Romana Gold Band 11
sich geschickt zu der mitreißenden Musik. Sam war ein freundlicher Mann, und sie genoss seine Gesellschaft. Er tanzte sehr gut und wirbelte sie lachend herum. Obwohl sie hin und wieder einen falschen Schritt machte, fing sie an, den beschwingten Tanz zu genießen. Zuerst hatte sie Angst, als während der Drehungen die Partner wechselten, doch alle Männer waren sehr aufmerksam und führten sie gekonnt. Jamseys Augen blitzten vor Aufregung, und ihr tizianrotes Haar schimmerte wie Seide. Begeistert bewegte sie sich zur Musik und versuchte sogar, die schwierigen Schritte eines „Highland Gigues“ nachzumachen. Es gelang ihr nicht ganz, doch sie lachte laut über ihren missglückten Versuch und gewann durch ihre offene Art die Bewunderung der Tanzpartner.
Ron machte keine Anstalten, sich ihr zu nähern. Obwohl sie darüber erleichtert war, regten sich in ihr feindselige Gefühle, wenn sie ihn zusammen mit Susan sah. Sie waren ein beeindruckendes Paar, und jeder schien des anderen Gesellschaft zu genießen. Die Spannung, die sich immer aufbaute, wenn Jamsey mit Ron zusammentraf, schien völlig zu fehlen.
Schließlich wurde das Buffet eröffnet, und alle Gäste gingen in den prächtig geschmückten Speisesaal. Über eine Länge von mindestens zehn Metern standen weiß gedeckte Tische an der Wand, die mit duftendem Heidekraut und Pinienzweigen dekoriert waren. Darauf befand sich eine Vielfalt von traditionellen schottischen Gerichten: Zartrosa gebratenes Rindfleisch, geräucherter Lachs, verziert mit schwarz schimmerndem Kaviar, gebackener Schinken und vielerlei Salate. Auf dem letzten Tisch waren die Nachspeisen verführerisch angerichtet: weiße zarte Baisers, cremegefüllte Pasteten mit einem Hauch von Scotch und traditionelle Biskuits mit Schokoladenüberzug.
Jamsey betrachtete diese überwältigende Fülle und wagte kaum, das herrliche Werk zu berühren. Es war eine gelungene Party, und sie sollte sie eigentlich genießen. Doch sie sah sich immer wieder nach Ron um. In seinem Anzug wirkte er noch größer und ein wenig unnahbar. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass sie mit diesem Mann beim Reiten und Fischen gewesen war. Hier war er der vornehme Gutsbesitzer. Fasziniert beobachtete sie, wie sowohl Frauen als auch Männer seine Gesellschaft suchten. Susan war immer an seiner Seite. Als wäre sie seine Partnerin, dachte Jamsey bitter.
„Komm doch zu mir und Ron herüber.“ Saras Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Ich muss mich sonst die ganze Zeit mit Susan unterhalten, und wir sind selten einer Meinung.“
„Ich möchte mich nicht aufdrängen“, sagte Jamsey zögernd.
„Unsinn“, erwiderte Sara und schob sie energisch zu Ron und Susan hinüber. Jamseys Herz schlug schneller, und ihr Magen krampfte sich nervös zusammen, als sie vor Ron stand.
„Gefällt dir das Fest?“, fragte er kühl und musterte sie langsam von Kopf bis Fuß. Dann sah er ihr so durchdringend in die Augen, dass sie den Blick nicht abwenden konnte.
„Es ist wirklich ganz anders als ein Grillfest im Garten“, antwortete sie ausweichend.
„Ganz sicher. Und was ziehst du vor?“, fragte er und lächelte belustigt.
„Ganz ehrlich?“, fragte sie schelmisch.
„Ganz ehrlich.“
„Ein Grillfest im Freien bei Sonnenschein, mit kühlem Bier und viel Gelächter gefällt mir besser.“ Auf einmal vermisste sie ihre Heimat.
Ein Ausdruck der Enttäuschung huschte für einen Moment über Rons Gesicht. Dann lächelte er. „Jedem das seine“, meinte er kurz angebunden und drehte sich um.
„Ich war noch nie in Australien, bin mir aber sicher, in diesen Kreisen würden Sie sich nicht zurechtfinden“, sagte Susan spitz. „Ich muss Ron helfen. Man erwartet das – schließlich werde ich bald seine Ehefrau, und dann …“
Jamsey hörte ihr nicht mehr zu. Das Wort „Ehefrau“ hatte sie tief ins Herz getroffen. Sie blickte Susan verwirrt an, die immer noch auf sie einredete. Dann gab sie sich einen Ruck.
„Ich wusste gar nicht, dass Sie und Ron heiraten wollen“, sagte sie. Der Schmerz in ihrer Brust machte es ihr schwer, zu atmen.
„Nun, im Moment ist das noch geheim. Ich denke, Ron muss sich noch die Hörner abstoßen, aber er weiß, dass ich auf ihn warte.“
Jamsey schluckte. So sah er sie also – als eine von vielen, bevor er sich standesgemäß verheiratete. Sie verspürte leichte Übelkeit, als sie daran dachte, was beinahe geschehen war. Für ihn hätte es nichts bedeutet – nur eine weitere Eroberung vor seiner
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