Romana Gold Band 15
können.“
„Ich weiß nicht, was du meinst“, konterte Gina, wütend auf sich selbst, weil sie so kleinlaut klang. Doch sie fühlte sich außerstande, mit dieser zunehmend schwierigen Situation fertig zu werden.
„Ach, Gina! Hattest du mich wirklich völlig vergessen?“ Er stand jetzt dicht neben ihr am Fuß der Treppe. „Ich finde es sehr schade, dass ich dir so wenig bedeutet habe.“
Ihn vergessen? Schön wär’s, dachte sie.
„Nein … Tatsache ist … was immer passiert ist … falls überhaupt etwas passiert ist … liegt schon lange zurück … und ich glaube nicht …“, sagte sie stockend und hätte sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen.
Es fiel ihr zwar nicht schwer, die Worte in Gedanken zu formulieren, doch sie brachte sie nicht über die Lippen. Und was alles noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass Antonio so dicht neben ihr stand.
„Was ich sagen will, ist“, versuchte sie es erneut und schaffte es diesmal, wesentlich sicherer zu klingen, als sie sich fühlte, „dass, was immer damals passiert ist, für mich ein für alle Mal vorbei ist. Ehrlich gesagt“, fügte sie, so würdevoll sie konnte, hinzu, „war ich damals ein sehr junges, sehr naives Mädchen. Und kein vernünftiger Mensch würde sich an etwas so Demütigendes erinnern wollen. Deswegen wäre ich dir dankbar, wenn du nie wieder ein Wort darüber verlieren würdest.“
Antonio betrachtete sie einen Moment schweigend und zuckte schließlich die Schultern.
„Das akzeptiere ich natürlich“, erwiderte er schließlich leise. „Allerdings … musst du wissen, dass ich mich an einige Dinge gern erinnere.“ Dann nahm er ihre Hand und führte sie an die Lippen. „Sehr gern sogar.“ Nachdem er ihre Hand noch einmal geküsst hatte, ließ er sie los, wandte sich ab und ging die Treppe hinauf.
Verwirrt blickte Gina ihm nach. Und selbst als sie später im Bett lag und nicht einschlafen konnte, klangen seine Worte noch in ihr nach.
Obwohl sie sehr schlecht geschlafen hatte, fühlte Gina sich bestens, als sie am nächsten Morgen aufwachte.
Offenbar lag es daran, dass ich diesmal keinen Albtraum hatte, sagte sie sich. Wenn sie ehrlich war, musste sie sich allerdings eingestehen, dass es noch einen anderen Grund dafür gab: nämlich dass sie Antonio gesagt hatte, sie wolle nicht über die Vergangenheit reden.
Ganz zu schweigen davon, dass er anscheinend nicht so über ihre damalige Beziehung dachte wie sie.
Nun, da sie von der Last befreit war, die sie acht Jahre mit sich herumgetragen hatte, war es also nicht weiter verwunderlich, dass sie so euphorisch war. Außerdem schien die Sonne. Es war ein herrlicher Junimorgen. Nachdem Gina geduscht und sich die Haare gewaschen und getrocknet hatte, zog sie eine kurzärmelige weiße Bluse und einen gerade geschnittenen marineblauen Rock an.
Ihre Laune verschlechterte sich allerdings, als Gina nach dem Mittagessen in einem Pub mit Antonio ins Büro zurückkehrte.
Zuerst hatte alles ganz vielversprechend ausgesehen. Antonio war pünktlich zum Frühstück erschienen und hatte verkündet, er habe gut geschlafen. Danach waren sie in seinem Wagen zur Firma gefahren – und von da an hatte es nur Probleme gegeben.
Da zwei Mitarbeiterinnen fehlten – eine hatte Urlaub, die andere musste sich um ihren kranken Mann kümmern –, war Gina bereits klar gewesen, dass es sehr viel zu tun gab. Als Antonio daraufhin zwei andere Mitarbeiter abkommandiert hatte, hatte sie kaum eine Atempause gehabt. „Es tut mir leid, querida“, hatte er gesagt und ihr beinah lässig mit einem Finger über die Wange gestrichen, „aber ich muss die Lieferung unbedingt ausfindig machen.“
Das Kosewort, das er benutzt hatte, und seine Berührung hatten sie überdies so nervös gemacht, dass es ihr schwergefallen war, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.
„Ich habe Grandpa und unserem Manager in London schon gesagt, dass die Lieferung nicht hier eingegangen ist“, informierte Gina Antonio nun. „Wie du selbst gesehen hast, ist sie nicht hier.“
„Jedenfalls gibt es keinen entsprechenden Frachtbrief.“ Er seufzte tief. „Aber ich muss trotzdem im Lager danach suchen, um sicherzugehen, dass kein Irrtum vorliegt.“
Sie zuckte die Schultern. „Das sehe ich ein. Aber ich kann dir die beiden jungen Männer, die dir heute Vormittag geholfen haben, nicht wieder zur Verfügung stellen. Sie müssen heute noch jede Menge Kisten ausliefern.“
„Das ist nur recht und billig. Aber dann kannst du ja
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