Romana Gold Band 13
Faulton erholte sich nur sehr langsam von ihren schweren Verletzungen. Anstatt in diesem Herbst zum College zu gehen, blieb Olivia zu Hause, um ihre Mutter nach deren Entlassung aus dem Krankenhaus zu pflegen. Es dauerte noch sechs Monate, ehe Ann Faulton in der Lage war, wieder ein normales Leben aufzunehmen.
Sobald ihre Mutter sie nicht mehr so sehr brauchte, nahm Olivia eine Halbtagsstelle als Empfangssekretärin im örtlichen Krankenhaus an, denn sie wollte nicht untätig herumsitzen, bis sie im folgenden Herbst ihr Studium in Public Relations und Medienkunde aufnehmen konnte.
Olivia hatte sich ein College ausgesucht, das nur zwei Stunden von zu Hause entfernt war, damit sie ihre Mutter oft besuchen konnte. Im ersten Jahr wohnte sie in einem winzigen, spartanisch eingerichteten Zimmer auf dem Campus, lernte viele neue Freunde kennen, wurde auf viele Partys eingeladen und lernte, mit wenig Geld auszukommen und hart zu arbeiten.
Im Sommer verbrachte sie vierzehn Tage bei ihrem Vater in dessen eleganter Wohnung in Monaco, die einen herrlichen Blick auf die Parkanlagen des Palasts hatte. Gerald Faulton erwähnte die beiden Agathios-Brüder mit keinem Wort, bis Olivia es nicht mehr aushielt und eines Morgens beim Frühstück in möglichst beiläufigem Ton fragte: „Bist du eigentlich immer noch im Aufsichtsrat von Max Agathios’ Firma?“
„Ja, warum?“ Ihr Vater betrachtete sie so argwöhnisch, als sei sie eine Industriespionin.
Olivia gab sich Mühe, gleichgültig zu wirken. „Na, du willst doch immer, dass ich mich für dein Geschäft interessiere, und ich habe damals natürlich in der Zeitung gelesen, dass du in den Aufsichtsrat von Agathios Kera berufen wurdest.“ Sie zögerte. „Was bedeutet überhaupt Kera in dem Firmennamen?“
„Leon Kera ist ein stiller Teilhaber, der Geld in die Firma eingebracht hat. Er ist Finanzier“, erklärte ihr Vater. „Den Gerüchten zufolge wird Max seine Tochter heiraten, wodurch das Unternehmen in der Familie bleibt.“
Olivia erstarrte. „Ach ja?“ Sie holte bebend Luft. „Wie heißt sie denn?“ Sie musste es einfach wissen, um die Tatsache zu akzeptieren, dass Max unerreichbar für sie war und sie ihn vergessen musste.
„Daphne“, erwiderte ihr Vater schroff. „Sie ist eine typisch griechische Schönheit mit schwarzem Haar, olivfarbenem Teint und dunklen Augen. Und sie ist klug, arbeitet mit Max zusammen. Bei den Aufsichtsratssitzungen nimmt sie gewöhnlich den Platz an seiner Seite ein. Möchtest du noch Kaffee?“
Olivia schüttelte benommen den Kopf. Ihr Vater stand auf und klemmte sich die Zeitung unter den Arm.
„Schön, ich muss jetzt arbeiten.“ Gerald Faulton nickte seiner Tochter zu und verschwand in Richtung Arbeitszimmer.
Olivia war froh, allein zurückzubleiben. Der letzte Rest ihres Traums war soeben gestorben. Ohne es sich eingestanden zu haben, hatte sie das ganze vergangene Jahr im Stillen immer noch gehofft, dass sie Max Agathios eines Tages wieder sehen würde und …
Ärgerlich verdrängte sie diesen Gedanken. Wie dumm von ihr! Sie war diesem Mann einmal begegnet, hatte einen einzigen Tag mit ihm verbracht und war von ihm geküsst worden. Das war’s. Warum hatte sie eine so große Geschichte daraus gemacht? Er hatte sie vermutlich schon am nächsten Tag vergessen.
Schön, auf ihrem College gab es eine Menge attraktive Burschen. Olivia hatte sie bislang alle auf Distanz gehalten … das sollte sich nun ändern. Von jetzt an würde sie ihr Leben genießen und Spaß haben … und Max Agathios vergessen.
Für Olivia folgten zwei arbeitsreiche, aber in jeder Hinsicht erfreuliche Jahre. Ihr Studium absolvierte sie mit Bravour bis hin zu einem ausgezeichneten Abschlussexamen. Überdies stand sie an ihrem College im Mittelpunkt eines regen geselligen Kreises. Sie ging mit den attraktivsten Männern aus, wurde von vielen umschwärmt, ohne sich jedoch selbst zu verlieben.
Hin und wieder las sie in den Zeitungen etwas über Max. Sein Unternehmen schien rasch zu expandieren. Inzwischen unterhielt er auch Kreuzfahrtschiffe auf dem Mittelmeer und in der Ägäis und war mit der Werbung für seine Kreuzfahrten ständig in den Medien präsent. Neben dem Fähr- und Frachtbetrieb in der Ägäis schien er den Schwerpunkt seiner Geschäfte jetzt auf diesen Bereich verlagert zu haben.
Das alles klang, als habe Max seinen Bruder oder auch ihren Vater überflügelt. Wie würde ihnen das gefallen? Es musste sie fuchsteufelswild machen, ihn an sich
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