Romana Gold Band 11
wolle nie wieder mit ihm reden. Nachdem Cory mit ihrer Großmutter nach London abgereist war, hatte er sie häufig in der Hütte besucht, entschlossen, sie umzustimmen. Er hatte alles versucht, aber erfolglos. Isabel hatte sich geweigert, ihm zuzuhören, und erst jetzt, als der Schmerz über Corys Abreise nachzulassen begann, wurde das Gefühl tiefer, wie viel sie eigentlich verloren hatte.
Aber das war lächerlich. Sie wollte nicht die Erinnerung an Gefühle aufkommen lassen, die sie längst hätte vergessen sollen. Sie musste vergessen, was zwischen ihr und Brian gewesen war, denn sonst bliebe da immer eine Wunde, die nie heilen würde.
Und er stellte ihr auch nicht mehr nach. Er war ihrer Abweisung bald müde geworden. Jetzt hatte sie ihn schon seit Wochen nicht mehr gesehen.
Ein paar Regentropfen fielen in ihr Gesicht, als sie die Hütte erreichte. Bothwell saß nicht auf seinem Stammplatz am Küchenfenster. Was sie überraschte. Der Kater wartete immer auf sie, auf die Milch, die sie ihm gab. Sonderbar.
Sie nahm den Schlüssel heraus, doch bevor sie die Tür aufschließen konnte, wurde sie geöffnet. Zu ihrem Erstaunen stand Cory vor ihr und starrte sie nervös an. Bothwell rieb sich an ihren Beinen.
„Hallo, Mum.“ Corys Stimme war seltsam belegt, als ob sie erkältet war … oder vielleicht, weil sie geweint hatte. „Du hast bestimmt nicht erwartet, mich zu sehen.“
Das ist die Untertreibung des Jahres, dachte Isabel. „Nein, wirklich nicht“, gestand sie, unfähig, zusammenhängend denken zu können. Sie schloss die Tür und lehnte sich dagegen. „Ist – ist deine Großmutter bei dir? Warum hast du mich nicht wissen lassen, dass du kommst?“
„Das konnte ich nicht.“ Corys Antwort war ebenso verwirrend. Sie schaute ihre Mutter ängstlich an. „Es ist schön, dich wiederzusehen, Mum. Hast du mich vermisst?“
Es war typisch für Cory, eine solche Frage zu stellen, dachte Isabel. Sie ging an ihrer Tochter vorbei ins leere Wohnzimmer. „Wo ist deine Großmutter?“, fragte sie, statt ihr zu antworten.
„Nein.“ Cory biss sich auf die Unterlippe. „Oma ist nicht bei mir.“
„Was?“ Isabel hatte plötzlich ein Gefühl von Furcht. „Was ist passiert? Ist sie krank?“, fragte sie rasch. „Ihr ist doch wohl nichts zugestoßen?“, stöhnte sie. „Ich weiß, dass ich manchmal böse auf sie war, aber ich würde nie wollen, dass ihr etwas zustößt.“
„Nein, Mum. Mit ihr ist alles in Ordnung.“ Cory sagte das so überzeugend, dass Isabel wusste, dass sie die Wahrheit sagte. „Ich … Großmutter weiß nicht einmal, dass ich hier bin.“
Isabel musste sich an einem Sessel festhalten. „Das ist nicht dein Ernst!“, rief sie entsetzt aus.
„Doch.“ Cory schniefte. „Ich bin heute Morgen nach Glasgow geflogen. Dann …“, sie zögerte, „… habe ich Brian von Fort William angerufen, und er hat mich abgeholt.“
Isabel starrte sie an. Sie hatte Brian angerufen! Ihre Beine gaben nach, und sie setzte sich auf die Sessellehne. Die ganzen Wochen hatte sie ihn nicht gesehen, und Cory rief ihn einfach an und bat ihn, sie abzuholen!
„Wie konntest du denn ein Flugticket bezahlen?“, fragte sie. Sie schüttelte den Kopf. „Wo glaubt Großmutter dich jetzt?“
„In der Schule.“ Cory schniefte wieder und setzte sich in den Sessel gegenüber. „Oh, es war schrecklich, Mum. Noch schlimmer als in Strathmore. Oma bringt mich jeden Morgen zur Schule und holte mich jeden Nachmittag ab. Sie ließ mich nie hinausgehen. Ich darf nicht allein fort. Und die Mädchen in Lady Eleanor’s sind wirklich blöd!“
Isabel versuchte den Ärger zu unterdrücken, den die Worte ihrer Tochter auslösten. „Der Flug“, erinnerte sie sie gleichmütig. „Wie konntest du dir das Ticket leisten?“
Cory verzog den Mund. „Ich habe Omas Kreditkarte genommen …“
„Du hast was?“ Isabel war bestürzt.
„Sie sagte, das dürfe ich!“, rief Cory abwehrend aus. „Sie sagte, wenn ich Musikkassetten oder CDs kaufen will, darf ich ihre Karte benutzen.“
„Das sind aber keine Flugtickets“, gab ihre Mutter kurz zurück, die überlegte, wie viel sie derzeit auf dem Konto hatte. „Wie teuer war das Ticket genau?“
Unwillig sagte Cory ihr das und beeilte sich, weitere Entschuldigungen für ihr Tun vorzubringen. „Ich dachte, du würdest dich freuen, mich zu sehen“, sagte sie, „und dass ich wieder da bin. Ich habe dich vermisst, Mum.“ Sie schaute sich um. „Und diese Hütte. Das ist
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