger. Statt des feinen Sandes wies der Untergrund immer mehr Kieselsteine auf, und Sapphy bemerkte, dass der Weg unter ihnen anstieg, zunächst nur leicht, doch dann immer steiler. Nun verstand sie, warum es unmöglich gewesen wäre, die Strecke mit dem Auto zurückzulegen. Der schmale Pfad war gerade breit genug für einen Menschen, sogar die Kamele hatten schon Mühe, nicht über den Rand zu treten.
Wenn sie sich umdrehte, konnte sie hinter sich die Wüste sehen. Sie wirkte wie ein goldenes Tuch, dessen Wellen und Falten im Schein der untergehenden Sonne Schatten warfen. Der Anblick war wunderschön, und Sapphy war sich sicher, dass diese Erfahrung ihr Leben zutiefst bereichert hatte.
Die Bewegungen des Kamels wurden unterdessen weniger rhythmisch und weniger vorhersehbar, je näher sie dem Gipfel kamen. Einmal traf einer der gewaltigen Hufe auf lose Erde, und das Tier kam ins Straucheln. Sapphy wurde zur Seite gerissen und wäre beinahe heruntergefallen, wenn Khaled sie nicht festgehalten und näher an sich gezogen hätte.
Diesmal wehrte sie sich nicht, sondern ließ sich gegen ihn sinken und wartete, bis sie den Schreck überwunden hatte. Doch es war nicht der Rhythmus ihres eigenen Herzens, der sie überraschte. Nach außen hin wirkte Khaled so ruhig, so unerschütterlich. Dennoch konnte sie spüren, wie
Weitere Kostenlose Bücher