Romana Gold Band 11
zu hören. Der würzige Duft von Heu und Leder mischte sich mit dem Aroma des Heidekrauts, das der Wind von draußen hereintrug. Jamsey atmete flach – sie wusste, er würde sie küssen. Unwillkürlich hob sie ihm das Gesicht entgegen und bebte leicht, als sein Mund ihre Lippen verschloss. Ron umfasste ihre Schultern, doch sie ließ die Arme hängen, entschlossen, sich diesmal nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Als sie den herben Duft seines Rasierwassers wahrnahm, seufzte sie. Die Knie wurden ihr weich, und sie begann noch stärker zu beben, als sie sich gegen die verräterische Reaktion ihres Körpers aufzulehnen versuchte.
Ron spürte, was in ihr vorging, und küsste sie heftiger, doch sie bewegte sich nicht. Dann kniff er die Augen zusammen und trat schwer atmend einen Schritt zurück. Jamsey blickte ihn gequält an.
„Was versuchst du zu beweisen?“, flüsterte sie heiser und blickte ihm fragend in die Augen.
„Dass du auf mich reagierst – ob es dir gefällt oder nicht. Immer wenn wir uns näher kommen, spüre ich, wie dein Körper zum Leben erwacht.“ Rons Stimme klang tief und rau. Seine Augen funkelten begehrlich. „Und eines Tages werde ich dich besitzen. Du wirst freiwillig zu mir kommen – vielleicht wäre es schon heute Nachmittag geschehen, wenn Susan nicht gewesen wäre“, fügte er leise hinzu und lächelte.
Jamsey errötete. Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen. Es war die Wahrheit, und sie fragte sich, ob sie die Kraft oder den Willen aufgebracht hätte, ihn zurückzuweisen. Sie konnte ihn nicht länger ansehen und lief eilig ins Haus und die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Rasch zog sie sich aus und warf ihre Kleidung achtlos auf den Boden. Dann stellte sie sich unter die Dusche. Das heiße Wasser prickelte auf der Haut wie tausend Nadelstiche. Sorgfältig wusch sie ihr Haar und band es im Nacken zusammen, um das Gesicht einzuseifen. Heute Abend wollte sie so gut aussehen wie nur möglich.
Sie setzte sich an die schmale Frisierkommode aus dunklem Holz und trug einen Hauch grünen Lidschattens auf. Dann tuschte sie leicht die Wimpern und zog mit einem Lippenstift sanft die Konturen ihres Mundes nach. Ihre Lippen wirkten durch Rons heftige Küsse voller und sinnlicher. Mit großer Sorgfalt begann sie dann, sich anzukleiden. Geschickt wickelte sie den Schottenrock um die Taille und schloss die lederbesetzten Schnallen. Der Kilt hatte unterschiedliche Farben. Grün, Grau und ein tiefes warmes Rot. Sie zog sich eine zarte weiße Bluse mit Spitzenkragen über, die ausgezeichnet zum Rock passte. Dann band sie ihr Haar locker nach oben und zupfte einige Strähnen heraus, bis sie ihr weich in die Stirn fielen.
Jamsey sah hinreißend aus. Sie schlüpfte in schwarz glänzende schmale Schuhe und ging hinunter. Auf der Treppe hörte sie schon fröhliche Musik, und als sie vor dem Salon stand, zögerte sie einen Moment und atmete tief ein. Dann riss sie die Tür weit auf. Alle drehten sich unvermittelt zu ihr um, und plötzlich hörte die Musik zu spielen auf. Auf der Tanzfläche wurde es still. Keiner bewegte sich – alle blickten schweigend auf Jamsey. Plötzlich kam Ron mit langen Schritten auf sie zu. Sein Gesicht war wutverzerrt. Jamsey drehte sich um und lief hinaus. Sie hatte nur noch den Wunsch zu fliehen, obwohl sie nicht wusste, was sie verbrochen hatte.
7. KAPITEL
Jamsey lief die Treppe hinauf und nahm immer zwei Stufen auf einmal, um Ron so schnell wie möglich zu entkommen.
„Bleib sofort stehen!“, befahl er mit kalter Stimme. Jamsey zuckte zusammen und schloss die Augen. Was, um alles in der Welt, habe ich ihm nur getan? fragte sie sich verzweifelt. Ihr Herz raste, und sie atmete schnell und flach. Wütend folgte er ihr. Mit seinen geschmeidigen Bewegungen und in dem schwarzen Smoking erinnerte er sie an einen Panther auf der Jagd nach Beute.
Unfähig, sich zu bewegen, sah sie ihn ängstlich an. Dann drehte sie sich rasch um und versuchte, ihr Zimmer zu erreichen. Doch Ron war schneller und fasste sie am Arm.
„Nicht so hastig!“, fuhr er sie an und zog sie fest an seine Brust.
„Was ist denn nur los?“ Ihr zitterte die Stimme, als sie sah, dass seine dunklen Augen vor Wut blitzten.
Er lächelte humorlos. „Hast du wirklich gedacht, ich würde es nicht bemerken?“ Spöttisch hob er die Augenbrauen. „Was bist du nur für ein Mensch – in dem einen Moment eine leidenschaftliche, liebevolle Frau und im nächsten Augenblick ein rachsüchtiger Drache.“
Jamsey
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