Romana Extra Band 5 (German Edition)
gefreut. Ich hasse es, sie enttäuschen zu müssen, aber gestern Abend hat mir einer der Küchenchefs eine E-Mail geschickt; es gibt Probleme bei der Lieferung der Meeresfrüchte.“
Wieder schickte Abby ihm einen warnenden Blick, den Michael ebenfalls ignorierte. „Aber wenn du arbeiten musst, Theo“, fuhr er ungerührt fort, „könntest du Abby dann vielleicht mit dem Wagen in die Stadt fahren?“
„Meine Arbeit kann warten“, unterbrach Theo seinen kleinen Bruder entschlossen. Selbstverständlich hatte er die Blicke bemerkt, die Abby Michael zugeworfen hatte. Ganz offensichtlich wollte Miss Clinton nicht mit ihm zusammen wegfahren, und er fragte sich, warum. Nun, das Risiko, sich in ihrem Lügengebilde zu verheddern, wurde mit der Zeit natürlich immer größer.
Abby versuchte verzweifelt, keine entsetzte Miene aufzusetzen.
„Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen unsere kleine Insel zu zeigen“, sagte Theo. „Treffen wir uns doch in einer Stunde.“ Er freute sich wirklich darauf, den Tag mit ihr zu verbringen. Sein Lächeln wurde breiter. Dieser Ausflug verschaffte ihm die Gelegenheit, nicht nur das Mädchen kennenzulernen, sondern ihr auch zu zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt war. Einige Stunden der Zweisamkeit sollten Wunder wirken …
3. KAPITEL
Theo wartete bereits auf sie. Ihr Herz klopfte schneller, als sie ihn sah. Er stand in der Einfahrt, gegen einen der Wagen gelehnt, und telefonierte.
Der einfachste und sicherste Weg, das Misstrauen seines Bruders aus der Welt zu schaffen, sei, mit ihm diesen Ausflug zu machen, hatte Michael argumentiert. Theo würde das Interesse an ihr verlieren, sobald er erkannte, dass sie ein offener freundlicher Mensch sei, der nichts zu verbergen hatte.
Michael hatte schon immer die Fähigkeit besessen, seinen Willen durchzusetzen, und Abby wusste auch, warum. Sie vertraute ihm. Dennoch verspürte sie jetzt einen Anflug von Furcht.
Als Theo ihre Schritte hörte, wandte er sich zu ihr um, schloss sein Handy und steckte es in die Hosentasche. Er trug khakifarbene Bermudashorts und ein kurzärmliges T-Shirt. Zusammen mit der dunklen Sonnenbrille wirkte er in diesem Outfit cool, lässig und sehr weltgewandt.
„Sie müssen das wirklich nicht auf sich nehmen“, sagte Abby, sobald sie in Rufweite war. „Ihre Arbeit wartet auf Sie, und mir macht es überhaupt nichts aus, den Tag mit einem Buch im Garten zu verbringen.“
Theo neigte kurz den Kopf, um zu zeigen, dass er ihren Vorschlag gehört hatte. Aber anstatt zu antworten, öffnete er die Beifahrertür.
„Im Garten zu lesen ist wohl kaum ein angemessener Ersatz für das Abenteuer einer Inselbesichtigung, oder?“, sagte er, als beide im Wagen saßen.
Hinter den dunklen Gläsern der Sonnenbrille konnte sie seine Augen nicht sehen, doch den Triumph, der jetzt in ihnen schimmern würde, konnte sie sich nur allzu gut vorstellen.
„Ich will keine Abenteuer erleben“, meinte Abby. Wegen der Hitze des Tages hatte sie ihre Jeans gegen einen kurzen Limonen grünen Rock und eine ärmellose weiße Weste eingetauscht. Obwohl sie wusste, dass Theo kein Interesse an ihren Beinen hatte, fühlte sie sich nun ziemlich entblößt.
„Was hat Michael Ihnen von der Insel erzählt?“
„Sie ist recht klein, und es gibt ein paar sehr gute Boutiquen.“
Theos Mundwinkel zuckten. „Erinnern Sie mich daran, meinem Bruder zu verbieten, jemals als Fremdenführer zu arbeiten. Okay, ich gebe Ihnen einige Fakten. Die Insel ist eigentlich einer der aktivsten Vulkane der Welt. Manche Forscher behaupten, dass vor dreitausend Jahren die gesamte minoische Zivilisation bei einem Ausbruch ausgelöscht wurde. Und ob Sie es glauben oder nicht, lange Zeit gab es hier überhaupt keinen nennenswerten Tourismus. Erst seit ein paar Jahren hat man angefangen, den berühmten Krater und die unvergleichlichen schwarzen Sandstrände als Attraktion zu vermarkten. Natürlich fördern jetzt alle den Tourismus, weil es hilft, den eigenen Lebensstandard zu heben. Aber dadurch, und da müssen Sie mir zustimmen, geht natürlich auch etwas von der Ursprünglichkeit der Insel verloren.“
„Wenn ich die Wahl hätte, ein Dach über meinem Kopf und einen gefüllten Magen zu haben für den Preis von ein paar Touristen für einige wenige Monate im Jahr, dann wüsste ich, wie ich mich entscheiden würde.“
„Aha, Sie sind eine pragmatische Frau.“ Oder etwas ganz anderes. „Und ich dachte immer, Frauen seien von Natur aus eher romantisch
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