Romana Extra Band 5 (German Edition)
meinte sie. „Du bist kein Jüngling mehr. Die Dynastie braucht Erben, Theo.“
„Und die wird sie bekommen“, murmelte er.
„Alexis Papaeliou wird auch kommen“, fiel Lina ihm ins Wort. „Sie würde so gut zu dir passen.“
„Alexis … ja, ich erinnere mich. Und ich muss gestehen, dass drei Monate Enthaltsamkeit wirklich eine lange Zeit sind.“ Er grinste, weil seine Mutter wegen seines intimen Geständnisses errötete. „Andererseits“, fuhr er fröhlich fort, „brauche ich mich nicht mehr zu beeilen. Michael hat das Rennen um die Hand einer Frau gewonnen.“
„Also Theo …“
„Wo ist denn das glückliche Paar?“, fragte er leichthin.
„Sie werden gleich nach unten kommen“, antwortete sie. „Und Theo … sei friedlich.“
„Mama, ich bin immer friedlich.“ Er seufzte, weil sie den Kopf schüttelte.
„Michael liebt diese Frau. Das fühle ich. Verdirb nicht alles.“
„Das werde ich mir merken.“ Und bevor ihm seine Mutter noch ein Versprechen abnehmen konnte, das er sowieso nicht zu halten gedachte, zog er sie zu einigen Verwandten hinüber.
Endlich kamen die beiden. Sobald die Frau das Lichtermeer im Garten entdeckt hatte, legte sie eine Hand auf Michaels Arm, und er streichelte in einer beruhigenden und beschützenden Geste über ihre Hand. Theo beobachtete, wie sie Michael ansah und etwas zu ihm sagte, woraufhin sein Bruder ihr ein warmes Lächeln schenkte.
Was für eine herzerweichende Scharade, dachte Theo.
Ihr Outfit hatte jedenfalls nur den Zweck, die Gäste von ihrer Tugend zu überzeugen. Nahezu züchtig lag das Oberteil eng an ihrer Brust an, und nur der Rock schwang weit um ihre Knie. Und es war rosa. Hellrosa – eine Farbe, die man mit unschuldigen Kindern assoziierte. Sie stand da, nervös und zögernd, und schien ganz in ihrer Rolle aufzugehen. Sie hatte die Haare hochgesteckt, sodass ihr zarter Nacken verletzlich entblößt war. Genau so, dachte er, sieht sie aus. Verletzlich. Verärgert eilte er auf die beiden zu, begrüßte seinen Bruder und konnte sich endlich ihr zuwenden.
„Meine Verlobte, Abby“, grinste Michael. „Aber wahrscheinlich weißt du das längst. Neuigkeiten“, sagte er an Abby gewandt, „breiten sich in dieser Familie mit Schallgeschwindigkeit aus.“
Abby lächelte und versuchte verzweifelt, die Gegenwart des Mannes neben Michael zu ignorieren. Er hatte ihr viel von seinem Bruder erzählt. Deshalb hatte sie sich immer vorgestellt, die beiden Brüder würden sich ähneln. Sanftmütig, aufmerksam und humorvoll.
Das Bild hätte nicht weiter von der Wirklichkeit entfernt sein können.
An diesem Mann war nichts Sanftmütiges. Sein Haar war länger als das seines Bruders und lockte sich im Nacken. Seine Augen funkelten wie Edelsteine. Seine Gesichtszüge waren härter und präziser definiert. Alles in allem erschreckte er sie; kalte Schauder liefen ihr über den Rücken. Obwohl sie keine Ahnung hatte, warum sie sich vor ihm fürchten sollte.
Jetzt sprach er sie direkt an, stellte eine harmlose Frage über das Wetter in Brighton. Aber als Abby ihn ansah, fühlte sie, dass sich etwas Dunkles und Bedrohliches hinter seiner freundlichen Fassade verbarg.
Gleichzeitig schien sein Blick den ihren wie magisch anzuziehen, was faszinierend und gleichzeitig Angst einflößend war.
Instinktiv schmiegte sie sich enger an ihren Verlobten, hoffte bei ihm Schutz zu finden, und spürte gleichzeitig, dass sein Bruder sie unverwandt beobachtete.
Dieser Mann war ein Sinnbild von Macht und Gefahr. Sie hörte sich selbst zu, wie sie irgendeinen Unsinn über den Winter an Englands Küsten stammelte, dann etwas über das wunderbare Wetter auf Santorin und wie schön es doch war, die Abende draußen ohne Jacke verbringen zu können. Mitten in ihrer gequälten Antwort wandte Michael sich ab, um einen weiteren Drink zu holen. In Abby stieg eine unerklärliche Panik auf.
„So warm scheint Ihnen nicht zu sein“, sagte Theo. „Sie zittern.“
„Oh, ich … ich schätze, ich bin nur … ein bisschen nervös.“
„Aber doch sicherlich nicht, weil Sie meine Familie kennenlernen?“ Ohne zu lächeln, suchte er ihren Blick. „Obwohl ich verstehen kann, dass es natürlich ein Unterschied ist, ob Sie mit Michael allein zurechtkommen müssen – oder mit uns allen.“
„Was meinen Sie mit ‚zurechtkommen müssen‘?“, fragte Abby schneidend.
„Warum kommen Sie nicht mit, und ich stelle Ihnen die anderen vor?“ Er legte eine Hand auf ihren Arm, um sie zur
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