Romana Gold Band 11
dann fragte Lorna: „Bist du zufällig vorbeigekommen, oder hast du meine telefonische Nachricht erhalten?“
„Leider erst gestern“, antwortete Martin. „Ich war längere Zeit verreist – in den Vereinigten Staaten. Ich hätte dich gestern angerufen, aber da ich heute in Oban zu tun hatte, beschloss ich, persönlich herüberzukommen.“ Seine Stimme klang so fremd, dass Lorna die Kälte doppelt fühlte. „Warum sollte ich mich denn mit dir in Verbindung setzen?“
Lorna wusste, dass es sinnlos war, zu lügen. „Erinnerst du dich noch an die Pläne, die dein Freund gezeichnet hat?“, fragte sie.
„Mit denen du nichts zu tun haben wolltest?“
Lorna nickte. „Ich habe mich damals geirrt, das weiß ich jetzt.“ Sie spielte nervös mit ihrem Zopf. „Ich habe über vieles nachgedacht und wollte dich fragen, ob dein Angebot, mir bei der Modernisierung von Glenmore zu helfen, noch gilt.“
„Das käme darauf an.“
„Ich müsste mich entschuldigen, ich weiß. Und dich davon überzeugen, dass ich es ehrlich meine.“ Sie sah ihn ängstlich an. „Was ich damals gesagt habe, war unverzeihlich. Ich muss dich schwer gekränkt haben. Wenn ich könnte, würde ich die Uhr zurückstellen, so leid tut es mir … schrecklich leid …“ Ihre Stimme war kaum noch zu hören. Erst als Martin weiter schwieg, setzte sie stockend hinzu: „Ich begreife kaum noch, wie ich annehmen konnte, du würdest auf meine Nachricht reagieren.“
„Nein? Begreifst du das nicht?“ Martin drehte sich zu ihr um, seine Stimme klang nicht mehr ganz so fremd. „Seit jenem Tag – du weißt, welchen ich meine – ist keine Stunde vergangen, in der ich nicht zurückkommen und mit dir sprechen wollte. Wie oft habe ich deine Nummer angewählt und wieder aufgelegt, wie oft einen Brief angefangen und wieder zerrissen. Ich wusste, es würde sinnlos sein, denn was konnte dir ein so taktloser und ungeschickter Mann bedeuten?“
Martin sah an Lorna vorbei aus dem Fenster. Seine Haltung war angespannt, mit den Händen hielt er krampfhaft das Lenkrad umschlossen. „Wenn ich daran denke, wie ich dich mit meinen Plänen überfallen habe, und das in einem Moment, als du Liebe brauchtest … nichts als Liebe.“ Er lachte gequält. „Und ich habe dich beschuldigt, von Glenmore besessen zu sein. Dabei war ich selbst besessen – von meinen Plänen!“
Lorna hatte nur ein Wort gehört, und das klang in ihrem Herzen nach. „Liebe?“, wiederholte sie leise. „Was meinst du damit?“
Martin drehte sich rasch zu ihr um. „Weißt du das wirklich nicht?“
„Nein“, gestand sie. „Ich glaube, ich weiß gar nichts mehr.“
„Auch nicht, dass ich dich liebe?“, fragte er heftig. „Dass ich mich schon am ersten Abend, als du mich in deine Küche zum Essen eingeladen hattest, in dich verliebt habe? Aber ich gab mir keine Chance, denn trotz deiner gegenteiligen Beteuerungen ahnte ich, dass es bereits einen Mann in deinem Leben gab. Dennoch suchte ich weiter deine Nähe, auch nachdem du mich beschuldigt hattest, dich wegen des Feriendorfs angelogen zu haben. Und dann sah ich dich in Jans Armen.“ Martins Stimme verriet noch jetzt, was er dabei empfunden hatte. „Ich glaubte, dich für immer verloren zu haben, aber in der Nacht darauf, als du zu mir kamst, begann ich wieder zu hoffen. Es war etwas zwischen uns, nicht wahr, Lorna? Etwas Einmaliges, Wunderbares, das ich durch meinen Eigensinn nicht schnell genug zerstören konnte.“
„Ja“, flüsterte Lorna. „Aber was zwischen uns war, ist nicht zerstört. Ich liebe dich, Martin, mehr als alles auf der Welt. Und du hast recht gehabt. Ich war besessen. So sehr, dass ich nicht erkannte, was ich wirklich brauchte. Nicht Glenmore, meinen kostbaren Steinhaufen, sondern etwas anderes, viel, viel Kostbareres.“ Sie schwieg und fuhr dann fort: „Darum habe ich die Nachricht hinterlassen, in der Hoffnung, du würdest zurückrufen. Aber du hast nicht angerufen. Oh Martin, hättest du nur gleich gewusst, was ich die ganze Zeit gefühlt habe!“
„Hätte ich es eher gewusst, wäre ich schon früher zu dir zurückgekommen“, antwortete er schlicht, „und wäre es vom Ende der Welt gewesen. Niemand und nichts hätte mich daran gehindert.“
Er zog Lorna in die Arme und sah sie lange an. Dann küsste er sie leidenschaftlich, und sie klammerte sich an ihn, als fürchtete sie, ihn wieder zu verlieren. Erst nach einer Weile ließ er sie los.
„Ich würde die Uhr auch gern zurückstellen“,
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