Romana Extra Band 6
ging.
Michael entkorkte den Wein. „Seit wann geben Sie ihm Nachhilfe?“
„Das ist nichts Offizielles und kollidiert auch nicht mit meinen übrigen Pflichten. Ich helfe ihm, seit er Riley Tennisstunden gibt.“
„So war das nicht gemeint, ich bin bloß neugierig. Weiß Caridad, dass ihr Sohn in Sie verliebt ist?“
„Ihr ist klar, dass das schnell vorbeigeht. Teenager sind wankelmütig.“
„Vermutlich.“ Innerlich schalt er sich, weil die sexy Kurven, die sich unter ihrem T-Shirt abzeichneten, ihn ebenso faszinierten wie den Jungen. Eine Lehrerin wie Hannah hätte auch ihn für englische Literatur begeistern können.
Inzwischen hatte sie ihre Sachen zusammengepackt und stand auf. „Ich sehe mal nach Riley.“
„Ich war gerade bei ihr. Sie schläft.“ Er nahm zwei Weingläser aus einem Schrank.
„Kommen Sie mit.“ Michael ging durch die Flügeltüren auf die Veranda und setzte sich auf die Stufen, die zum Strand hinunterführten. Der Mond spiegelte sich in der ruhigen See.
Hannah folgte ihm, hielt aber an der Tür inne. „Es ist schon spät.“
„Nicht wirklich.“ Michael goss Wein in die Gläser und hielt ihr eines hin. „Was für eine wunderbare Nacht!“
Zögernd trat sie näher und nahm es, ehe sie sich neben ihn setzte. „Wie war Ihre Besprechung?“
„Reine Zeitverschwendung.“ Viel lieber hätte er den Tag mit seiner Tochter verbracht – und mit ihrem Kindermädchen. „Wie hat Riley sich heute benommen?“
„Wir machen gute Fortschritte.“
„Die Tennisstunden bereiten ihr große Freude.“
Hannah lächelte. „Das liegt in erster Linie an Kevin. … Oh, sehen Sie nur!“ Unwillkürlich umfasste sie seinen Arm und blickte mit großen Augen zum Himmel, während sein Herz schneller klopfte, weil er ihre Brust am Arm spürte.
„Ich habe noch nie eine Sternschnuppe gesehen“, erklärte sie.
Hannah merkt nicht einmal, dass sie mich berührt, dachte Michael bedauernd. Er dagegen verspürte zweifelsfrei Lust. Aber da war noch mehr. Neben ihr zu sitzen, erfüllte ihn mit einer tiefen Zufriedenheit, die er lange nicht mehr empfunden hatte.
„Die erste Sternschnuppe meines Lebens habe ich auch hier auf dieser Terrasse gesehen, mit meinem Vater.“
Dass er sich auf ein persönliches Gespräch einließ, schien sie zu überraschen. Kein Wunder, dachte er. In den letzten Wochen hatten sie häufig miteinander gesprochen, aber meistens in Rileys Gegenwart oder über sie.
„Sind Sie als Kind oft hierhergekommen?“
„Ja, bis zum Tod meines Vaters.“
„Danach war es für Ihre Mutter sicher zu schmerzlich, an einen Ort zurückzukehren, der mit so vielen glücklichen Erinnerungen verbunden ist.“
„Es lag eher an den fehlenden Edelboutiquen und Fünfsternerestaurants.“
Als Hannah ihn überrascht ansah, fragte er: „Was wissen Sie über meine Familie?“
„Ihre Mutter ist eine Tochter des verstorbenen Königs.“
„Mein Vater war ein einfacher Landwirt.“
„Das war mir nicht bekannt.“
„Sie hat behauptet, ihn um seiner selbst willen zu lieben. Aber die nächsten fünfzehn Jahre hat sie versucht, ihn zu ändern und zu verbiegen.“
Mit ihr zu reden, fiel ihm leicht. Vielleicht lag es daran, dass sie keine Fragen stellte.
„Nach seinem Tod konzentrierte sie sich auf meinen Bruder und mich. Sie hatte große Pläne mit uns, war überaus ehrgeizig.“
„Sicher ist sie sehr stolz auf Sie.“
Michael lächelte ironisch. „RAM bezeichnet sie als ‚meine kleine Firma‘. Bis heute hat sie die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ich irgendwann einmal etwas Vernünftiges mache. Und Cameron möchte sie möglichst bald auf dem Thron sehen.“
„Was ist mit Marissa?“
„Da sie nur eine Frau ist, hat Mutter ihr wenig Aufmerksamkeit geschenkt.“ Als Hannah missbilligend die Stirn runzelte, fuhr er fort: „Das ist ihre Einstellung, nicht meine. Ich erinnere mich noch gut an ihre Begeisterung, als sie von Samanthas Schwangerschaft erfuhr, und an ihre Enttäuschung, als sie hörte, dass wir ein Mädchen erwarten.“
„Riley ist ein wunderbares Kind.“
„Meine Mutter kennt sie kaum.“
Hannah fiel ein, dass seine Mutter Riley auf ein Internat in die Schweiz schicken wollte. „Was für ein Glück, dass Sie Anteil am Leben Ihrer Tochter nehmen!“
„Sie hat mir heute gefehlt. Zu schade, dass ich sie nicht zu Bett bringen konnte.“
„Ihr hat es imponiert, als Sie sie vom Restaurant aus angerufen haben, um ihr Gute Nacht zu sagen.“
„Sie hat etwas von einem
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