Romana Gold Band 11
machte.
Der Festplatz füllte sich immer mehr, und in der kleinen Manege hatte das Ponyreiten für die Kinder begonnen. Eine Weile sahen Lorna und Jan zu, dann zog sie ihn ungeduldig am Arm.
„Komm weiter, ich möchte alles sehen. Als Nächstes sind die Hochlandrinder dran.“
Jan lächelte gutmütig und ließ sich von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten führen. Doch im Verlauf des Vormittags bemerkte Lorna, dass er immer zerstreuter und unaufmerksamer wurde. Manchmal achtete er kaum noch auf sie, und wenn sie etwas sagte, schien er es nicht zu hören. Sie beschloss, herauszufinden, was ihn so sehr beschäftigte.
„Zeit zum Lunch“, erklärte sie. „Wir suchen uns irgendwo einen ruhigen Platz und veranstalten ein festliches Picknick. Ich sterbe vor Hunger. Du nicht auch?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, übernahm sie die Führung zum Wagen, holte den Picknickkorb und eine Decke heraus und suchte außerhalb des Getümmels einen geeigneten Platz, wo sie die Decke ausbreitete und sich zufrieden darauf ausstreckte.
Jan setzte sich neben sie und begann, den Korb auszupacken. Er tat es ruhig und systematisch wie immer, bis alle Päckchen aufgereiht vor ihnen lagen.
„Du meine Güte!“, rief er plötzlich. „Frisch geräucherter Lachs? Was für eine Idee! Und sogar eine Flasche Wein dazu.“
Lorna setzte sich auf und umschlang ihre Knie. „Mir war, als könntest du eine kleine Aufmunterung vertragen – und auch eine gute Mahlzeit. Sicher machst du dir nie etwas Vernünftiges zu essen. Jemand muss sich um dich kümmern“, fügte sie nach einer kurzen Pause unschuldig hinzu und tat dabei, als suchte sie nach dem Korkenzieher.
Sie verschwieg, dass sie bei der Zusammenstellung des Picknicks daran gedacht hatte, es könnte vielleicht mehr daraus werden als ein bloßer Imbiss. Vielleicht sogar eine kleine Feier. Wenn sie die Vorzeichen richtig deutete …
Jan warf ihr einen scharfen Blick zu, sagte aber nichts und öffnete die Flasche.
„Aus dem Weinkeller deines Vaters?“, fragte er, während er zwei Gläser füllte und eins davon Lorna gab.
Sie nickte. „Es tat mir plötzlich leid, diese Schätze für immer und ewig da unten zu lassen. Weißwein kann nicht unbegrenzt lagern, und Daddy hätte bestimmt nichts dagegen, dass wir uns amüsieren.“ Sie lächelte und hob ihr Glas. „Los, Jan, mach ein fröhliches Gesicht. Worauf wollen wir trinken? Vielleicht auf …“
Sie sprach nicht weiter, denn Jan setzte sein Glas ab, ohne mit ihr angestoßen zu haben. Plötzlich sah er noch ernster aus. Es ist so weit, durchfuhr es Lorna. Der Augenblick ist da. Er wird mich fragen, ob ich ihn heiraten will. Sie stellte ihr Glas ebenfalls hin und machte ein feierliches Gesicht. Immerhin hatte sie jahrelang auf diesen Moment gewartet.
„Lorna“, begann Jan, nahm ihre Hand und spielte verlegen damit. An seiner Schläfe pochte eine Ader, aber seine Augen und seine Stimme waren ruhig. „Ich muss etwas von dir wissen. Ich habe die Frage immer wieder aufgeschoben – irgendwie konnte ich mich nicht dazu bringen, sie zu stellen. Ich wusste einfach nicht, wie.“
Lorna drückte seine Hand und sah ihn aufmunternd an. Wie genau sie sein Gesicht inzwischen kannte, wie vertraut und lieb es ihr war.
„Mach es dir nicht unnötig schwer“, kam sie ihm zu Hilfe. „Ich höre.“
Aber ihre Worte erleichterten ihn nicht, er sah sie nur noch bedrückter und sorgenvoller an. Das wirkte sich auch auf Lorna aus. Eine bange Vorahnung erfasste sie, aber sie sagte nichts mehr, sondern wartete und hielt seine Hand.
Ein Schmetterling landete auf Jans Knie und flatterte wieder davon. Jan schöpfte tief Atem und begann in leisem, beinahe hoffnungslosem Ton: „Du weißt inzwischen, dass es mit dem Laden nicht zum Besten steht. Er bringt im Lauf des Jahres gerade so viel ein, dass ich bescheiden davon leben kann, und auf eine Besserung darf ich nicht hoffen.“ Er zuckte die Schultern und lächelte halb entschuldigend. „Und du hast selbst gesagt, dass mein Leben nicht gerade aufregend sei.“
Lornas Gewissen meldete sich. „Oh Jan“, versuchte sie ihn zu trösten, „ich …“
„Du hast absolut recht gehabt“, unterbrach er sie, „und darum …“ Er schwieg wieder, und Lorna wartete atemlos auf das, was kommen würde.
„Glaubst du“, fuhr er quälend langsam fort, „und ich möchte, dass du mir ehrlich antwortest – glaubst du, ich könnte jemanden, den ich liebe“, er sprach jetzt so leise, dass Lorna ihn kaum
Weitere Kostenlose Bücher