Romana Extra Band 5 (German Edition)
bestanden haben.“ St. Pierre schob seinen Teller zur Seite und lehnte sich vor. „Und jetzt sollten wir mal endlich richtig zur Sache kommen.“
„Das ist ja wohl der ungewöhnlichste Deal, von dem ich je gehört habe“, sagte Mike, als Grant ihn anrief. Er hatte sich zuerst bei Sophie gemeldet, aber nur ihre Mailbox erreicht.
„Ja, ich weiß. Stell dir vor, er will einen Block alter Reihenhäuser in eine Wohnanlage umwandeln. Dafür braucht er einen Projektleiter, der seine Vision teilt. Wir haben zwei Stunden lang über das Projekt gesprochen.“
„Ich glaube, ich muss mich bei dir entschuldigen, kleiner Bruder. Jetzt scheinst du einen fetten Fisch an der Angel zu haben. Wann fängst du an?“
„Ich habe noch nicht zugesagt.“
Am anderen Ende der Leitung wurde es still. Grant stellte sich vor, wie Mike die Augen verdrehte. „Warum nicht?“
„Zum einen, weil das Ganze in Philadelphia vonstattengehen soll.“
„Ja, und?“
„Ich wohne in New York.“ Hier spielte sich sein Leben ab, hier waren die Menschen, die er liebte. Mike. Nate. Sophie. Plötzlich hatte er ein flaues Gefühl im Magen. Was würde sie dazu sagen? Wahrscheinlich wäre sie begeistert.
„Philadelphia ist doch nicht weit weg“, meinte Mike. „In ein paar Stunden bist du da. Du kannst immer am Wochenende zurückkommen.“
„Das stimmt schon, aber …“
„Aber was? Was hast du denn jetzt schon wieder daran auszusetzen?“
Grant wusste es selbst nicht. Sein Bruder hatte recht, dies war eine einmalige Gelegenheit. Mit Anderson St. Pierre zu arbeiten, bedeutete Ruhm und Geld. Und Erfolg. Alles, womit er glaubte, abgeschlossen zu haben.
„Was ist mit Nate?“
„Wie gesagt, du kannst ihn am Wochenende besuchen.“
Doch Grant wusste schon jetzt, dass das illusorisch war. Wenn er das Angebot annahm, würde er rund um die Uhr arbeiten müssen. Irgendwann würde sein Terminplan diese Abstecher nicht mehr zulassen.
Und Sophie? Würde es das Ende ihrer Affäre bedeuten, wenn er in einer anderen Stadt arbeitete? Der Gedanke war furchtbar. Er wollte in ihrer Nähe sein, und zwar nicht nur für ein paar Tage oder Wochen. Die Erkenntnis erschreckte ihn. Seit wann hatte er begonnen, über eine Beziehung mit ihr nachzudenken? Denn genau das wünschte er sich, mit ihr zu haben.
Plötzlich wusste er, dass er sie sehen musste. Und zwar sofort. Er musste mit ihr sprechen und ihre Reaktion sehen, wenn er ihr die Neuigkeiten mitteilte.
„Entschuldige, Mike, aber ich muss jetzt los.“ Grant ließ noch ein Trinkgeld zurück, dann machte er sich im Eiltempo auf den Weg zur Wall Street.
10. KAPITEL
Sophie hatte einen langen, furchtbaren Donnerstag hinter sich. Es fing damit an, dass sie morgens das Klingeln des Weckers überhörte. Nachdem sie eine Woche lang neben Grant aufgewacht war, hatte sie sich daran gewöhnt, länger zu schlafen. Ihr Missgeschick hatte zur Folge, dass Allen sie am Telefon angebrüllte.
Nach seinem Anruf telefonierte Sophie sofort mit den beiden Junioranalysten, die bereits im Büro waren. Alle waren dort, nur sie nicht.
Sie eilte unter die Dusche und zog sich danach hastig an. Zum Schminken blieb keine Zeit, das musste sie während der Fahrt erledigen. Schließlich traf sie kurz vor halb neun in der Firma ein. Sie vermisste ihren Kaffee, außerdem war sie nicht optimal vorbereitet. Nur gut, dass Grant wegen einer geschäftlichen Verabredung schon vor ihr gegangen war, sonst hätten sie sich bestimmt noch gewaltig in die Haare bekommen.
Sophie war kurz davor, mit Carla, einer der Junioranalystinnen, einen Streit vom Zaun zu brechen, als diese einen vielsagenden Blick auf ihr noch immer nasses Haar warf.
„Haben Sie die Zahlen korrigiert, nach denen Allen gefragt hat?“, fragte Sophie sie ungehalten.
„Ich habe sie Ihnen vor fünfzehn Minuten auf den Schreibtisch gelegt“, erwiderte Carla.
Sophie bedankte sich und schämte sich ein wenig für ihre Überreaktion. Sie war eindeutig nicht in Form. Vor einer Stunde hatte sie Allen eine E-Mail geschickt und den Anhang vergessen. Wenn sie so weitermachte, konnte sie ihren Traum von der Geschäftsführung vergessen.
Das war jetzt die Rechnung dafür, dass sie während der letzten Woche ihre Arbeit vernachlässigt hatte. Die Tage mit Grant waren einfach zu schön gewesen, von den Nächten ganz zu schweigen. Bei der Erinnerung daran lächelte Sophie.
„Allen hat angerufen“, informierte ihre Kollegin sie. „Er braucht den Bericht über Harrington
Weitere Kostenlose Bücher