Romana Gold Band 11
betrachtete den Hafenplatz.
„Ein hübsches Fleckchen“, meinte er, und es klang, als wunderte er sich darüber. „Gibt es hier sonst noch etwas zu sehen? Vielleicht eine alte Kirche oder ein interessantes Museum?“ Er machte eine weit ausholende Armbewegung, als wollte er die ganze dem Hafen zugewandte Häuserfront umfassen. „Was meinen Sie, Lorna? Ob meine Kunden gern hier herkommen würden? Wie sieht es mit Hotels aus? Gibt es ein Haus der Luxusklasse, in dem sie übernachten könnten?“
Er sah Lorna skeptisch an, was sie zu einer spitzen Bemerkung veranlasste. „Es gibt mehrere Hotels in Tobermory, aber ich weiß nicht, ob sie den hochgestochenen Ansprüchen Ihrer Kunden gerecht werden. Es handelt sich dabei offensichtlich um ganz besondere Menschen.“
Sie hatte schärfer als beabsichtigt gesprochen, was vor allem an ihrer wachsenden Enttäuschung über den unromantischen Ausgang des Abends lag. Ein kühler Windhauch wehte vom Meer her und kräuselte das Wasser, sodass die Lichter, die sich darin spiegelten, wie Splitter zerstoben. Lorna fröstelte.
„Es wird kühl.“ Martin trat auf sie zu. „Kommen Sie, wir wollen nicht länger darüber streiten, ob meine Kunden wirklich so anspruchsvoll sind, wie Sie vermuten. Sobald mein Wagen repariert ist, kann ich jederzeit nach Tobermory kommen und mich in Ruhe umsehen.“
Sie gingen zum Landrover zurück, ohne zu sprechen, und mehrere Schritte voneinander entfernt. Martin schien in Gedanken ganz woanders zu sein. Als sich beim Anlegen der Sicherheitsgurte zufällig ihre Hände berührten, tat er, als hätte er es nicht bemerkt.
Das war also das Ende des Abends, der so vielversprechend begonnen und Lorna zunächst in so übermütige Laune versetzt hatte. Ihr war, als würde ihr Herz immer schwerer.
„Ich danke Ihnen noch einmal für die Einladung“, sagte sie so heiter wie möglich, um das lastende Schweigen zu brechen. „Ich habe bestimmt zu viel gegessen, aber die Versuchung war zu groß, um ihr zu widerstehen.“
„Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mitgekommen sind.“ Martins Stimme verriet nicht, was in ihm vorging. „Und ich bin froh, dass ich Ihre Gastfreundschaft erwidern konnte.“
Lorna lachte gezwungen. „Hühnchen mit grünen Bohnen – was ist das gemessen an den Köstlichkeiten, die im ‚Galleon‘ serviert werden?“
Warum schicken wir uns nicht formelle Dankesgrüße? dachte sie ernüchtert, als sie den Motor anließ. Dann brauchten wir nicht diese gestelzten Höflichkeiten auszutauschen!
Tobermory lag bald hinter ihnen. Was habe ich bloß falsch gemacht? überlegte Lorna, während sie sich scheinbar ganz auf das Fahren konzentrierte. Warum verhält sich Martin plötzlich so ablehnend?
Doch vielleicht bildete sie sich alles nur ein. Vielleicht wollte Martin sie gar nicht küssen. Warum sollte er, nachdem sie ihm am Nachmittag so zugesetzt hatte? Sie waren sich immer noch fremd. Was bedeuteten da einige Blicke und Komplimente? Noch einen Tag oder zwei, und er würde nach Glasgow zurückkehren … Natürlich! Wie hatte sie so blind sein können?
Der Schock war so groß, dass Lorna vorübergehend die Gewalt über den Wagen verlor. Er geriet leicht ins Schleudern und wäre fast von der Straße abgekommen. Natürlich … Martin war verheiratet oder zumindest verlobt! Und wenn auch das nicht zutraf, erwartete ihn bestimmt eine Freundin. Ein attraktiver, erfolgreicher Mann Anfang Dreißig musste einfach eine Freundin haben. Nur gut, dass sie sich ihm nicht an den Hals geworfen und sich grausam blamiert hatte!
„Lorna?“
„Martin?“
Sie sprachen gleichzeitig, und Lorna spürte, dass Martin sie beobachtete.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte er.
Sie nickte. „Ich glaubte, etwas zu sehen – ein Kaninchen wahrscheinlich. Ich wollte ihm ausweichen.“
„Dann sind Ihre Augen besser als meine. Ich habe nichts bemerkt. Zum Glück ist alles gut gegangen.“
„Ja, zum Glück.“
Sie schwiegen wieder, bis Martin unvermittelt sagte: „Können wir einen Augenblick anhalten? Ich möchte etwas klären, doch dabei sollten Sie nicht abgelenkt werden.“
Lorna erschrak. Der Moment war da. Martin wollte ihr sagen, dass es in seinem Leben bereits eine Frau gab. Was sonst hätte wichtig genug sein können, um extra anzuhalten? Sie fuhr noch etwas weiter, dann lenkte sie den Wagen auf den seitlichen Grasstreifen und stellte den Motor ab.
Sie hielten genau oberhalb des Sees, den Lorna auf dem Hinweg Martin gezeigt hatte. Wieder fiel
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