Romana Extra Band 6
gesehen?“
„Natürlich … Sie sind ein berühmter Maler … viel erfolgreicher, als ich es bin. Warum haben Sie mir nicht gleich gesagt, wer Sie sind?“
„Weil Sie möglicherweise noch nie etwas von mir unter meinem Künstlernamen gehört hatten. Ich gehöre nicht zu den Malern, die von Studenten und Kunstkritikern geschätzt werden.“
„Kaufen Kunstkritiker viele Gemälde? Studenten ganz sicher nicht. Kuratoren und Kunstliebhaber, das sind die Leute, die zählen. Und die kaufen Sie.“
„Zum Glück“, stimmte er zu.
Er begann im Raum umherzulaufen, zog Schubladen heraus, die seit zwei Jahren nicht mehr geöffnet worden waren, und befreite die Staffeleien von ihren Schutzhüllen.
Liz sah sich die Bilder genauer an. Die Entdeckung, dass er David Warren war, machte sie merkwürdig nervös. Körperlich von ihm angezogen zu sein war ja gut und schön, aber festzustellen, dass er einer der zehn oder zwölf lebenden Maler war, deren Werke sie besonders bewunderte, war eine unvorhergesehene Komplikation.
Nach einer Weile brachte er sie zum Haus zurück, und sie saßen im Salon mit den schönen Fresken und tranken Chianti, bis Anna sie zu Tisch rief.
„Morgen werde ich meine Sachen aus Ihrem Zimmer räumen“, bemerkte Liz, als sie ihr Mahl mit in Grappa eingelegten Feigen beendeten.
„Das ist nicht notwendig. Bleiben Sie da. Alle Betten im Haus sind bequem, und mir ist es egal, wo ich schlafe. Heute Nacht würde ich überall wie ein Murmeltier schlafen, sogar wenn ich auf dem Boden liegen müsste.“
Am nächsten Morgen, als David noch schlief, zog Liz mit ihren Habseligkeiten in ein Zimmer im Westflügel der Villa um und richtete sich dort ein.
David, der erfrischt und ausgeruht wirkte, erschien erst zum Lunch.
In den folgenden Tagen war seine Haltung ihr gegenüber stets gleichbleibend rücksichtsvoll, ob sie allein oder in Annas Gegenwart waren. Er verbrachte die meiste Zeit in seinem Atelier oder erledigte auf der Terrasse die Korrespondenz, die sich während seiner Abwesenheit angesammelt hatte.
Abends saßen sie zusammen auf der Terrasse, tranken Wein oder Kaffee und unterhielten sich noch lange, nachdem sich Anna schon zur Ruhe begeben hatte.
Manchmal sprach David über seine Reisen, und häufig redeten sie über Malerei, ein unerschöpfliches Thema für beide.
Danach brachten sie ihre Gläser und Tassen in die Küche und wuschen sie ab, bevor David die Fenster und Türen im Erdgeschoss überprüfte. Liz ging schon nach oben. Und jedes Mal, wenn sie sich eine gute Nacht wünschten, hatte sie das Gefühl, dass er sich nicht von ihr verabschieden wollte.
Etwas in der Art, wie er sie ansah, wenn er „Schlafen Sie gut“ hinzufügte, sagte ihr, dass er sich von ihr genau so stark angezogen fühlte wie sie von ihm. Aber aus Gründen, über die sie nur spekulieren konnte, entschied er sich zu warten.
Da er ganz offensichtlich kein schüchterner Mann war, hoffte Liz, dass der Grund für seine Zurückhaltung darin lag, dass sie ihm etwas bedeutete. Mehr als nur eine hübsche Frau, die möglicherweise gewillt war, sich auf eine nette Affäre mit ihm einzulassen.
Zwei Wochen waren bereits nach seiner Rückkehr ins Land gegangen, als Liz sich eingestehen musste, dass sie dabei war, sich in David zu verlieben, ja eigentlich schon bis über beide Ohren in ihn verliebt war.
Dieses Mal hatte sie das Gefühl, dass der Mann, der ihr Herz erobert hatte, es wert war, von ihr geliebt zu werden. Die Tatsache, dass er noch Junggeselle war, beunruhigte sie allerdings. Jeder Mann, der in seinem Alter noch unverheiratet war, musste besondere Gründe dafür haben. Alle Gründe, die sie sich vorstellen konnte, verhießen nichts Gutes.
Falls er eines Tages das Wartespiel beenden und versuchen sollte, den sicheren Hafen der Freundschaft zu verlassen und sich auf die Unwägbarkeiten einer sexuellen Beziehung einzulassen, wie sollte sie dann reagieren?
Wenn er natürlich eines Tages sagen würde: „Liz, ich habe mich Hals über Kopf in dich verliebt. Willst du meine Frau werden?“, dann gäbe es kein Problem. Sie würde ihm sofort antworten: „Musst du das noch fragen?“, und ihm freudig in die Arme fallen.
Aber das war leider Wunschdenken und sehr unrealistisch. Heutzutage machten Männer keine Heiratsanträge, wenn sie festgestellt hatten, dass sie sich mit einer Frau gut verstanden, aber noch nicht wussten, ob sie auch körperlich mit ihr harmonieren würden.
Wie viele Frauen, seien sie auch noch so
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