Romana Extra Band 4 (German Edition)
würde unmöglich sein, ihn von den Eindrücken zu trennen, die sie in diesem fernen und aufregenden Land gesammelt hatte.
Er sah in ihre Richtung und bemerkte ihren Blick. „Sie sind so still“, sagte er, „ist Ihnen die Reise zu anstrengend?“
„Überhaupt nicht“, antwortete sie und lächelte. Khaled hatte recht gehabt. Sie hatte sich so sehr darauf konzentriert, das Kleid fertigzustellen, dass sie kaum das Atelier verlassen hatte. Jetzt genoss sie es in vollen Zügen, den Palast und die Stadt hinter sich gelassen zu haben. „Jebbai ist viel größer, als es auf der Karte aussieht.“
Er lächelte und entblößte eine Reihe ebenmäßiger, weißer Zähne. „Das denke ich auch jedes Mal, wenn ich hier bin. Hier in der Wüste wirkt das Land einfach viel weiter, beinahe unendlich. Im Süden von Jebbai, wo sich die Ölfelder befinden, gibt es mehr Städte und eine bessere Infrastruktur. Im Gegensatz dazu ist das Land hier fast unbewohnt, wenn man einmal von den wenigen Nomadenstämmen absieht.“
„Wenigstens kann man die Wüste heutzutage in einem Geländewagen mit Allradantrieb durchqueren. Das ist sehr viel praktischer als mit dem Kamel.“
Er sah sie überrascht an. „Sprechen Sie aus Erfahrung?“
„Ich bin schon häufig auf Kamelen geritten“, erklärte sie und strich sich die Haare aus der Stirn.
Wieder sah er zu ihr herüber, doch diesmal schien es, als glaube er ihr kein Wort.
„Wirklich“, versicherte sie ihm. „Im Landesinneren von Australien gibt es jede Menge Kamele, die Nachkommen der Tiere, die im achtzehnten Jahrhundert als Lasttiere benutzt wurden. Heute werden sie eingefangen und in die Städte gebracht, damit Kinder auf ihnen reiten können, am Strand oder auf Jahrmärkten. Unser Kindermädchen hat früher jedes Jahr mit uns einen Ausflug ans Meer gemacht, wo wir alle reiten durften. Opal, meine ältere Schwester, mochte die Ponys am liebsten, aber meine Zwillingsschwester Ruby und ich, wir wollten immer auf einem Kamel reiten.“
„Ich bin beeindruckt“, gab er anerkennend zurück. „Sie sind eine Frau mit vielen Talenten.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Sie können sich ruhig über mich lustig machen, aber mir hat es damals einen Riesenspaß gemacht.“
„Wer sagt denn, dass ich mich über Sie lustig mache?“, fragte er mit todernster Miene. „Man kann nie wissen, wann sich eine Fähigkeit wie Kamelreiten einmal als nützlich erweist.“
Sie rollte hinter ihrer Sonnenbrille die Augen, doch insgeheim war sie zufrieden, dass es ihr gelungen war, ihn zu überraschen. Er schien ein ganz anderer Mensch zu sein, wenn sie über neutrale Themen sprachen, wenn der Groll, den er üblicherweise mit sich herumtrug, von ihm abgefallen war.
Die nächsten zwanzig Minuten fuhren sie schweigend. Die Straße war inzwischen gänzlich unter dem Sand verschwunden, sodass der Untergrund immer unebener geworden war. Sapphy wurde auf ihrem Sitz hin und her geschleudert, und allmählich war sie es satt, in einem Fahrzeug eingesperrt zu sein, das sich ohnehin nur kriechend durch den Sand fortbewegte.
Sie griff nach ihrer Wasserflasche und nahm einen Schluck. „Wie lange noch?“
„Wir halten gleich an.“
„Das heißt, wir sind bald da?“
„Warten Sie es ab“, sagte er und lächelte. „Ich glaube, es wird Ihnen gefallen.“
Es dauerte nicht lange, bis sie eine relativ flache Stelle erreichten, an der zwischen den Dünen ein altes Gebäude aus Lehmziegeln stand. Ganz offensichtlich war die Straße hier zu Ende, aber was ihr an diesem verlassenen Ort gefallen sollte, war Sapphy ein Rätsel.
Die beiden Wagen parkten in einer Art Schuppen, und die Männer begannen auszuladen.
„Sie sollten das hier anziehen“, wandte Khaled sich an Sapphy und reichte ihr ein Bündel, das er unter dem Fahrersitz hervorgezogen hatte. „Es wird Sie vor der Sonne und dem Wind beschützen.“
„Wozu das?“
„Unsere Reise ist noch nicht vorbei“, erklärte er.
„Was meinen Sie damit?“
„Sehen Sie selbst“, antwortete er und deutete auf etwas hinter ihrem Rücken.
Ein vertrauter Laut ließ sie zusammenfahren, und sie drehte sich um. „Kamele!“, rief sie überrascht.
Der Mann, der die ersten Kamele führte, grinste breit, als er Sapphys freudige Miene sah, und entblößte einen Mund, in dem sich nur noch drei Zähne befanden.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Nase des ersten Kamels zu streichen. Das Tier sah sie kurz an und ließ sie dann gewähren.
„Sie
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