Romana Gold Band 15
der Firma vorgefunden hatte, nachdem er diese von seinem Onkel übernommen hatte, brachte sie zum Lachen. „Ich will nicht behaupten, dass die Rechnungen noch mit einem Federkiel ausgestellt wurden“, fügte er lächelnd hinzu, „aber die Telefonanlage stammte offenbar noch aus der Zeit Alexander Graham Bells!“
Und natürlich freute sie sich darüber, die neusten Neuigkeiten über ihre alte Freundin zu hören, seine jüngere Schwester Roxana, die sie kennengelernt hatte, als diese ein Jahr in London zur Schule gegangen war, um ihr Englisch aufzubessern.
Da Roxana ihre Eltern auch sehr früh durch einen Autounfall verloren hatte, hatten sie sofort eine Gemeinsamkeit gehabt und waren nicht nur die dicksten Freundinnen geworden, sondern hatten sich auch immer in den Ferien gegenseitig besucht. Und dadurch bin ich auch Antonio begegnet, rief Gina sich ins Gedächtnis und versuchte dann, nicht an die Vergangenheit zu denken.
„Sie war immer sehr amüsant, no?“ Antonio lächelte jungenhaft und berichtete anschließend, dass Roxana zur Überraschung der ganzen Familie plötzlich beschlossen hatte, Schauspielerin zu werden, und nun in einer der täglichen Telenovelas im spanischen Fernsehen mitspielte.
„Du meine Güte!“, rief Gina und lachte, als er ihr erzählte, dass seine Großmutter genau dasselbe gesagt hatte, als sie Roxana zum ersten Mal auf dem Bildschirm gesehen hatte. Es freute sie zu hören, dass Señora Ramirez, die sie immer sehr gerngehabt hatte, noch lebte und auf dem Familiensitz in Jerez das Zepter schwang. Dort wohnte Antonio mittlerweile auch, wie es schien.
Seinen Worten war zu entnehmen, dass er alle Hände voll zu tun hatte, wenn er das Familienunternehmen ins einundzwanzigste Jahrhundert hinüberretten wollte. Als sie über die Probleme nachdachte, die er geschildert hatte, wie zum Beispiel die Notwendigkeit, seinen älteren Verwandten weiterhin den Lebensunterhalt zu sichern, wurde ihr plötzlich klar, dass es bestimmt nicht leicht für ihn gewesen war, von einem Tag auf den anderen die Verantwortung für die Firma zu übernehmen.
„Bedauerst du es nicht, dass du deinen Beruf als Anwalt aufgeben musstest?“, erkundigte sie sich. „Das Leben eines Winzers in Jerez ist sicher ganz anders als das eines Spitzenanwalts in Madrid.“
„Ich habe immer gewusst, dass ich das Unternehmen irgendwann einmal weiterführen muss, aber mein Onkel war ein echter Autokrat“, erwiderte Antonio. „Deswegen habe ich beschlossen, so lange als Anwalt zu arbeiten, bis mein Onkel Emilio beschließt, die Zügel aus der Hand zu geben. Und es sieht so aus, als würdest du mit derselben Situation konfrontiert werden, falls oder wenn dein Großvater in den Ruhestand geht“, fügte er lächelnd hinzu.
Gina zuckte die Schultern und wechselte dann bewusst das Thema, indem sie ihn nach seiner Meinung über den letzten Weinjahrgang aus der berühmten Region Rioja in Nordspanien fragte.
Obwohl sie sich Mühe gegeben und versucht hatte, die Unterhaltung aufs Geschäftliche zu beschränken, fiel es ihr zunehmend schwer, seinem Charme nicht zu erliegen.
Du musst vorsichtig sein, warnte sie sich nun, als sie sich zurücklehnte, damit der Ober die Teller abtragen konnte. Antonio schien nicht nur die Mitarbeiter mit seinem Lächeln für sich eingenommen zu haben, auch sie war sehr empfänglich dafür. Und sie wusste nur zu gut, wie gefährlich er ihr werden konnte.
Also plaudere weiter mit ihm über unverfängliche Dinge, ermahnte sie sich. Denn das Letzte, was sie wollte, war eine Unterhaltung über ihre frühere Beziehung.
Als sie nach Bradgate Manor zurückfuhren, musste Gina sich allerdings fairerweise eingestehen, dass Antonio mit keiner Silbe erwähnt hatte, was damals vorgefallen war.
„Es war ein schöner Abend, Gina“, sagte er, als er schließlich vor ihrem Haus stoppte. Dann stieg er aus und kam um den Wagen herum, um ihr die Beifahrertür zu öffnen. „Und das hat mich überrascht.“ Er legte ihr die Hand auf den Arm, als sie zur Tür gingen.
„Ach … wirklich?“, fragte Gina atemlos und ärgerte sich darüber, dass ihre Hand so zitterte, als sie den Schlüssel ins Schloss stecken wollte.
„Lass mich das machen“, meinte er amüsiert und nahm ihr den Schlüssel ab.
„Ja“, fuhr er fort, als sie die Eingangshalle betraten, „ich muss zugeben, dass ich Bedenken hatte, dich nach all den Jahren wiederzusehen. Es hätte schließlich … na, sagen wir, ein bisschen peinlich werden
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