Romana Gold Band 11
gern mitkommen.“ Lieber als alles andere, ergänzte sie im Stillen. „Aber es gibt zu viel zu tun, und für heute Nachmittag haben sich Reiter angesagt.“
Martin sah sie besorgt an. „Schade, aber versprich mir, nicht zu viel zu tun, ja? Immer nur Arbeit, nie eine freie Minute … das ist nicht gut, Lorna. Und es erinnert mich an etwas.“
Er durchquerte mit wenigen Schritten das Zimmer, zog sie in die Arme und küsste sie zärtlich. Dann ließ er sie genauso schnell wieder los und war an der Tür, ehe sie sich fassen konnte.
„Bis später“, meinte er und lachte vergnügt, als er ihr entgeistertes Gesicht sah. „Ciao!“
„Ciao“, wiederholte sie schwach, aber Martin war schon fort. Sekunden später fiel die Haustür ins Schloss, dann war es still.
Nach der Rückkehr vom Reiten ging Lorna zuerst in den Laden. Jane war allein und zählte gerade die Einnahmen des Nachmittags.
„Du scheinst heute besonders erfolgreich gewesen zu sein.“ Lorna zeigte auf den Stapel Banknoten, der auf dem Tisch lag. „Waren viele Kunden da?“
„Unmengen“, erklärte Jane strahlend. „Ich habe selten so viel zu tun gehabt.“ Sie legte das Geld wieder in die Kasse und schloss sie ab. „Ich fürchtete schon, ich würde es allein nicht schaffen, aber da kam Martin und half mir. Er ist der geborene Verkäufer. Ein Ehepaar konnte sich stundenlang nicht entscheiden, eins meiner Armbänder zu kaufen. Am Ende nahmen sie nicht nur das Armband, sondern noch einen Ring und ein Halstuch dazu. Martin wäre ein ausgesprochener Gewinn für den Laden.“
Amen, schloss Lorna diese Lobeshymne im Stillen. Laut sagte sie: „Und wo steckt dieses Genie von einem Verkäufer jetzt? Drüben im Haus? Er sprach von irgendeiner Idee, die er ausarbeiten wollte.“
Jane überlegte. „Ich glaube, er ist vorhin in den Garten gegangen. Er wollte sich dort ein bisschen umsehen. Und noch etwas“, fügte sie hinzu, als Lorna schon halb aus der Tür war. „Du hast zwei Buchungen für die Nacht, und außerdem erwarte ich dich und Martin heute bei mir zum Abendessen. Einverstanden?“
Lorna nickte. „Einverstanden. Vielen Dank, Jane.“
Draußen auf dem Hof zögerte sie. Sollte sie erst hineingehen und sich umziehen oder gleich nach Martin suchen? Während sie noch überlegte, tauchte er am Gartentor auf.
„Hallo, Martin.“ Sie ging zu ihm und zeigte auf die verwilderten Beete. „Ich muss mich für das Unkraut entschuldigen, aber ich habe den Kampf dagegen aufgegeben. Damit ist der Garten zwar so gut wie wertlos, aber es gibt Grenzen, was die Arbeit angeht – selbst für mich.“
„Tatsächlich?“ Martin stellte sich überrascht. „Ich war schon fast vom Gegenteil überzeugt.“
Lorna hielt es für angebracht, die Spitze zu überhören. „Auf einigen Beeten ziehe ich Gemüse“, erklärte sie weiter. „Daher konnte ich dir vorgestern selbst gezüchtete grüne Bohnen und Kartoffeln vorsetzen. Manchmal kommt Fionas Bruder, um den Rasen zu mähen, aber sonst …“ Sie zuckte die Schultern. „Meine Mutter wäre entsetzt, wenn sie diese Wildnis sehen würde.“
Schweigend gingen sie den überwachsenen Hauptweg entlang und weiter über den Rasen zu den breiten Rosenrabatten, zwischen denen Büsche und andere Staudenpflanzen standen.
„Ein weitläufiger Garten“, stellte Martin nach einer Weile fest. „Wenn man noch die Koppeln dazunimmt …“ Er runzelte die Stirn, so als rechnete er in Gedanken etwas aus. „Ich weiß nicht, ob du dir darüber im Klaren bist“, fuhr er dann so langsam fort, als überlegte er sich jedes Wort genau. „Du sitzt hier auf einer Goldmine.“
Lorna bückte sich, um eine Quecke herauszuziehen, die mitten auf dem Weg wuchs.
„Es freut mich, das zu hören“, sagte sie und sah Martin schräg von unten an. „Da Glenmore jedoch unverkäuflich ist, nützt mir das wenig und erleichtert mir auch nicht die tägliche Arbeit.“ Sie richtete sich auf und warf die Quecke auf den Rasen. „Abgesehen davon weiß ich nicht einmal, ob du recht hast. Dies ist weder saftiges Weideland noch begehrtes Bauland wie etwa südlich von London. Glenmore ist nur ein alter Familienbesitz auf kargem Boden, wo vor allem Unkraut gedeiht.“ Sie lachte und ging langsam zum Haus zurück. Aber wenn sie gedacht hatte, das Thema sei damit beendet, befand sie sich im Irrtum.
„Ich meine es ernst“, sagte Martin, „und ich weiß, wovon ich spreche. Es geht gar nicht um die Qualität des Bodens, sondern um etwas ganz anderes.
Weitere Kostenlose Bücher