Romana Extra Band 5 (German Edition)
aber nicht oft gesehen. Wir waren beide sehr beschäftigt.“
„Seine Restaurants sind fantastisch“, begeisterte sich Abby, um das sichere Thema fortzuführen. „Eines ist im Stil eines Pubs gehalten, sehr gemütlich, aber mit erstklassigem französischem Essen. Das andere ist ausgefallener eingerichtet, dafür sind die Menüs schlichter. Für beide Restaurants gibt es eine Warteliste von zwei Monaten.“
„Was für eine brillante Lobpreisung der kulinarischen Abenteuer meines Bruders“, entgegnete Theo. „Ich bin mir sicher, dass er Ihren Enthusiasmus sehr inspirierend findet.“
Abby fiel es immer schwerer, sich nicht anmerken zu lassen, wie groß ihre Abneigung gegen Theos arrogantes Verhalten war. Sie wusste, dass er versuchte, den schwachen Punkt in ihrer Geschichte zu finden, um sie des Betrugs überführen zu können.
„Das hoffe ich“, meinte sie deshalb. „Es ist schwer, sich selbstständig zu machen. Unterstützung ist unbezahlbar.“
„Und irgendwann war mein Bruder dankbar für Ihre unbezahlbare Anteilnahme an seinem Leben?“
„Ich war nicht die Einzige, die auf seinen Erfolg vertraute.“
Aber ich wette, du warst die Einzige, die mit sehr überzeugenden weiblichen Tricks gearbeitet hat, dachte Theo. Abigail Clinton mochte nicht über einen offensichtlichen Sex-Appeal verfügen, doch selbst er musste zugeben, dass etwas Faszinierendes von ihr ausging.
„Sie sollten Ihren Badeanzug anziehen“, sagte er, um das Thema zu wechseln. „Das Wasser ist herrlich.“
„Ich habe keinen mitgebracht.“
„Wie bitte?“
Abby errötete. „Ich … ich kann nicht schwimmen“, gestand sie zerknirscht, wurde dann aber wütend, weil er sie zuerst fassungslos anstarrte, dann taktlos grinste. „Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Viele Menschen können nicht schwimmen. Sie sind in der Nähe des Meeres, umgeben von Swimmingpools aufgewachsen, aber ich nicht!“
Theos Interesse war geweckt. Er war auf wertvolle Informationen aus gewesen, Informationen, die er gegen sie verwenden konnte. Doch dieser nutzlose Schnipsel machte ihn neugierig.
„Ich wusste nicht, dass das die Voraussetzung ist, um schwimmen zu lernen“, meinte er und beobachtete ihr gerötetes Gesicht. „Ich dachte, an Englands Schulen sei Schwimmen Teil des Lehrplans.“
„Vielleicht!“ Sie hatte gesprochen, ohne nachzudenken. Es war nicht schwer, seine nächste Frage zu erraten, und so wartete sie schweigend auf das Unvermeidbare.
„Sie meinen, Sie sind nicht in England zur Schule gegangen? Sind Sie in Australien aufgewachsen? Sind Ihre Eltern deshalb dorthin zurückgekehrt?“
„Nein, ich bin nicht in Australien aufgewachsen. Ich hatte eine ungewöhnliche Kindheit“, murmelte sie schließlich.
„Wie ungewöhnlich?“ Theo setzte sich auf und sah sie – wie Abby fand – etwas zu interessiert an.
Konnte er denn nicht sehen, dass ihr dieses Thema unangenehm war? Doch, dachte sie verdrießlich, das tat er. Was für ihn aber eben kein Grund war, das Thema fallenzulassen. Andererseits war ihre Kindheit nun wirklich kein großes Geheimnis.
„Meine Eltern waren … ein bisschen unkonventionell. Sie sind viel gereist.“
„Sie meinen, Ihre Eltern waren Zigeuner?“
„Natürlich waren sie keine Zigeuner! Nicht, dass ich etwas gegen Zigeuner habe. Aber sehe ich wie eine Zigeunerin aus?“ Sie nahm den Hut von ihrem Kopf und hielt ihm eine Strähne ihres langen blonden Haars entgegen. Theo genoss die surreale Wendung, die ihr Gespräch genommen hatte. Er nahm die Strähne in die Hand und untersuchte sie sorgfältig,
„Könnte gefärbt sein“, kommentierte er.
„In meinem ganzen Leben habe ich mir noch nie die Haare gefärbt.“
„Dann erklären Sie mir alles.“
„In Ordnung. Wenn Sie es unbedingt wissen müssen. Meine Eltern waren … waren … Hippies.“ Sie hatte es tatsächlich gesagt. Jetzt wartete sie auf seinen Lachanfall. Stattdessen sah er sie weiterhin neugierig an. „Sie glaubten nicht an materielle Besitztümer und wollten sich nicht an einen Ort binden. Als ich älter wurde, hat mir meine Mutter erklärt, das Leben sei ein Abenteuer. Und wie abenteuerlich ist es, ein Haus zu bauen, die Hypothek abzubezahlen und einen Job in der Bank zu haben? Deshalb sind wir gereist. Selbstverständlich bin ich zur Schule gegangen, aber wir waren nie lange an einem Ort, nie lange genug, um …“
„Um schwimmen zu lernen? Freundschaften zu schließen?“
„Natürlich habe ich Freunde! Sogar sehr viele.“
Weitere Kostenlose Bücher