Romana Gold Band 11
Versprichst du mir das?“
„Ich verspreche es“, antwortete Martin und ließ ihre Hand los. „Aber hoffen darf ich doch, oder nicht?“
Während der folgenden Woche dachte Lorna seltener an Martin und seine Pläne, als sie erwartet hatte. Es meldeten sich überraschend viele Gäste bei ihr, sodass sie von morgens früh bis abends spät zu tun hatte und dann todmüde ins Bett fiel und traumlos und tief schlief.
„Ich kann mich nicht erinnern, je so fleißig gewesen zu sein“, gestand sie Jan, als er sie mit seinem alten Lieferwagen zum Dorffest abholte. „Ich fürchtete schon, ich könnte mich nicht freimachen. Dabei habe ich alles getan, um meine Gäste zur Weiterreise zu bewegen.“ Sie lachte. „Ich weiß, das ist nicht gerade geschäftstüchtig, zumal ich fast jedes Zimmer im Haus vermieten könnte, aber das jährliche Fest ist mir heilig. Keine Gäste, keine Verpflichtungen, keine Arbeit – nur möglichst viel Spaß.“
Jan nickte. „Das gilt auch für meinen Laden, aber ich will mich nicht beklagen. Ein Fest steigert den Umsatz, und für die nächsten ein bis zwei Monate ist das Schlimmste abgewendet.“
Lorna betrachtete ihn von der Seite und merkte, dass es ihm bitterernst war. Die Sorgen, die er ihr vor einer Woche anvertraut hatte, quälten ihn immer noch. Das las sie in seinen grauen Augen, die er leicht zusammengekniffen hatte, um sie vor dem strahlenden Sonnenlicht zu schützen.
„Vergiss den Laden für einen Tag“, bat sie ihn und drückte seinen Arm. „Amüsier dich. Heute hast du frei. Für mich ist dieser Tag immer der Höhepunkt des Jahres.“
Jan murmelte etwas Unverständliches und fuhr vorsichtig über ein breites Schutzgitter, das in die Straße eingelassen war, um das Vieh fernzuhalten. Der Tag war noch lang. Er konnte später mit Lorna sprechen, falls er das dann noch wollte.
Obwohl sie früh losgefahren waren, herrschte schon reger Betrieb auf dem Festplatz. Lorna stieg aus und sah sich um. Das laute bunte Treiben begeisterte sie so, als wäre sie zum ersten Mal dabei.
Alles war in lebhafter Bewegung. Aufgeregte Hunde bellten. Freunde riefen sich etwas zu und eilten in verschiedene Richtungen davon. Rinder und Schafe der bekanntesten Rassen wurden ausgeladen und in vorbereitete Gehege getrieben. Sie protestierten lautstark gegen diese Unterbrechung ihres behaglichen Daseins und übertönten die Klänge des Dudelsacks, auf dem jemand für die Eröffnungszeremonie übte.
Lorna hakte sich bei Jan ein. „Ist es nicht fantastisch? Der Höhepunkt des ganzen Jahres – wie ich vorhin schon sagte.“
Sie schlenderten an dem großen Festzelt vorbei, hinter dem alle möglichen Verkaufsstände aufgebaut waren.
„Jane ist sicher schon da“, meinte Jan. „Wollen wir ihr Guten Tag sagen, ehe wir uns weiter umsehen? Sie freut sich bestimmt über Unterstützung, selbst wenn diese Unterstützung nur moralisch und nicht finanziell sein kann.“ Bei den letzten Worten machte er ein betrübtes Gesicht, das sich schnell wieder aufhellte, nachdem er Jane entdeckt hatte. Sie breitete gerade ihren Schmuck auf einer mit Samtstoff überzogenen Tischplatte aus. Neben ihr stellte ein Mädchen ein Spinnrad auf.
„Hallo, ihr beiden!“ Jane strahlte. „Wollt ihr sehen, wie es mir geht? Ich glaube, dies ist ein guter Platz. Die Leute schauen gern beim Spinnen zu, und dabei gelingt es mir vielleicht, sie auch für meine Arbeiten zu interessieren.“
„Bestimmt“, versicherte Jan. „So wunderschöne Sachen … dies zum Beispiel …“
Er nahm eine kleine Brosche und betrachtete sie genauer. Sie bestand aus einem feinen Kranz silberner und blau emaillierter Glockenblumen. Eine Weile hielt er das zierliche Schmuckstück in seiner großen Hand, dann legte er es behutsam auf die schwarze Samtunterlage zurück.
Jane beobachtete ihn dabei, mit einem Ausdruck in ihren sonst so sanften braunen Augen, der Lorna stutzig machte. Wenn der Gedanke nicht so absurd gewesen wäre, hätte man annehmen können, Jane sei in Jan verliebt. Doch der Augenausdruck verschwand wieder, und Jane bückte sich, um leere Kartons unter den Tisch zu schieben. Lorna schüttelte verwirrt den Kopf und drückte Jans Arm fester. Auf was für verrückte Ideen kam sie?
Sie unterhielten sich noch ein wenig, bis sich die ersten interessierten Besucher näherten. Lorna und Jan wünschten Jane viel Glück und verabschiedeten sich mit dem Versprechen, später wieder vorbeizuschauen, um festzustellen, ob sie gute Geschäfte
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