Romana Gold Band 11
blickte zu den gewaltigen Baumwipfeln empor. Rons Lachen klang warm und freundlich. Auf dem weichen Waldboden war der rhythmische Hufschlag der Pferde nur gedämpft zu hören.
„Das gehört also alles dir“, bemerkte Jamsey schließlich wie nebenbei.
„Dies und noch viel mehr.“
„Wie viel Land besitzt du?“ Es interessierte sie wirklich, doch bei ihrer Frage wurde er sofort abweisend.
„Du meinst, bevor wir uns das Land der McDonalds angeeignet haben, nicht wahr?“, erwiderte er höhnisch.
Jamsey runzelte die Stirn. „Nein, das habe ich nicht gemeint.“ Ihr war klar, dass eine Unterhaltung in dieser Richtung sehr schnell in einem Streit enden konnte, und wechselte rasch das Thema. „Du wolltest mit mir sprechen. Worüber?“ Rons Blick war fest auf den Weg vor ihnen gerichtet, der immer tiefer in den Wald hineinführte.
„Ich hätte meinen Freunden die Tatsache, dass du eine McDonald bist, lieber etwas taktvoller beigebracht“, sagte er leise, und der Vorwurf in seiner Stimme war unüberhörbar.
Jamsey sah ihn an. Selbst auf dem Pferderücken wirkte er sehr groß. Die Muskeln seines markanten Gesichts waren angespannt. Er trieb das Pferd an und überholte Jamsey. Unwillkürlich fiel ihr Blick auf seine muskulösen Schenkel und den breiten Rücken. Sie lockerte die Zügel und war schon bald wieder an seiner Seite.
„Es tut mir leid. Ich hätte mich beherrschen sollen“, sagte sie aufrichtig. Ihr Gesicht rötete sich, als sie an ihr unhöfliches Benehmen dachte. Ron hielt das Pferd an und wandte sich ihr zu. Unter seinem Blick begann ihr Puls zu rasen – er verwirrte und erregte sie zugleich.
Er seufzte hörbar. Ihm war immer noch nicht klar, wie er sie einschätzen sollte – einmal benahm sie sich wie eine rachsüchtige Frau und im nächsten Moment wie ein reuevolles Kind. Dann lächelte er sie an.
„Ich habe mich auch nicht richtig benommen“, sagte er langsam und ließ den Blick über ihren Oberkörper gleiten. „Ich hätte dich warnen sollen – Susan ist manchmal etwas …“
„Ja, ich weiß“, unterbrach sie ihn. Ron lachte laut auf. Es war das erste Mal, dass sie ihn so befreit lachen hörte. Seine Stimme schien im Wald widerzuhallen.
Jamsey seufzte erleichtert und entspannte sich sofort. Er besaß Charme, wenn er so gut gelaunt war. Diese Seite an ihm hatte sie noch nicht richtig kennengelernt. Er ließ sich schwer durchschauen, und sie wusste nicht, wie sie ihn beurteilen sollte. Seine Reaktionen waren bei jeder ihrer Begegnungen unterschiedlich – Freundschaft konnte in wenigen Sekunden in Hass umschlagen.
Langsam ritten sie weiter und lauschten dem Vogelgezwitscher und dem Rauschen eines Wasserfalls in der Ferne. Nach einer Weile lichtete sich der Wald, und sie blickten auf die mit Heidekraut bewachsenen Hügel der Moorlandschaft. Im Gegensatz zu dem herben Aroma der Pinien duftete die Luft jetzt zart nach Blüten.
„Deine Großmutter war eine vernünftige Frau – du reitest sehr gut“, bemerkte er anerkennend.
„Oh ja, sie war sehr beliebt in der kleinen Stadt, in der wir lebten“, erwiderte Jamsey so liebevoll, dass Ron von der Zuneigung, die sie ganz offen zeigte, gerührt war.
„Erzähl mir etwas über sie“, forderte er sie auf. Jamsey ließ sich nicht lange bitten – sie sprach gern über ihre Großmutter.
„Sie nahm mich auf, nachdem meine Eltern gestorben waren – das heißt, zuerst wurde ich im Verwandtenkreis herumgereicht, bis sie dem ein Ende setzte.“ Jamsey lachte – im Moment erschien ihr das nicht mehr so schlimm. „Sie war eine lebhafte alte Dame und erzählte mir gern alle möglichen Geschichten.“
„Worüber?“
„Möchtest du das wirklich wissen?“, fragte Jamsey fröhlich.
„Natürlich.“
„Nun, viele ihrer Erzählungen handelten von der Vergangenheit – du weißt, wie ältere Menschen sind. Sie sprach davon, wie sehr sich Australien verändert habe, dass früher alles anders gewesen sei. Manchmal erinnerte sie sich an die Geschichten, die ihr ihre Eltern erzählt hatten. Erinnerungen an Schottland, die Highlands, und sie berichtete so begeistert davon, als hätte sie sie selbst kennengelernt – es lag wohl in ihrem Blut.“ Jamseys Stimme wurde leiser.
Ron nickte verständnisvoll. „Das kann ich gut verstehen. Auch ich fühle mich mit dieser Leidenschaft verwurzelt.“
„Ich auch. Es klingt seltsam, aber ich fühle mich hier zu Hause“, bekannte sie. „Natürlich weiß ich wohl mehr über die Geschichte
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