Romana Extra Band 4 (German Edition)

zu ihr durch, dass sich etwas verändert hatte. Obwohl es immer noch mitten in der Nacht war, wusste sie, dass ein neuer Tag begonnen hatte. Und obwohl sie immer noch Sapphy Clemenger war, war sie doch zugleich ein neuer Mensch.
    Sie betrachtete Khaled, der mit geschlossenen Augen und gleichmäßig atmend neben ihr lag. Selbst im Schlaf strahlte sein makelloser Körper noch Kraft und Autorität aus.
    Er war es, der sie verändert hatte.
    Niemals zuvor hatte sie solches Verlangen erlebt, niemals solche Leidenschaft erfahren, und selbst in ihren wildesten Träumen hätte sie nicht für möglich gehalten, dass Sex so unfassbar herrlich sein konnte. Nicht dass ihr Liebesleben vorher schlecht gewesen wäre, doch rückblickend erschien es ihr, als hätten ihre bisherigen Erfahrungen sich auf einer ganz anderen Ebene abgespielt, als habe die ganze Zeit über etwas Wichtiges gefehlt.
    Wenn diese Nacht auch ansonsten keine Konsequenzen haben würde, so würde Sapphy wenigstens ein paar Erinnerungen zurückbehalten, die sie warmhalten würden, wenn sie wieder alleine in ihrer Wohnung in Mailand war.
    Mailand. Schon übermorgen konnte sie wieder dort sein, vorausgesetzt, der Flughafen öffnete wie geplant. Doch obwohl sie noch vor wenigen Stunden alles dafür getan hätte, um möglichst schnell wieder nach Italien zurückzukehren, hatte die Stadt auf einmal ihren Reiz verloren. Irgendwie konnte sie sich auch nicht vorstellen, wieder in ihrem alten Job zu arbeiten, so als sei nichts geschehen. Selbst das hektische und unbeständige Modegeschäft erschien Sapphy jetzt farblos und trist im Vergleich zu ihrem Besuch in Jebbai.
    Vielleicht sollte sie sich als Erstes Urlaub nehmen und nach Australien fliegen, um ihre Schwestern und Pearl zu besuchen. Sie hatte in den letzten Monaten so viele Überstunden gemacht, dass ihr ein paar freie Wochen zustanden, und außerdem konnte sie ja auch unterwegs an neuen Entwürfen und Skizzen arbeiten. Sie beschloss, mit Gianfranco zu sprechen, sobald sie zurück in Mailand war.
    Khaled öffnete die Augen, und ihr wurde bewusst, dass sie ihn die ganze Zeit über angestarrt hatte. Er lächelte und streckte eine Hand aus, um ihr über die Wange zu streichen.
    „Du siehst so nachdenklich aus“, sagte er.
    Sie wandte den Kopf ab. Khaled brauchte nicht zu wissen, dass sie ihrer Rückkehr nach Mailand mit gemischten Gefühlen entgegensah. Schließlich hatte das nichts mit ihm zu tun. Oder doch? „Ich habe nur an meine Familie gedacht.“
    Er rückte näher an sie heran und küsste ihren Nacken. „Du sprichst nicht häufig von ihnen. Eigentlich hast du bisher nur erwähnt, dass du mit deinen Schwestern auf einem Kamel geritten bist. Erzähl mir von ihnen.“
    Sie bemühte sich, das Gefühl zu ignorieren, das seine Lippen auf ihrem Schlüsselbein hinterließen. Obwohl seine Küsse vor allem Anteilnahme und Trost versprachen, lag doch auch etwas Sinnliches darin.
    „Ich habe sie schon länger nicht mehr gesehen.“
    „Steht ihr euch denn nicht nahe?“, fragte er.
    „Nicht mehr so wie früher.“
    „Was ist passiert?“
    Sie seufzte und rollte ein Stück von ihm weg. „Nichts Schlimmes. Meine Mutter ist zurückgekommen.“
    Er schwieg ein paar Sekunden lang. Dann sagte er: „Das verstehe ich nicht.“
    Sapphy drehte sich wieder zu ihm um. „Wir hatten geglaubt, dass sie gestorben sei, als Ruby und ich vier waren. In Wahrheit hatte sie all die Jahre im Ausland gelebt, verbannt von unserem Vater.“
    „Wie habt ihr sie gefunden?“
    „Opals Mann Dominic hat sie in England ausfindig gemacht und zurück nach Sydney geholt. Sie lebt jetzt dort, in dem Hotel, das Opal führt. Unser Vater ist vor ein paar Jahren gestorben. Er war immer beschäftigt, als wir klein waren, und so sind wir hauptsächlich von Kindermädchen aufgezogen worden. Vor allem aber hat Opal auf mich und Ruby aufgepasst.“
    „Magst du deine Mutter denn nicht?“, erkundigte Khaled sich vorsichtig.
    „Doch. Versteh mich nicht falsch, Pearl ist wunderbar. Aber es ist schwierig, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ich überhaupt eine Mutter habe. Jahrelang hatten wir gedacht, sie sei tot. Und jetzt ist sie wieder da, und dadurch hat sich alles geändert. Opal ist jetzt selbst Mutter, ihre Tochter Ellie fängt gerade an zu laufen. Die Kleine liebt ihre Großmutter, und Opal und Pearl stehen sich dadurch ebenfalls sehr nahe. Und Ruby arbeitet in Broome und ist einfach so weit weg.“
    Er legte den Arm um Sapphys Schulter und zog