Romana Gold Band 13
falsche Eitelkeit entgegen. Diese Frau wusste, wie schön sie war.
„Meine Mutter meidet die Sonne, wo immer möglich, und setzt sich ihr nie ohne Hut und Sonnenschutzmittel aus“, mischte sich nun Christos ein. „Ihr goldener Teint ist ein Geschenk der Natur.“
Olivia wandte sich ihm zu, und ihr Herz setzte für einen Schlag aus. Christos Agathios sah so aus, wie Max in seinem Alter ausgesehen haben musste. Natürlich gab es Unterschiede … sein schwarzes Haar war lockig, wohingegen Max’ glatt war, und seine Gesichtszüge waren weicher und nicht so markant. Dennoch war die Familienähnlichkeit unverkennbar und zeigte sich nicht zuletzt in dem unwiderstehlichen Charme, mit dem Christos Olivia anlächelte. Seine dunklen Augen leuchteten warm und humorvoll.
„Ich habe schon viel von Ihnen gehört“, sagte er leichthin.
„Von wem?“, hauchte Olivia aufgeregt. Max? Hatte Max von ihr gesprochen?
Christos lachte. „Von Ihrem Vater natürlich. Von wem sonst?“
Olivia überspielte ihre Enttäuschung mit einem kleinen Lachen. „Ja, natürlich. Was für eine dumme Frage!“ Warum, in aller Welt, hätte Max mit seinem Neffen über sie sprechen sollen?
Christos ließ seinen Blick gelangweilt durch den Salon schweifen, wo sich die Spieler angespannt um die Spieltische drängten. „Todlangweilig, nicht wahr? Warum gehen wir nicht irgendwohin, wo mehr los ist? Ich kenne einen tollen Nachtclub in der Nähe. Wir können dort zu fetziger Musik tanzen, und ich stelle Sie einigen meiner Freunde vor.“
Olivias Augen leuchteten auf. „Das wäre super!“ Sie sah ihren Vater an, und ihr Lächeln verschwand. Gerald Faulton hatte nichts für laute Pop-Musik übrig und hatte, soweit Olivia wusste, noch nie einen Nachtclub oder etwas Ähnliches besucht. Sicher würde er Christos’ Vorschlag rundweg ablehnen.
Doch zu ihrer Überraschung nickte ihr Vater lächelnd. „Gute Idee, warum feiern wir nicht bis zum Morgen durch?“
Auf dem Weg unterhielt sich Olivia mit Christos. „Hat Ihre Familie auch eine Wohnung hier?“
„Nein, wir haben uns für einen Monat die eines Freundes geborgt. Ihr Vater erzählte, dass Sie gerade Ihr Examen gemacht haben. Haben Sie schon eine Stelle?“
„Ja, und zwar in London, in der Marketing- und Public Relations-Abteilung in der Firma meines Vaters. Und was machen Sie?“
„Ich arbeite auch bei meinem Vater.“
Sie zwinkerten sich übermütig zu. „Wir profitieren also beide von Vetternwirtschaft“, sagte Olivia lachend, und Christos stimmte fröhlich ein.
3. KAPITEL
Der Nachtclub war ein schickes, ultramodernes Lokal mit Laser-Lichtorgel und der aktuellsten Musik. Der DJ sprach fließend Englisch und Französisch, gab seine originellen Überleitungen abwechselnd in beiden Sprachen zum Besten und spielte die Hits aus beiden Ländern.
Olivia nahm nur am Rande wahr, dass ihr Vater, Konstantin und Helena sich irgendwann diskret verabschiedeten. Christos, mit dem sie sich längst zwanglos duzte, hatte sie einer Gruppe junger Leute vorgestellt, mit denen er sich regelmäßig in diesem Club oder anderswo traf. Es war ein fröhliches, bunt gemischtes Völkchen aus Engländern, Franzosen und Griechen, mit denen Olivia auf Anhieb gut zurechtkam. Man unterhielt sich, lachte, trank, tanzte und amüsierte sich bestens.
Olivia tanzte mit einigen jungen Männern, meistens jedoch mit Christos. Die Zeit verging wie im Flug. Als man den Nachtclub verließ und auseinanderging, stellte Olivia völlig überrascht fest, dass draußen schon der Morgen graute.
Christos blieb mit ihr mitten auf einem stillen und fast menschenleeren großen Platz stehen. Zu dieser frühen Stunde ruhte endlich der Verkehr, die Fensterläden waren verschlossen … Monte Carlo schlief für kurze Zeit.
Nachdenklich schaute Christos in Olivias Augen, die ihn groß und übernächtigt anblickten. „Ich möchte noch nicht nach Hause. Und du? Lass uns in einem Straßencafé frühstücken. Ich weiß, wo es die besten Croissants und den besten Kaffee gibt.“
Olivia wollte auch nicht, dass diese Nacht ein Ende nahm. So liefen sie, Hand in Hand, wie Kinder durch die leeren Straßen, übermütig lachend und immer noch in Abendkleidung, verfolgt von den skeptischen Blicken eines monegassischen Polizisten.
Christos und Olivia setzten sich an einen Tisch draußen vor dem Café, genossen den duftenden Kaffee und die knusprigen Croissants, während sie zusahen, wie die Sonne aufging und Monte Carlo allmählich zum Leben
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