Romana Extra Band 6
Bilder, die er mit viel Einfühlungsvermögen und Zärtlichkeit malte, ein Anhaltspunkt dafür, dass er diese Qualitäten auch in seinen Beziehungen zu Frauen besaß? Dann dachte Liz jedoch daran, wie freundlich er mit Anna umgegangen war – er hatte versprochen, sie jeden Tag zu besuchen –, und ihre Zweifel legten sich wieder. Ein gewisses Gefühl von Unbehagen und Besorgnis blieb jedoch.
Als sie sich Portofino näherten, nahm er nicht die Straße zur Villa Delphini, sondern bog zu ihrer Überraschung in Richtung Hafen ab.
„Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin am Verhungern – schließlich haben wir seit dem Frühstück nichts gegessen. Wollen wir zu Luigi gehen?“
Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie hungrig sie war. Beim Gedanken an Essen und Wein erwachten ihre Lebensgeister wieder. Kein Wunder, dass sie ebenso unruhig gewesen war! Nach dem Schock von Annas Zusammenbruch und der Fahrt zum Krankenhaus, die sie an den Tod ihres Vaters erinnerte, war es nicht erstaunlich, dass sie kalte Füße bekommen hatte.
„Eine großartige Idee“, stimmte sie ihm zu, erleichtert, die Rückkehr in die Villa noch eine Weile aufschieben zu können.
Es gab keine freien Parkplätze. David stellte den Motor ab und löste seinen Gurt. „Ich gebe Marco den Autoschlüssel.“
Anstatt jedoch die Fahrertür zu öffnen, beugte er sich zu ihr, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, legte er seinen Arm um ihren Nacken und drückte seine Lippen in einem langen, zarten und sinnlichen Kuss auf ihren Mund.
Als er schließlich aufhörte, stand der Parkwächter neben dem Ferrari und beobachtete mit unverhohlenem Interesse, was sich im Inneren abspielte. David stieg aus und begrüßte ihn freundlich, während er um den Wagen herumging, um der noch ganz benommenen Liz die Tür aufzuhalten.
Während sie zur Piazza hinunterschlenderten, hielt er ihre Hand fest in seiner. Immer wieder sah er sie an und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
Ihr Abendessen dauerte zwei Stunden. Sie begannen mit Cannellini , den weißen toskanischen Bohnen, die man kalt isst – als Salat, angemacht mit Essig, Öl, Zwiebeln und Petersilie. Liz hatte noch nie etwas Köstlicheres gegessen als diese einfache Vorspeise. Dazu gab es einen guten Rotwein und knuspriges Brot.
Als Hauptgericht wählten sie Fusili , eine Nudelsorte, die hier mit Lauch, Schinken, Sahne und Parmesan zubereitet wurde.
Danach legte Liz eine Hand auf ihren Bauch und seufzte zufrieden: „Jetzt muss ich die nächsten zwei Tage fasten, aber was solls? Das war ein Festessen.“
David winkte den Kellner herbei und bestellte außer einer weiteren Flasche Wein noch etwas anderes.
„Du hast doch nicht etwa noch ein Dessert bestellt nach allem, was wir schon gegessen haben?“
„Da gibt es noch etwas, was du unbedingt probieren musst. Keine Süßspeise, sondern etwas Pikantes.“
„David, ich kann nicht mehr – unmöglich!“
Der Kellner brachte Gorgonzola auf Toast, und nach dem ersten Bissen dieses scharfen, blaugeäderten Schafsmilchkäses musste sie zugeben, dass er einen großartigen Abschluss für ihr Mahl bildete.
Als sie später am Kai entlangspazierten und an den dort ankernden Jachten vorbeikamen, musste sie plötzlich an Marbella denken und an ihren letzten Streit mit Richard. Sie hatte den Wunsch geäußert, endlich das wirkliche Spanien kennenzulernen, nicht nur diese grauenvollen Touristenburgen an der Costa del Sol.
„Wenn es hier wirklich so schrecklich ist, frage ich mich, warum so viele Prominente ihre Villen hier haben“, hatte Richard sarkastisch erwidert.
„Was für Prominente? Alternde Rockstars? Filmschauspieler, deren Ruhm schon Geschichte ist? Ein paar europäische Aristokraten, die sich an ihre bedeutungslosen Titel klammern? Wirkliche Berühmtheiten lieben Ruhe und Abgeschiedenheit. Sie legen keinen Wert darauf, ihr Foto in der Marbella Times zu sehen. Die Leute, die man hier trifft, sind Schmarotzer und Emporkömmlinge wie du.“
Nachdem Liz die Beherrschung verloren und Richard gründlich die Meinung gesagt hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihre Sachen zu packen und auszuziehen. Sie war in einem gediegenen Hotel im Zentrum von Marbella abgestiegen, in dem hauptsächlich Spanier wohnten. Am nächsten Morgen hatte sie sich ein Auto gemietet und war in die Berge gefahren, um das Ende dieser Beziehung zu betrauern, von der sie einmal gedacht hatte, sie würde das ganze Leben andauern.
Es war ärgerlich, dass die gute Laune,
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