Romana Gold Band 11
muss noch einen anderen Eingang geben, dachte sie verzweifelt und drehte sich um.
„Jamsey, da bist du ja!“, rief Sara aufgeregt und streckte freundschaftlich die Arme aus. „Komm her, ich möchte dich den anderen vorstellen.“ Jamsey wäre am liebsten davongelaufen, wollte aber nicht den Eindruck erwecken, ängstlich zu sein. Sie straffte die Schultern, rang sich ein Lächeln ab und ging festen Schritts auf Sara zu.
Die Unterhaltung verstummte plötzlich. Alle hatten sich zu Jamsey umgedreht und starrten sie unbeweglich an. Jamseys Blick fiel zuerst auf Ron – er stand ein wenig abseits von der Gruppe und schien wenig begeistert über ihr Erscheinen zu diesem Zeitpunkt. Wie in Zeitlupe sah sie ihn auf sich zukommen, und sie musste daran denken, was sie eben erfahren hatte. Wut stieg in ihr auf, und sie funkelte ihn böse an. Sie hörte ihn irgendetwas sagen, verstand ihn aber nicht. Ihr wurde schwindlig, und alles begann sich zu drehen. Heftig schüttelte sie den Kopf, um wieder klar sehen zu können, und richtete dann den Blick fest auf Rons Gesicht.
„Wie bitte?“, fragte sie kühl.
„Ich fragte, ob alles in Ordnung ist.“ Er klingt besorgt, aber das ist sicher nur, weil alle ihm zuhören, dachte Jamsey. Vor den Leuten musste er ja das Gesicht wahren.
„Ja“, erwiderte sie feindselig und wandte sich den Besuchern zu. Zuerst bemerkte sie eine ältere Dame mit faltigem Gesicht. Sie trug eine grüne Wachstuchjacke und einen dazu passenden Schal – die traditionelle Kleidung der Reichen auf dem Land – und wirkte arrogant. Jamsey empfand ihr gegenüber unwillkürlich Abneigung.
„Jamsey, darf ich dir Lady Connaught vorstellen? Sie wird mit ihrer Tochter Susan einige Tage bei uns bleiben.“ In Saras Stimme lag ein unterdrücktes Lachen. Sie war überzeugt, dass es zu Reibereien kommen würde, und freute sich darauf.
„Das ist Jamsey, eine Freundin aus Australien. Sie ist begeistert von Schottland. Ron hat sie sogar zum See mitgenommen – ist das nicht unglaublich, Susan?“, sprudelte Sara hervor und genoss die Situation. Jamsey wandte sich Susan zu. Sie war gekleidet wie ihre Mutter, hatte aber einen kräftigeren Körperbau. Sicher hat sie später einmal Gewichtsprobleme, dachte Jamsey hämisch. Beide schüttelten ihr kurz die Hand, sahen sie dabei aber unfreundlich an. Obwohl auch Jamsey keine Sympathie empfand, fragte sie sich, warum beide Frauen sie offensichtlich nicht leiden konnten.
Die Vorstellung der anderen Gäste schien an ihr vorbeizufliegen – sie konnte sich die Namen kaum merken. Der Druck in ihrem Kopf wurde immer stärker, und sie schwankte leicht. Sara sah sie besorgt an.
„Stimmt etwas nicht? Du siehst furchtbar blass aus.“
„Alles in Ordnung“, erwiderte Jamsey schroff. Doch als sie den verletzten Ausdruck in Saras Augen sah, tat es ihr leid. Schließlich durfte man Sara keinen Vorwurf wegen des Verhaltens ihrer Vorfahren machen.
„Bitte entschuldige. Ich habe nur so schreckliche Kopfschmerzen“, erklärte sie und lächelte schwach.
„Komm mit ins Haus. Du brauchst eine Tasse Tee und etwas zu essen. Es ist ein Buffet angerichtet.“ Sara nahm Jamsey beim Arm und führte sie ins Wohnzimmer. Diese wollte protestieren, fühlte sich aber einfach zu schwach. Sie ließ sich von Sara zu einem Stuhl in der Ecke schieben und nahm dankbar eine Tasse Tee und einen Teller mit einer Auswahl leckerer Happen vom Buffet entgegen. Sobald Sara Jamsey gut versorgt wusste, ging sie wieder hinaus, um weitere Gäste zu begrüßen.
Ron kam mit Susan am Arm herein, und Jamsey fühlte einen Stich im Herzen, als sie bemerkte, wie vertraut die beiden miteinander umgingen. Als er sie sah, verfinsterte sich seine Miene, und er nickte ihr kurz zu. Bald darauf kam er zu ihr herüber.
„Solltest du nicht im Bett sein?“, fragte er unfreundlich und lächelte gezwungen.
„Ist das eine Einladung?“, erwiderte sie schlagfertig. Er hob die Augenbrauen, sein Blick aber blieb unergründlich. Jamsey bedauerte ihre Bemerkung, doch bevor er antworten konnte, kam Susan zu ihnen. Ron schenkte ihr ein warmes Lächeln, das sie strahlend erwiderte. Jamsey beobachtete beide schweigend und vergaß auf einmal ihre Kopfschmerzen. Susan sah Ron besitzergreifend an und strich ihm mit der Hand leicht über den Arm.
„Ihr kennt euch bereits?“, fragte er und schien sich der Feindseligkeit zwischen den beiden Frauen nicht bewusst zu sein.
„Ja, wir wurden uns vorgestellt, aber ich kenne Ihren
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