Romana Extra Band 5 (German Edition)
gewesen, auf einen Bildschirm starren zu können.
Theo diktierte genau so, wie sie es erwartet hatte. Seine Wortwahl war perfekt, sein Stil flüssig, und stets fiel ihm der richtige Ausdruck ein. Um halb zwei unterbrach er die Arbeit und meinte, sie müssten jetzt etwas essen.
„Ich lade dich ein“, verkündete er und hob die Hand, um ihrem Protest zuvorzukommen. „Ich werde vor dem Restaurant parken, sodass du nur ein paar Schritte auf mich gestützt gehen musst.“
„Aber …“ Aber … deine Gegenwart macht mir Angst. Aber … ich möchte nicht die Seiten von dir sehen, die ich nicht sofort einordnen und hassen kann. Aber … die Art, wie du mich berührst, lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen.
Es gab hundert Aber, die sie nicht in Worte fassen konnte. „Aber du musst nach London zurück … ich meine, du schuldest mir nichts! Ich bin doch nur eine Heiratsschwindlerin! Hast du das vergessen?“
„Ich habe meine Vorurteile korrigiert.“ Für ein paar Sekunden blickte Theo sie an. Selbst sein Schweigen löste ein Kribbeln auf ihrer Haut aus. „Fürchtest du dich vor meiner Gesellschaft?“, fragte er sanft. Natürlich widersprach Abby heftig.
„Gut. Wo ist dann das Problem?“
Zwanzig Minuten später saßen sie an einem Ecktisch in einem edlen französischen Restaurant. Die Unterhaltung drehte sich um harmlose Fragen. Ob Theo die vielen Reisen nicht ermüdeten, ob er Griechenland vermisste, wenn er in London war. Seine Antworten sprühten vor Witz und Charme. Der eindimensionale klischeehafte Mann, den sie auf jener Geburtstagsparty kennengelernt hatte, verwandelte sich zunehmend in einen dreidimensionalen Menschen aus Fleisch und Blut: intelligent, schlagfertig, weltgewandt. Trotzdem, redete sie sich mit schwächer werdender Stimme ein, bleibt er ein Mann, der mich nicht interessieren sollte! Denn er hat nur Verachtung für mich übrig.
„Ich schlage vor, wir holen Jamie auf dem Rückweg ab“, meinte er, während er die Rechnung bezahlte.
„Was ist mit deiner Arbeit? Sobald Jamie zu Hause ist, wirst du nicht mehr dazu kommen.“
„Dann müssen wir eben später weitermachen.“ Theo schob seinen Stuhl zurück und half ihr beim Aufstehen. „Oder vielleicht“, flüsterte er auf dem Weg zum Wagen, „verschieben wir es sogar auf morgen.“
Also würde er einen weiteren Tag bleiben. Und Abbys Wunsch, er möge so schnell wie möglich aus ihrem Leben verschwinden, wurde immer kleiner. Tatsächlich freute sie sich sogar darauf, noch einen Tag in seiner Gesellschaft verbringen zu können. Woher war das denn gekommen?
Und dann gab es keine Chance mehr, weiter über ihre Gefühle nachzudenken, denn Jamie war in den Wagen gestiegen. Er erzählte munter von seinem Tag, den Bildern, die er gemalt hatte, stellte seine üblichen sinnlosen Fragen, die immer ein Lächeln auf Abbys Gesicht zauberten.
„Woher nimmt er nur all die Energie?“, fragte Theo irgendwann. Sie grinste nur, Theo war ganz anders als sein Bruder. Michael mochte die ruhigen Spiele, wie Lego oder Puzzles. Theo hingegen spielte draußen im Garten Fußball mit Jamie – ihren Rat, auf die Fenster der Nachbarn aufzupassen, hatte er ignoriert. Später fuhren alle zusammen zum nächsten Fast-Food-Restaurant; wieder wurden ihre Bedenken in den Wind geschlagen. Abends gab es ein Bad, was – soweit es Abby mitbekam – mehr einem Unterwasserabenteuer gleichkam als sinnvoller Körperpflege.
Doch diese turbulente Art der Kinderbetreuung hatte durchaus etwas für sich. Um halb sieben fielen Jamie die Augen zu, und Theo trug ihn nach oben ins Bett.
„Hattest du Spaß?“, fragte Abby ihn, als er fünf Minuten später wieder ins Wohnzimmer kam und sich erschöpft in den Sessel fallen ließ. Durch halb geschlossene Augen sah Theo sie an. Er überlegte, wie lange es her war, dass er so großen Spaß gehabt hatte.
„Ich habe Michael für heute Abend abgesagt“, wich er der Frage aus. „Ich habe ihm gesagt, dass du dich noch nicht gut genug fühlst, um Besuch zu empfangen.“
„Du hast was ?“
„Du hast mich schon richtig verstanden. Aber da ihr beiden eine Freundschaft pflegt, die mein begrenztes Verständnis übersteigt, könnt ihr euch jederzeit sehen – nur nicht heute Abend.“
„Und du hast das getan, ohne mich vorher zu fragen?“
„Genau. Was möchtest du zum Abendessen? Meine Kochkünste beschränken sich allerdings auf Pasta. Die kulinarischen Gene hat Michael geerbt.“
„Du kannst nicht einfach meine
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