Romana Gold Band 13
stärken.“
„Leon Kera“, warf Olivia unbedacht ein und erntete dafür einen zynischen Blick.
„Aha, so viel weißt du also doch über mein Unternehmen!“
Sein verächtlicher Ton kränkte sie tief. „Ich habe nie behauptet, nichts über dich und deine Reederei zu wissen. Ich sagte nur, dass ich nichts von den … Plänen meines Vaters, von dieser Aufsichtsratssitzung wusste.“
Dafür hatte ihr Vater bewusst gesorgt, das war ihr nun klar. Er hatte sie systematisch belogen, sie ausgeschlossen, seit sie Max vor fünf Jahren auf Korfu begegnet war. Hatte er vielleicht befürchtet, sie würde Max warnen? Wie hatte ihr Vater so etwas tun können? Und Max’ eigener Bruder! Ihn so zu hintergehen und zu versuchen, ihm die Firma, die er aufgebaut hatte, wegzunehmen! Olivia war entsetzt.
„Leon Kera war der beste Freund, den ich je hatte“, fuhr Max nach einer Pause fort. „Ich schätze mich glücklich, ihn gekannt zu haben. Er investierte in mein Unternehmen, kaufte ein großes Aktienpaket, als ich an die Börse ging, und beriet mich. Es war Leons Idee, ins Kreuzfahrtgeschäft einzusteigen, nur leider war der Zeitpunkt unglücklich gewählt. Die Kosten und Zinsen stiegen in schwindelnde Höhen, und wegen der Rezession sank das Interesse der Kunden an teuren Kreuzfahrten. Schön, wir hatten Probleme, aber ich bin sicher, in fünf Jahren hätten wir wieder grundsolide da gestanden.“ Max presste die Lippen zusammen. „Aber Leon starb, und die Aasgeier scharten sich um mich.“
„Wie können sie dich aus deiner eigenen Firma feuern?“
Er sah sie gereizt an. „Ich kaufe dir deine Unschuld nicht ab. Du bist die Alleinerbin deines Vaters. Wie ich ihn kenne, bereitet er dich gründlich darauf vor, die Firma zu übernehmen. Wie könnte er dich über das Komplott mit meinem Bruder in Unwissenheit gelassen haben?“
„Mein Vater redet so gut wie gar nicht mit mir!“ Es klang so bitter, dass Max sie forschend ansah. „Er lässt nicht einmal seine rechte Hand wissen, was seine linke tut“, fügte sie heftig hinzu und dachte daran, wie ihr Vater und Konstantin Agathios sie und Christos zusammengeführt hatten.
Als sie in diesem Sommer nach Nizza geflogen war, hatte sie das Gefühl gehabt, endlich erwachsen zu sein. Sie hatte ihr Studium abgeschlossen, stand kurz davor, ins Berufsleben einzutreten, und hatte sich frei und unabhängig gefühlt. Sie hatte geglaubt, ihre eigenen, freien Entscheidungen zu treffen … und war in Wirklichkeit so hilflos und machtlos wie ein Kind gewesen. Ich war ihre Marionette, dachte sie gedemütigt und zornig. Sie zogen die Fäden, und ich tanzte, ohne zu wissen, was mit mir geschah.
Und was war mit Christos? War auch er eine Marionette, genauso getäuscht und manipuliert wie sie? Oder hatte Christos gewusst, was die beiden älteren Männer im Schilde führten? Hatten Sie ihm befohlen, um ihre Hand anzuhalten? Oder hatte er es aus eigenem Antrieb getan, weil er sie liebte? Wie gut kannte sie Christos eigentlich?
„Erwartest du, dass ich dir das glaube?“, fragte Max, der sie die ganze Zeit über durchdringend beobachtet hatte.
Zorn stieg in ihr hoch. „Es ist mir egal, was du glaubst! Ich versichere dir jedenfalls, dass mein Vater mich nie ins Vertrauen zieht, schon gar nicht, was seine geliebte Firma betrifft. Erkläre mir nur eins: Wie können er und dein Bruder dir deine Reederei wegnehmen?“
Max fuhr sich unschlüssig mit einer Hand durch sein dichtes schwarzes Haar. „Also schön, ich spiele dein Spiel mit und tue so, als wüsstest du nichts. Wahrscheinlich versuchst du nur Zeit zu schinden, bis eine der Damen da draußen Hilfe geholt hat. Aber selbst wenn die Polizei gleich vor der Tür stehen sollte, würde dir das nichts nützen, denn sie könnten mich nicht mitnehmen, weil ich ja nichts getan habe. Noch nicht. Früher oder später werde ich deinen Vater bekommen.“
Olivia sah den Hass in seinen dunklen Augen glühen und glaubte ihm. Er machte ihr Angst.
In schroffem Ton fuhr Max fort: „Leon Kera und ich besaßen zusammen fünfundsechzig Prozent der Firmenanteile, der Rest war auf viele kleinere Aktionäre verteilt. Solange Leon lebte, war ich sicher, aber sobald er starb, taten sich mein Bruder und dein Vater zusammen, um sein Aktienpaket von seiner Tochter zu kaufen. Ich hätte ihre Anteile ja selbst gekauft, aber augenblicklich steckt jeder Penny, den ich besitze, in der Reederei, und keine Bank würde mir noch etwas leihen.“
Das Telefon auf dem
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