Romana Gold Band 13
kann nicht entgangen sein, wie sehr Konstantin seinen Halbbruder hasst.“
Am Abend desselben Tages rief Christos an. „Mein Vater wird an der Versteigerung teilnehmen!“, erzählte er aufgeregt.
„Es war ihm also wirklich ernst damit, die Insel zu kaufen?“, fragte Olivia fassungslos.
„Das kannst du annehmen! Er hat es nie verwunden, dass sein Vater Hymnos nicht ihm, sondern Max vererbt hat. Jetzt wird ihn nichts mehr daran hindern, die Insel doch noch zu bekommen. Deshalb ist er entschlossen, persönlich an der Versteigerung teilzunehmen, und er möchte, dass wir ihn begleiten. Die Auktion findet auf Hymnos statt, und die Interessenten sollen mit dem Hubschrauber eingeflogen werden. Angesichts des von Max geforderten Mindestgebots werden es nicht allzu viele sein. Dad möchte aber mit seiner Jacht, der Agathios Athena , zu der Insel fahren, damit wir uns Hymnos vor der Auktion persönlich ansehen können.“
„Aber … ich habe meinen Job hier gerade erst angetreten“, sagte Olivia widerstrebend. „Mein Vater gibt mir bestimmt noch keinen Urlaub.“
„Er kommt selber mit“, sagte Christos. „Dad hat eben mit ihm gesprochen. Wir fliegen nach Griechenland, die Agathios Athena liegt in Piräus vor Anker. Von dort laufen wir am selben Tag aus, verbringen einen Tag auf Hymnos, fahren zurück nach Piräus und fliegen wieder nach London. Das sind drei Tage, ein langes Wochenende, nicht mehr. Dein Vater hat bereits sein Okay gegeben. Der kleine Trip wird uns sicher Spaß machen.“
Als Olivia kurz darauf den Hörer auflegte, war sie kreidebleich. Sie wollte nicht nach Hymnos fahren und zusehen, wie Max’ kleines Paradies an seinen Halbbruder verkauft wurde. Was, wenn Max persönlich anwesend sein würde?
Sie wünschte, sie hätte den Mut, Christos zu sagen, dass sie ihn nicht liebte und von seiner Liebe auch nicht überzeugt sei … den Mut, die Verlobung zu lösen und dem Zorn ihres Vaters zu begegnen. Aber sie brachte den Mut nicht auf. Auch wenn es Christos vielleicht nicht das Herz brechen würde, er würde sicher unglücklich sein und ganz gewiss die Reaktion seines Vaters fürchten. Genau wie Olivia. Konstantin machte ihr Angst. Ganz zu schweigen von ihrem eigenen Vater.
Warum war sie nur so ein Feigling!
6. KAPITEL
Seit ihren letzten Ferien mit ihrem Vater auf Korfu war Olivia nicht mehr in Griechenland gewesen. Als das Flugzeug an diesem Nachmittag im Oktober zum Landeanflug auf dem Athener Flughafen ansetzte, schaute sie hinunter auf die blaue Ägäis und die bergige Landschaft hinter Athen, die jetzt in satten Herbstfarben leuchtete. Damals, in jenem Sommer vor gut fünf Jahren, war Olivia unbeschwert und voller Vorfreude auf ihren Urlaub unter der strahlenden Sonne Griechenlands. Das war vor ihrer Begegnung mit Max auf Korfu gewesen.
Diesmal fühlte sie nur Schuldgefühle und Angst.
Sie flogen in Konstantins kleinem Privatjet. Olivia blickte auf den bulligen Nacken von Konstantin Agathios und den ergrauten Hinterkopf ihres Vaters. Christos saß neben ihr. Sie waren nach Griechenland gekommen, um Max erneut etwas wegzunehmen, das ihm gehörte, das er liebte und schätzte: sein kleines privates Paradies.
Es musste ihm sehr schwer fallen, die Insel zu verkaufen. Kein Wunder, dass er seinen Halbbruder und ihren Vater so hasste. Und mich auch? fragte sie sich unglücklich.
Sie hätte nicht mitkommen sollen. Fast hätte sie sich auch geweigert, aber der kalte, unbewegte Blick ihres Vaters hatte ihr im letzten Moment den Mut geraubt. Warum bin ich so feige? dachte sie jetzt voller Selbstverachtung.
Athen lag wie so oft unter dickem gelben Smog, der den Parthenon und die baumbewachsenen Hügel daneben ebenso einhüllte wie die modernen Hochhäuser aus Glas und Beton. Obwohl es bereits Oktober war, war es immer noch heiß, und Olivia spürte, wie ihr unter ihrer weißen Bluse der Schweiß über den Rücken rann, als sie dem Ausgang des Flughafengebäudes zustrebten. In London war es kühl und windig gewesen, und der krasse Klimawechsel war zunächst ein Schock für sie.
Die Fahrt nach Piräus durch den dichten Straßenverkehr kam Olivia endlos vor. Sie war froh, als sie endlich im Hafen aussteigen konnte. Der imposante Anblick der Agathios Athena verschlug ihr die Sprache. Im Vergleich zu Max’ hübscher, schnittiger Jacht war dies ein kleines Kreuzfahrtschiff. Eine siebenköpfige Crew, einschließlich eines Kochs und zweier Stewards, hatte sich an Deck versammelt, um den Besitzer und seine
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