Romana Extra Band 5 (German Edition)
veranlagt.“
„Nur weil jemand vorausschauend ist, heißt das nicht, dass er nicht auch romantisch sein kann.“
Anstatt die Brisanz ihrer Aussage in aller Breite zu diskutieren, entschied Theo sich, ihr weitere Informationen zu entlocken.
„Ich schätze, die Reisen mit Ihren Eltern haben Sie nicht mit der ausreichenden Dosis Realität konfrontiert, um Ihren Sinn für Romantik auszulöschen.“
Abby wandte den Blick von der beeindruckenden Landschaft ab und starrte ihn an. Sei nett, freundlich und offen, erinnerte sie sich. „Vielleicht, doch ich muss sagen, ich habe eine ordentliche Dosis Realität in Form von behelfsmäßigen Unterkünften und gefährlichen Vierteln abbekommen. Nein, das war gelogen, wir sind nie in gefährliche Gegenden gezogen. Wolf und River haben kleine Dörfer der Stadt vorgezogen.“
„Wolf und River?“
Abby hatte das nicht sagen wollen. Noch nicht einmal Michael wusste von den lächerlichen Namen, die ihre Eltern sich gegeben hatten.
„Ihre Eltern nannten sich Wolf und River?“ Gut, dachte er, vielleicht ist sie eine etwas vielschichtigere Heiratsschwindlerin, als ich angenommen hatte.
„Sie haben mir erklärt, sie brauchen Namen, die ihrem Wesen entsprechen. Natürlich habe ich sie weiterhin Mum und Dad genannt.“
„Das hat ihnen bestimmt gefallen.“
„Sie haben akzeptiert, dass ich … nicht wie sie war. Außerdem ist das lange her. Erzählen Sie mir mehr über die Insel. Ist der Vulkan noch aktiv?“
Flüchtig betrachtete er ihre schlanken Beine, die durch den kurzen Rock großzügig enthüllt wurden. Dann versuchte er, sich wieder auf seine Aufgabe zu konzentrieren.
„Was war Ihr Spitzname?“
„Stream“, erwiderte sie kurz angebunden. „Ich habe meinen Eltern das Versprechen abgenommen, mich in der Öffentlichkeit nie damit anzusprechen. Sie wollten mir gerade von der Gefährlichkeit vulkanischer Inseln erzählen?“
„Ich kann mir vorstellen, dass Ihnen das ziemlich peinlich vor Ihren Freunden war.“
Abby erinnerte sich mit Schaudern an ein Ereignis zurück, als ihre Eltern sie von der Schule abholen sollten und sie bei ihrem Kosenamen Stream – kleiner Fluss – gerufen hatten. Ihr kurzer Aufenthalt an dieser Schule gehörte nicht zu den glücklichsten Erinnerungen ihres Lebens.
Noch mehr erstaunte sie allerdings die Tatsache, dass sie, die Geschichte beinahe dem Mann neben sich gebeichtet hätte. Gerade rechtzeitig stoppte sie sich und lenkte das Gespräch wieder auf die Insel. Zu ihrer größten Erleichterung ging Theo diesmal auf den Themenwechsel ein.
„Nach dem großen Ausbruch vor dreitausend Jahren haben sich neue Krater gebildet. Zurzeit sind alle inaktiv“, informierte er sie. „Aber sie werden auch ständig von Geologen überwacht.“
„Wie beruhigend. Haben inaktive Dinge nicht die schlechte Angewohnheit, irgendwann aktiv zu werden?“
„Hoffentlich nicht. Aber jetzt entführe ich Sie zu einer kleinen Spritztour.“
„Was für eine Spritztour?“, fragte sie vorsichtig. Doch Theo ließ nur ein breites Grinsen aufblitzen. Seine Zähne schimmerten wunderbar weiß; plötzlich wurde sie sich der Gegenwart dieses Mannes überdeutlich bewusst.
Die Spritztour entpuppte sich als wilde Talfahrt. Abby klammerte sich fest an Theo und hatte keinen Blick für die atemberaubende Schönheit der Vulkanlandschaft. Über Lavabrocken und Felsen steuerte er den Wagen und lachte nur, weil sie ihren Kopf an seine Schultern presste.
„Sie sind ein Sadist“, schrie sie, als der Wagen endlich im Tal hielt und sie mit zitternden Knien ausgestiegen war.
„Sie sind ein Feigling“, erwiderte er. Seine Beine zitterten nicht.
Es verblüffte ihn, wie jemand, der so zielgerichtet handelte wie sie, jemand, der nur des Geldes wegen mit seinem Bruder ausging, gleichzeitig so widersprüchlich sein konnte.
Zum ersten Mal fragte er sich, ob seine Einschätzung der Situation nicht vielleicht falsch war. Das wäre die erste Fehleinschätzung seines Lebens, aber unmöglich war es natürlich nicht.
„Ich habe Ihnen Shopping versprochen“, meinte er und wartete auf ihre Weigerung; er musste nicht lange warten.
„Ich gehe nicht gerne einkaufen.“ In Wahrheit wollte sie ein paar Mitbringsel für Jamie kaufen, aber solange Theo wie eine Klette an ihr hing, kam das nicht infrage.
„Nun, dann sehen Sie sich die Schaufenster an, und ich erledige das Einkaufen.“
Trotz des flauen Gefühls im Magen von der Fahrt konnte Abby nicht widerstehen, nun auch eine
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