Romana Gold Band 11
Gepäck in den vorderen Raum gebracht hatte. Isabel hatte sich, wenn auch verspätet, bedankt, und er hatte darauf etwas erwidert, aber das war alles. Mit einem kurzen Lächeln hatte er sich wieder in sein Auto geschwungen und die Hand höflich gehoben, bevor er fortgefahren war.
Isabel hatte die leeren Koffer verstaut. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Cory in der Tür stand. Sie hatte beim Auspacken wenig getan, sondern sich nur entschieden, das Schlafzimmer im Erdgeschoss zu nehmen. Isabel hatte nichts dagegen gehabt. Das Mansardenzimmer am oberen Ende der schmalen Treppe mochte kleiner sein, doch die Aussicht war wundervoll. Die Hütte war so übermöbliert, dass alle Räume winzig wirkten. Es war gut, dass sie ihre eigenen Möbel eingelagert hatte.
„Wann essen wir?“, fragte Cory klagend. Isabel sah, dass es bereits acht Uhr war.
„Gleich“, erwiderte sie. „Clare sagte, sie würde Lebensmittel in den Kühlschrank stellen. Schauen wir doch mal unten nach, was da ist.“
„Ich weiß, was da ist“, erklärte Cory, ohne sich zu rühren. „Eier, Käse und irgendwas, das wie Joghurt aussieht. Man sollte wirklich meinen, wir seien Vegetarier! Warum konnte sie keine Burger oder Steaks einkaufen?“
Isabels zufriedene Stimmung verflog. „Du solltest dich glücklich schätzen, dass sie uns überhaupt etwas besorgt hat“, gab sie kurz zurück.
Isabel wollte sich vom Benehmen ihrer Tochter den ersten Abend in der Hütte nicht verderben lassen.
Cory ging murrend vor ihr die Treppe hinunter und beklagte sich über die Unzulänglichkeiten des Landlebens.
„Wie alt war Miss McLeavy eigentlich?“, fragte Cory etwas später, während sie ihrer Mutter beim Kochen zuschaute. „Ich wette, sie war bestimmt neunzig. All diese alten Möbel! Das sieht aus, als kämen sie aus der Arche.“
„Ich finde sie ganz zauberhaft“, erklärte Isabel. Gewiss, da standen zu viele Beistelltische. Doch im Grunde machte alles einen heimischen Eindruck, und Isabel glaubte, dass es wirklich behaglich sein würde, wenn ein Feuer brannte. Das aber würde bis morgen warten müssen.
„Diese Clare …“, murmelte Cory, nachdem sie einige Minuten stumm am Tisch gesessen hatte. Isabel schaute auf.
„Für dich Mrs Lindsay“, korrigierte sie rasch.
„Na schön.“ Cory verzog das Gesicht. „Also, Mrs Lindsay. Ist sie mit Brians Bruder verheiratet?“
„Sie ist mit Mr Lindsays Bruder verheiratet, ja.“ Isabel wischte sich den Käse, den sie gerieben hatte, von den Fingern und gab ihn in die Pfanne. „Du wirst sie wohl morgen kennenlernen. Sie sagte, sie wollte vorbeischauen.“
Cory zuckte wenig beeindruckt die Schultern. „Ob er wohl verheiratet ist?“, sinnierte sie laut. „Du weißt schon: Brian. Oh, natürlich.“ Sie seufzte übertrieben, als sie die Miene ihrer Mutter sah. „Also, Mr Lindsay. Er ist echt cool, oder? Hast du seine langen Wimpern bemerkt?“
„Ich habe nur bemerkt, dass du sehr viel geredet hast“, erwiderte Isabel, die nicht die Absicht hatte, über Brian Lindsays Aussehen zu sprechen, und Cory schnitt ein Gesicht.
„Ich hab’ wenigstens was gesagt, statt stumm und starr dazusitzen“, konterte sie frech.
„Ich kenne den Mann kaum, Cory.“ Isabel fand sich wieder in der Defensive. „Ich muss ihn doch nicht mögen, nur weil er so nett war, uns hierher zu fahren. Ich fand ihn sogar recht arrogant. Dein Vater hätte ihn wohl kaum gemocht.“
„Na ja,“ Cory reagierte darauf bezeichnend, „Dad hätte keinen Mann gemocht, der dich zwei Mal anschaute. Er ist … er war … schrecklich altmodisch.“ Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Das habe ich ihm immer gesagt.“
„Ja.“
Isabel schaute ihre Tochter in einer plötzlichen Gefühlsaufwallung an. Obwohl ein Jahr seit Edwards Unfall vergangen war, waren sie immer wieder bei einer unbedachten Erwähnung betroffen, und so erstarb ihr Protest.
„Du wirst doch nicht weinen, oder?“ Corys Stimme klang unsicher, und Isabel schüttelte entschlossen ihren Kopf.
„Nein.“ Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Aber du solltest nicht so über deinen Vater sprechen. Er war nicht altmodisch. Jedenfalls nicht richtig. Ihn interessierte die Gegenwart einfach nicht.“
„Das steht außer Frage.“ Cory gewann durch die ruhige Antwort ihrer Mutter an Selbstbewusstsein. „Das bedeutet doch nicht, dass du dich so benehmen müsstest. Ich meine, du bist nicht jung, aber du bist auch nicht alt.“
„Oh, danke.“
„Du
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