Romana Extra Band 5 (German Edition)
Vorsicht begann ihre Haut zu prickeln, während sie ihn verstohlen musterte.
Seine ungeheure männliche Attraktivität schockierte sie. Seine Haut war sonnengebräunter als die seines Bruders, und er besaß eine extrem maskuline Ausstrahlung, die Michael zu fehlen schien. Die dünnen Strahlen der Morgensonne verstärkten den Effekt zusätzlich, weil sie die Konturen seines Gesichts noch härter erscheinen ließen. In seinen Augen lag keine Spur von Wärme.
„Ich hatte noch nie die Angewohnheit, lange zu schlafen“, sagte Theo. „Selbst in den Ferien nicht. Und Sie offensichtlich auch nicht. Und es ist mir nicht entgangen, dass Sie telefoniert haben.“
„Haben Sie mir nachspioniert?“, fragte Abby. Wie lange hatte er schon hinter ihr gestanden, bis er sich bemerkbar machte? Hatte er etwa ihr Gespräch belauscht? Sie und Michael waren zu dem Schluss gekommen, Jamie noch nicht zu erwähnen. Einen Schritt nach dem anderen, hatte Michael gesagt. Und der erste Schritt war, sie seiner Familie vorzustellen.
Intuitiv ahnte Abby, dass es ein großer Fehler wäre, Theo jetzt von ihrem Sohn zu erzählen.
„Diese Frage finde ich ein wenig seltsam“, spekulierte Theo. Gestern Abend hatte sie in dem hellrosa Kleid jung und verletzlich gewirkt, und jetzt, obwohl sie Jeans und T-Shirt trug, hatte er denselben Eindruck. Ihre Haare waren von einem schimmernden Blond, für das die meisten Frauen sehr viel Geld ausgeben würden. Jung, verletzlich und natürlich – die besten Voraussetzungen, um einen Mann in die Falle zu locken. Denn welcher Mann konnte schon jungfräulichem Charme widerstehen?
„Warum glauben Sie, ich hätte Ihnen nachspioniert?“, fragte er. „Dann würde ich ja vermuten, Sie hätten etwas zu verbergen. Und das haben Sie doch nicht, oder …?“
Abby spürte, wie sie errötete. Ihre Blicke trafen sich, und sie öffnete den Mund, um seine Frage mit einem Lachen abzutun, aber kein Laut kam über ihre Lippen.
Etwas zu verbergen. Womit soll ich anfangen? hätte sie fragen können. Allein der Gedanke daran, dass er irgendetwas herausfinden könnte, ließ sie innerlich erschauern.
„Ich sollte wieder ins Haus gehen“, meinte sie schließlich und erhob sich mit weichen Knien.
„Warum? Es wird noch mindestens eine Stunde dauern, bis die anderen aufstehen. Ich wollte gerade schwimmen gehen. Warum leisten Sie mir nicht Gesellschaft?“ Theo hätte sich selbst ohrfeigen können. Die erste Regel der Jagd lautete, das Wild nicht zu erschrecken. Und was hatte er getan? Er hatte lauthals zum Angriff geblasen.
„Ihnen Gesellschaft leisten?“, wiederholte Abby entsetzt. „Nein, es ist wirklich ein nettes Angebot, aber ich werde Sie in Ruhe lassen …“ Sie ging ein paar Schritte rückwärts, doch dann ließ er ein Lächeln aufblitzen. Ein Lächeln von einem so unglaublichen Charme, dass sie beinahe gestolpert wäre.
„Ich bin ein Mann, der Ruhe nur schwer ertragen kann“, murmelte er. „Was meinen Sie? Ist das sehr traurig?“
„Ja. Ehrlich gesagt, ja“, antwortete sie atemlos, und er runzelte die Stirn.
„Warum?“
„Ich muss gehen.“
„Aber doch nicht jetzt. Wie grausam wäre das denn? Erst nennen Sie mich traurig und dann laufen Sie ohne weitere Erklärung davon.“
„Oh nein, ich wollte nicht … was ich meinte, war …“
„Holen Sie Ihren Badeanzug. Wir können dieses Gespräch im Pool weiterführen. Oder vielleicht würde es Sie glücklicher machen, am Beckenrand zu sitzen und mir beim Schwimmen zuzusehen?“
„Ja! Ich meine … nein!“
„Außerdem“, fuhr Theo genüsslich fort, „Michael würde es bestimmt freuen, wenn wir beide uns besser kennenlernen. Er wäre entsetzt, wenn ihm der Gedanke käme, dass ich … Ihnen Angst einjage.“
2. KAPITEL
Abby hielt sich selbst für eine Kämpferin. Fast wäre sie am Ende der Beziehung zu Jamies Vater zerbrochen, doch sie hatte die Schwangerschaft ohne Unterstützung gemeistert, und sie zog ihren Sohn ganz allein groß. Weder konnte sie ihre Eltern um Hilfe bitten, noch verfügte sie über ein weitverzweigtes Netzwerk von besorgten Verwandten. Ihre beiden Waffen waren ihr Wille, das Baby auf die Welt zu bringen, und ihr Entschluss, ihm all ihre Liebe zu geben.
Theo Toyas Behauptung, sie würde vor ihm davonlaufen, hatte dieselbe Wirkung auf sie wie ein rotes Tuch auf einen Stier.
Wie erwartet schlief Michael noch, als sie ihr gemeinsames Zimmer betrat, um einen Hut, Sonnencreme und ein Buch zu holen. Ohne ihn zu wecken, ging
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