Romana Extra Band 5 (German Edition)
die Stille zu genießen.“
„Ist das nicht ein bisschen einsam, hier allein Ferien zu machen?“ Gegen ihren Willen führte Abby das Gespräch weiter. Das Thema kam ihr relativ sicher vor, und ob es ihr gefiel oder nicht, seine tiefe samtweiche Stimme hatte etwas Hypnotisierendes an sich.
„Meistens begleitet ihn meine Mutter.“ Theo ließ seinen Blick über die Landschaft schweifen.
„Und verbringen Sie Ihre Ferien auch immer hier?“, fragte Abby neugierig.
„Ich mache überhaupt keine Ferien“, erwiderte er tonlos.
„Warum nicht?“
„Wie bitte?“
„Warum machen Sie keine Ferien? Gehören Sie zu den Menschen, die Entspannung für eine Sünde halten?“
Theo sah sie ungläubig an. Die Art und Weise, wie sie die Frage gestellt hatte, grenzte an Unverfrorenheit. Und das war eine Eigenschaft, die er weder bei den Menschen, mit denen er arbeitete, noch bei Frauen allgemein sonderlich schätzte. Er fühlte, wie sich sein Puls vor Wut beschleunigte, weil sie ihn weiterhin ruhig und ein wenig verächtlich musterte.
Eine Heiratsschwindlerin, dachte er, eine gewöhnliche kleine Heiratsschwindlerin wagt es, mit mir die Schwerter zu kreuzen.
„Ich leite ein Firmenimperium, Miss Clinton, und, wie seltsam Ihnen das auch erscheinen muss, alle zwei Wochen Urlaub zu machen, ist nicht der Schlüssel meines Erfolges.“
„Die Menschen glauben immer, sie seien unersetzbar, doch das stimmt nicht. Michael sagt, seine wichtigste Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die beiden Restaurants und der Nachtclub auch ohne ihn zurechtkommen. Das ist so ähnlich wie bei Kindern. Man tut alles für sie, und natürlich brauchen sie unsere Hilfe, solange sie klein sind. Doch letzten Endes geht es nur darum, dass sie irgendwann ihren eigenen Weg gehen. Dann haben die Eltern gute Arbeit geleistet.“
„Und woher haben Sie dieses Wissen über Kinder?“
Abby hätte sich ohrfeigen können. Theo Toyas war gefährlich. Sie hätte aufpassen müssen und sich nicht von bedeutungsloser Konversation einlullen lassen dürfen. „Das war nur ein Beispiel.“ Sie zuckte die Schultern, was seine Wut nur weiter steigerte. Und, um ihrem Verhalten die Krone aufzusetzen, wandte sie auch noch den Blick von ihm ab.
Sein Plan, mehr über sie herauszufinden, war fehlgeschlagen. Deshalb entschied er sich, die weitere Befragung auf später zu verschieben. „Selbstverständlich sind meine Mitarbeiter ausgesprochen fähig und loyal, aber ich behalte die Zügel gerne in der Hand. Nennen Sie das die ‚griechische‘ Methode.“ Ihr Gesicht, genau wie ihr Körper, war ausgesprochen hübsch. Plötzlich ertappte er sich, wie er sie anstarrte. Ärgerlich senkte er den Kopf.
„Okay.“
„Wie bitte?“
„Wenn Sie sich dann besser fühlen, nenne ich es die ‚griechische Methode‘.“
Theo konnte sich nur noch mühsam beherrschen. „Wie lange kennen Sie meinen Bruder schon?“
„Oh, seit ein paar Jahren.“
„Sie sind seit ein paar Jahren mit ihm zusammen, und erst jetzt stellt er Sie seiner Familie vor? Das fällt mir sehr schwer zu glauben. Michael ruft unsere Mutter jede Woche an.“
„Ich sagte, ich kenne ihn seit ein paar Jahren, und das stimmt. Wir sind Freunde.“ Abby wusste, dass sie sich auf gefährliches Terrain begeben hatte. Und sie wusste auch, was Theo vorhatte. Sie musste ihn davon überzeugen, dass sie die Wahrheit sagte. Und das war natürlich unmöglich, solange er sich über sie ärgerte …
Deshalb setzte sie ein Lächeln auf. Ein warmes Lächeln, wie sie hoffte. „Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Michael hat alle Eigenschaften, die ich bei einem Mann bewundere. Er ist freundlich, zuvorkommend und bescheiden. Wahrscheinlich sind Sie der Meinung, dass ihm gerade diese Eigenschaften bei seinen Geschäften hinderlich sind, aber das Gegenteil ist der Fall. Alle Angestellten mögen ihn, und ich auch.“
„Und wie haben Sie sich kennengelernt?“ Theo konnte die Aufrichtigkeit in ihrer Stimme hören, doch ihre Schilderung kam ihm etwas zu glatt vor, um wahr zu sein. Sobald viel Geld im Spiel war, hörten Menschen auf, ehrlich zu sein.
„Ich habe für ihn gearbeitet“, sagte Abby. „Ich habe mich um die Buchführung seiner Restaurants gekümmert. Am Anfang gab es nur mich und eine Sekretärin, mittlerweile ist das Team auf zehn Personen angewachsen. Sie waren noch nie in Brighton und haben Michael besucht, oder?“
„Es ist einfacher, wenn mein Bruder nach London zu mir kommt. In letzter Zeit haben wir uns
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