Romana Extra Band 8 (German Edition)
und zog sich an den Esstisch zurück.
6. KAPITEL
Als Bella am Sonntagmorgen ins Wohnzimmer kam, blieb sie verblüfft stehen. Dominic saß am Esstisch, den Kopf über einen dicken Aktenordner gebeugt. Sonst war er um diese Zeit bereits im Hotel.
Während sie an ihm vorbei in die Küche ging, sah er kurz auf und nickte ihr zu.
Die erste Tasse Kaffee trank sie am Küchenfenster mit Blick auf den Hafen. Das Meer glitzerte einladend in der Morgensonne, und ihr wurde bewusst, dass sie seit ihrer Ankunft vor einer Woche nicht mehr von der Stadt gesehen hatte als den Weg vom Apartment zum Hotel.
Die Strecke führte durch einen kleinen Park, und vom Hotel aus hatte man einen atemberaubenden Blick auf den Strand. Doch das genügte ihr nicht. Sich in Arbeit zu vergraben, war der Kreativität nicht zuträglich, die sie benötigte, um das beste Restaurant der Stadt zu schaffen.
Oder das beste Hotel, dachte sie und warf einen Blick ins Wohnzimmer. Hatte Dominic vor, zwei Monate am Stück zu arbeiten ohne Freizeit, um neue Kräfte zu sammeln?
Er sollte gute Laune haben, wenn ich ihm meinen neuen Finanzplan vorlege, überlegte sie. Rasch bereitete sie einen Teller mit Toast und eine weitere Tasse Kaffee zu und nahm beides mit ins Wohnzimmer. Im Vorübergehen bot sie Dominic von dem Toast an, aber er schüttelte nur den Kopf und arbeitete konzentriert weiter. Sie setze sich auf eines der Sofas, aß und trank, dann kehrte sie in die Küche zurück und spülte das Geschirr ab. Anschließend duschte sie und schlüpfte in Jeans und Sweatshirt. Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, arbeitete Dominic noch immer. „Das darf doch nicht wahr sein!“, sagte sie vorwurfsvoll.
Er sah auf und lächelte. In seinen Augen funkelte es verlockend, und ihr Herzschlag beschleunigte sich. „Guten Morgen, Bella.“
„Auch dir einen guten Morgen.“
„Bist du zufrieden mit mir? Ich habe dich nicht vor deiner zweiten Tasse Kaffee angesprochen.“ Er legte den Stift aus der Hand und lehnte sich im Stuhl zurück.
Sie schmunzelte. „Du bist ein vorbildlicher Mitbewohner.“
„Stets zu Diensten. Verrate mir doch, was genau nicht wahr ist.“ Mit einer Geste bot er ihr einen Stuhl an, aber sie zögerte. Der Esstisch war sein Arbeitsbereich, in den sie nicht eindringen wollte. Sie setzte sich auf das nächste Sofa.
„Gönnst du dir nie Freizeit?“
„Dieses Projekt dauert nur zwei Monate. Danach kann ich mich erholen.“
„Das war die falsche Antwort. Der Kandidat hat null Punkte.“
„Es macht mir nichts aus, viel und hart zu arbeiten“, entgegnete er lächelnd.
Dasselbe trifft auf mich zu, auch wenn du das nicht glaubst, dachte Bella. Im Restaurant ihres Onkels hatte sie körperlich geschuftet: gekocht, gekellnert, abgewaschen und geputzt. Ihre jetzige Aufgabe war nicht minder anstrengend, wenngleich die Anforderungen anderer Art waren. Sie nahm sich vor, ihm zu beweisen, dass er sich in ihr irrte. „Findest du, dass ich diese Woche zu wenig gearbeitet habe?“
„Nein, du bist auf dem richtigen Weg – bis jetzt.“
„Im Gegensatz zu dir bin ich der Ansicht, dass Körper und Geist Zeit zum Regenerieren brauchen.“
„Ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann.“
„Oh bitte, spiel hier nicht den Märtyrer! Du gehörst nicht zu diesen bedauernswerten Menschen.“
Er warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals.
„Wenn du wegen Überarbeitung krank wirst, macht Papa mich dafür verantwortlich.“
„Das wird nicht passieren, versprochen.“
„Du weißt ein offenes Wort zu schätzen, oder?“
„Je deutlicher, desto besser.“
„Gut. Ich lasse nicht zu, dass sich deine Überlastung negativ auf mein Restaurant auswirkt.“
Neugierig sah er sie an. „Das musst du mir erklären.“
„Erschöpfung kann deine Urteilsfähigkeit beeinträchtigen. Was glaubst du zu erreichen, indem du Tag und Nacht arbeitest?“
Dominic verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg.
„Wer Verantwortung trägt, sollte ausgeglichen sein.“
„Trifft das auf mich etwa nicht zu?“
Sie dachte an sein kahles Schlafzimmer, seine zahllosen Affären, die er allesamt nach wenigen Wochen beendete. Andererseits wollte sie ihn bei Laune halten. Daher schlug sie einen lockeren Ton an. „Du sagst es, mein Lieber.“
„Versuchst du, auf diese Weise Urlaub herauszuschinden?“, fragte er argwöhnisch vor. „Das kannst du vergessen.“
„Ich erkläre dir lediglich, dass ich sonntags nicht arbeite.“
„Das ist in Ordnung.
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