Romana Extra Band 6
Grund dafür, dass sie mir vorschlug, hier zu wohnen. Sie hat eine Schwäche für Künstler.“
„Vielleicht, ich habe sie noch nicht gefragt. Ich bin kaum zu Wort gekommen, so eifrig hat sie mir alles erzählt, was hier inzwischen passiert ist. Das hat sie viel mehr interessiert als meine Abenteuer“, berichtete er schmunzelnd. „Für sie ist Portofino der Mittelpunkt der Erde. Was woanders vor sich geht, ist nicht so wichtig.“
„Glauben wir das nicht alle im tiefsten Inneren? Dass da, wo wir gerade sind, sich der Nabel der Welt befindet? Haben Sie das auf Ihrer Reise nicht auch erlebt?“
„Ich fühlte mich eher wie von allem abgeschnitten“, erwiderte er trocken. „Tausende von Kilometern entfernt vom Zentrum des Geschehens. Es hat mir gefehlt, Häuser wie dieses zu sehen.“
Er kippte seinen Stuhl zurück und betrachtete die aprikosenfarbenen Wände und die blaugrünen Fensterläden. Alle Fenster des Hauses waren umrahmt von überzeugenden Trompe-l’œil-Malereien, optischen Täuschungen, so wie bei vielen Häusern hier in der Gegend. In vielen Fällen hatten Sonne und Regen nur noch Spuren der meisterhaften dreidimensionalen Verzierungen übrig gelassen. Hier waren sie aber noch recht gut erhalten, und wenn man von unten zur Villa Delphini hinaufsah, wirkte sie dadurch wie ein kleiner, aber vornehmer Palazzo.
„Erst wenn man Europa verlassen hat, vergegenwärtigt man sich den Reichtum an wunderbaren Bauwerken, den wir hier haben“, fuhr David fort. „In Australien betrachtet man schon ein spätviktorianisches Haus als historisches Gebäude. Einige ihrer schönsten Gebäude haben sie abgerissen, um Straßen zu bauen. Das haben wir natürlich in Europa leider auch getan. Aber glücklicherweise gibt es immer noch sehr viele alte Baudenkmäler.“
„Das hat mir auch in Spanien zu schaffen gemacht. Viele alte Häuser mit wunderschönen Fenstergittern wurden entweder niedergewalzt, um für hässliche Neubauten Platz zu schaffen, oder man hat sie einfach verfallen lassen“, warf Liz ein. „In zwanzig Jahren, wenn es zu spät ist, wird man es sicher bereuen.“
David stand auf. „An diesem schönen Tag will ich mich nicht über die Torheiten und Verbrechen von Stadtplanern aufregen. Ich hole jetzt Champagner, um meine Heimkehr und auch die unerwartete Freude, hier eine Kollegin vorzufinden, zu feiern.“
Er nahm ihre Hand und küsste sie mit der unbefangenen Anmut, mit der Südländer diese Geste vollführen. „Sie sind herzlich willkommen hier, bella Signorina.“
Eine Stunde später und nach einer halben Flasche erstklassigen Champagners war Liz froh über eine Gelegenheit, in die Küche zu schlüpfen und ein paar Scheiben Salami zu essen, um die Wirkung des Alkohols zu mindern.
Für die Fahrt in den Hafen hinunter zog sie wieder dieselbe Garderobe an wie heute Morgen. Dazu legte sie jetzt ihre goldenen Ohrstecker und eine Goldkette an, an der sie den Siegelring ihres Vaters trug.
Davids Wagen war ein schnittiger silberner Ferrari. So ein Cabrio wollte Richard auch immer haben, konnte es sich aber zusätzlich zu seinen anderen Luxusgütern nicht leisten: Er besaß die Eigentumswohnung in Chelsea, die Jacht an der Costa del Sol und die Suite in Stouts Hill, einem Landhaus in den Cotswolds.
Sie wusste, was so ein Ferrari kostete und welchen enormen Benzinverbrauch er hatte. Das ließ darauf schließen, dass David Castle zusätzlich zu seinen Einnahmen als Künstler über ein beträchtliches Vermögen verfügte.
Als sie auf dem Beifahrersitz saß und die Tür mit diesem unverwechselbaren satten Geräusch ins Schloss fiel, das nur Spitzenkarosserien hervorbringen, musste sie sich eingestehen, dass ihr Interesse an David immer stärker wurde. Der Champagner hatte seine Zunge nicht gelöst, er blieb merklich verschlossen. Nur wenn sie ihn direkt fragte, konnte sie die Dinge erfahren, die sie interessierten, ansonsten musste sie ihre Neugier im Zaum halten.
„Können Sie Auto fahren, Liz?“, fragte er, als der Sportwagen zwischen den hohen Torpfosten, auf denen jeweils ein von Flechten überzogener steinerner Löwe saß, hindurchglitt.
„Ja natürlich, ich besitze seit zehn Jahren den Führerschein. Aber da ich die meiste Zeit in London gelebt habe, bin ich nur selten gefahren.“
„Könnten Sie nachher Anna zur Villa chauffieren?“
Der Gedanke, dass ihr ein so luxuriöses Auto anvertraut werden sollte, war beängstigend; der letzte Wagen, den sie gefahren hatte, war ein kleiner Ford
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