Romana Gold Band 11
musst bemerkt haben, wie attraktiv Brian ist.“
„Cory, wie oft muss ich dir das noch sagen? Mich interessiert kein anderer Mann. Möchtest du nun Käse in deinem Omelett oder nicht?“
Die improvisierte Mahlzeit war weit besser, als Isabel erwartet hatte. Danach tranken sie Kaffee, zubereitet aus Schnellkaffee und frischer, rahmiger Milch, als jemand an die Tür klopfte. Im gleichen Moment hörte sie Clare rufen.
„Isabel! Ich bin’s nur!“
Mit zwei Schritten war sie an der Tür und öffnete sie. Clare trat in einer Wolke französischen Parfüms ein. Ihr hellweißer Pelz und die hohen Stiefel wirkten in dem schäbigen Wohnzimmer etwas fehl am Platz, aber, so überlegte Isabel, das passte natürlich absolut zu ihr. Die Gutsherrin besucht einen ihrer Bauern, dachte sie trocken. Aber das war nicht fair. Es war nicht Clares Schuld, dass sie sich nicht umgezogen hatte.
„Isabel, mein Schatz!“, rief Clare jetzt, während sie gekonnt die Luft neben den Ohren ihrer Freundin küsste. „Das muss Cory sein! Hallo! Deine Mutter hatte mir nicht gesagt, dass du schon so groß bist.“
Sie ging auf Cory zu, und Isabel sah, dass ihre Tochter beunruhigt einen Schritt zurück machte. Zum Glück versuchte Clare nicht, sie auch zu küssen, sondern begnügte sich mit einem Lächeln, bevor sie sich wieder ihrer Freundin zuwandte.
„Nun?“, sagte sie. „Wie findest du’s? Ist es nicht gemütlich? Hast du alles, was du brauchst?“
„Ich glaube schon“, antwortete Isabel auf ihre letzte Frage. „Ich habe ausgepackt, wir haben gegessen und trinken gerade Kaffee. Möchtest du eine Tasse? Ich kann …“
„Oh, nein.“ Clare hob abwehrend die Hand, als sei der Gedanke ihr ein Gräuel. „Ich bin erstaunt, wie viel du in so kurzer Zeit geschafft hast. Ich dachte, du wärst noch mitten in der Arbeit. Der Zug muss endlich einmal pünktlich gewesen sein. Hat Mr MacGregor dich vom Bahnhof abgeholt?“
„Mr MacGregor?“
Isabel war etwas verwirrt. Wer war Mr MacGregor? Der Mann hatte doch gesagt, sein Name sei Lindsay. Cory hatte den Namen ebenfalls genannt.
Doch bevor sie mehr sagen konnte, meldete sich Cory. „Er hat uns in Glasgow abgeholt“, sagte sie, wobei sie ihrer Mutter einen verschwörerischen Blick zuwarf. „Er sagte, dass die Züge nicht pünktlich seien. Darum hat er uns abgeholt.“
Clare wandte sich stirnrunzelnd dem Mädchen zu. „Tom MacGregor ist den ganzen Weg nach Glasgow gefahren …“, setzte sie konsterniert an. Cory schenkte ihrer Mutter ein schiefes Lächeln.
„Ich glaube, sein Name war Brian“, erklärte sie unbekümmert. „Doch, genau das war’s doch, Mum, oder? Und nicht MacGregor … Lindsay.“ Sie neigte den Kopf. „Mensch, so heißen Sie doch, oder?“
Isabel wusste sofort, worauf ihre Tochter hinauswollte. Offensichtlich mochte sie Clare nicht. Sie versuchte absichtlich, sie herauszufordern.
Clares Unterkiefer senkte sich. „Brian“, wiederholte sie leise. „Brian hat dich in Glasgow abgeholt! Aber …“, ihre Bestürzung war offensichtlich, „er kannte dich doch nicht, oder?“ Sie hielt den Atem an. „Du irrst dich. Brian würde nie …“
„Ich fürchte, dass er diesen Namen nannte“, warf Isabel rasch ein, um weitere Ausführungen ihrer Tochter zu unterbinden. Sie fuhr sich nervös über die Lippen. „Er sagte, er sei dein Schwager, Clare.“
Einen Augenblick lang konnte Clare ihre Gefühle nicht beherrschen. „Ich kann es nicht glauben. Warum sollte er so etwas tun?“ Sie schaute Isabel wütend an. „Woher wusste er, wer du bist?“
Isabel verschränkte die Arme, weil sie sich unwohl fühlte. Clare reagierte sehr sonderbar. Was geschehen war, war doch klar. Brian Lindsay hatte aus irgendeinem Grunde nach Glasgow fahren müssen, dann beschlossen, seiner Schwägerin einen Gefallen zu tun und ihre Freundin abzuholen.
„Ich glaube, er wollte nur freundlich sein“, sagte Isabel, die bemerkte, dass ihre Stimme kühler als zuvor war. „Wir waren praktisch die letzten Passagiere auf dem Bahnhof. Du hattest nicht gesagt, dass wir zum Umsteigen auf einen anderen Bahnhof müssten, und er hat uns geholfen. Ich dachte, du hättest das gewusst.“
„Nein.“ Clare atmete tief ein und versuchte sichtlich, sich zu beruhigen. „Nein …“ Sie brach ab, und als sie wieder sprach, war es, als rede sie mit sich selbst. „Ich denke, dass weder Colin noch seine Mutter davon wussten. Das ist typisch für Brian. Er macht stets, was er will.“
„Also …“
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