Romana Gold Band 13
Firma gekauft. Zu Hause hatte Mrs Drayford vermutlich ihrem Mann berichtet: „Das Mädchen ist recht präsentabel.“
Caroline verdrängte die Erinnerung daran. „Mir ist es sehr gut ergangen. Ich habe viel Glück gehabt.“
„Und wie bist du mit Christopher zusammengekommen?“, fragte Rafe weiter.
Christopher würde es gar nicht gefallen, dass sie bei einem Glas Wein mit seinem Bruder zusammensaß und über ihre junge Liebe sprach. „Wir haben eine Modenschau auf Virginia Grove veranstaltet, und ich war die Moderatorin“, erklärte sie. „Es war eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Deine Mutter tut viel für gute Zwecke.“
„Sie ist wie geboren für die Tätigkeit in Komitees“, stimmte Rafe zu. „Sie macht sich nie die Hände schmutzig, aber auf dem Podium wirkt sie sehr teilnahmsvoll.“ Caroline fand Anna Drayford treffend beschrieben, obwohl sie das Gefühl hatte, dass sie anstandshalber protestieren sollte. Doch er fuhr fort: „Du hast deine Sache als Moderatorin gut gemacht, und so ist es dann geschehen, stimmt’s? Christopher hat dich in der geeigneten Umgebung gesehen und wusste, dass du die Richtige für ihn warst?“
Virginia Grove hatte eine perfekte Kulisse für die Models in ihren traumhaften Kleidern abgegeben, und sie war eine charmante und kompetente Führerin durch die Modenschau gewesen. An diesem Tag hatte Christopher sie gefragt, ob sie ihn ins Theater begleiten wolle. Von da an hatten sie sich regelmäßig gesehen. Caroline zuckte gleichgültig die Schultern. „Gut möglich. Wie bist du denn an Elpida geraten? Ist sie hereingekommen und hat ‚Bingo‘ gesagt, was immer das auf Griechisch heißen mag?“
Als Rafe laut auflachte, stimmte Caroline ein. Der Wein war stark wie Likör. Zu Hause würde sie seiner Mutter erzählen, dass ihr Sohn zwar in einfachen Verhältnissen lebte, aber tat, was ihm gefiel, und bekam, was er wollte.
Rafe hörte auf zu lachen und wechselte abrupt das Thema. „Warum willst du allein in die Berge?“
„Nur so eine fixe Idee.“
„Warum?“, beharrte er. „Bist du schon einmal da gewesen? Hast du ein Buch darüber gelesen?“
Sie schnitt ein Stück Brot von dem großen Laib und bestrich es sorgfältig mit Butter. Das Messer hatte einen knöchernen Griff und sah aus wie ein Jagdmesser. Es war wohl besser, Rafe den Zweck ihrer Reise zu erklären, denn dass sie es aus einer Laune heraus tat, würde er ihr nicht glauben.
„Mein Großvater hat während des Krieges auf der Seite der Untergrundbewegung hier gekämpft“, sagte sie. „Er war Funker.“
„Das waren tapfere Männer.“ Er schwieg einen Moment. „Aber warum kommst du nicht im Sommer und siehst dir die Insel auf einem Ausflug an?“, fragte er dann. „Das ist viel bequemer.“
„Ich will keine Bequemlichkeit. Ich möchte nur die Orte sehen, an denen er war … ohne Menschenmengen um mich herum.“
Rafe schüttelte den Kopf. „Ich kann dir nur raten, nach Hause zu fahren und auf den Frühling zu warten.“
„Im Frühling werde ich heiraten.“
Er sah sie fragend an. „Was hat das denn damit zu tun?“
„Gar nichts.“ Oder alles, dachte sie. An dem Tag, an dem der Hochzeitstermin festgesetzt worden war, hatte ihre innere Unruhe begonnen. Nach ihrer Hochzeit würde sie Caroline Drayford sein, Tochter des Hauses auf Virginia Grove und nicht länger Herrin ihrer selbst. Die meisten Frauen würden sie um ihr Glück beneiden, doch wenn sie allein war, betrachtete sie manches Mal das verblichene Foto ihres Großvaters, der gestorben war, als er kaum älter gewesen war als sie jetzt.
Vor ihr schien eine gesicherte Zukunft zu liegen. Sie, Caroline, hatte die beste Partie weit und breit gemacht. Christopher sah gut aus, war sanft und zärtlich, und sie hätte ihn auch geliebt, wenn er keinen Penny besessen hätte. Sie wollte ihn heiraten und immer bei ihm sein. Doch erst musste sie sehen, wo ihr Großvater vier Jahre lang gelebt hatte.
Als sie Christopher von ihren Urlaubsplänen erzählt hatte, hatte er offenbar angenommen, sie würde in einen Ferienclub fahren. Doch als sie erklärt hatte: „Ich möchte in die Weißen Berge“, hatte Anna Drayford ihr Magazin sinken lassen und erstaunt ausgerufen: „Aber dort ist doch auch Rafe …“
„Und wie stellst du dir deinen Ausflug in die Berge vor?“, hörte Caroline jetzt Rafe fragen.
„Ich wollte mir einen Führer nehmen. Ich weiß von einigen Dörfern und kenne die Namen von Männern, die bei ihm waren.“
„Vor fünfzig
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