Romana Gold Band 15
mit mir in den Keller gehen, oder?“
„Nein, natürlich nicht“, entgegnete sie, weil sie an die Arbeit denken musste, die sich auf ihrem Schreibtisch türmte. Trotzdem war es ein Pluspunkt, wenn sie – und sei es nur dem Manager in London – beweisen konnte, dass in ihrer Filiale kein derartiger Irrtum unterlaufen war. Daher nahm sie die Schlüssel aus ihrer Schreibtischschublade und führte Antonio durch das große alte Lagerhaus und in den Keller.
Nicht gerade mein Lieblingsplatz, dachte Gina, als sie sich in dem dunklen Gewölbe umblickte. Da nur durch wenige kleine Fenster etwas Tageslicht fiel, war es hier richtig unheimlich. Und die großen Spinnweben taten ein Übriges. Sie schauderte. Je eher sie hier wieder herauskam, desto besser.
„Nein, hier ist die Sendung anscheinend auch nicht gelandet.“ Antonio klopfte sich den Staub und die Spinnweben von den Händen, als er durch einen Gang zwischen Kartons auf sie zukam. „Aber es sieht so aus, als hättest du hier unten einige interessante alte Weinsorten lagern.“ Er blieb neben ihr stehen.
„Ja. Ich glaube, einige stammen noch aus der Zeit meines Ururgroßvaters“, erwiderte sie leise. Ihr war plötzlich ganz seltsam zumute.
Vielleicht lag es an der Dunkelheit oder an der Akustik hier unten. Obwohl Antonio nichts gesagt und sie nicht einmal berührt hatte, waren die Gefühle, die sie in seiner Nähe immer empfand, jetzt noch viel intensiver. Ihr Puls raste, und ihr war ganz heiß.
Der große Raum mit der gewölbten Decke schien auf einmal zu schrumpfen, und die Zeit schien stillzustehen. Gina fühlte sich ganz benommen. Wie gebannt blickte sie in Antonios funkelnde dunkle Augen – und das Blut rauschte ihr in den Ohren, als sie sich daran erinnerte, wie sie damals in seinen Armen gelegen hatte.
Sobald Antonio einen weiteren Schritt auf sie zumachte, begann ihr Herz, so schnell zu klopfen, dass ihr das Atmen schwerfiel. Ihr Mund war vor Angst und Anspannung ganz trocken. Doch als sie die Lippen unwillkürlich mit der Zunge befeuchtete, schien Antonio sich zu verspannen. Dann fluchte er leise.
„Oh … Es ist schon spät … Ich muss jetzt wirklich zurück ins Büro …“ Gina wirbelte herum und eilte die Treppe nach oben, denn sie konnte gar nicht schnell genug wieder ans Tageslicht kommen. Und weg von Antonio Ramirez.
Auf dem Weg in ihr Büro wäre sie fast mit ihrer Sekretärin zusammengestoßen, die ihr im Flur entgegenkam und mit einem Blatt Papier wedelte.
„Ich habe gerade ein Fax von unserer Filiale in Bristol bekommen, Miss Brandon“, verkündete sie atemlos und blickte dann an ihr vorbei zu Antonio.
„Man hat Ihre Lieferung in Bristol gefunden, Señor Ramirez“, informierte sie ihn mit einem strahlenden Lächeln.
„Bueno.“ Er nahm das Blatt entgegen und überflog es. „Das ist sehr zufriedenstellend“, sagte er zu ihr und schenkte ihr ein herzliches Lächeln, das sie offenbar selig machte.
Der Mann setzt seinen Charme wie eine Waffe ein, dachte Gina grimmig. Schlecht gelaunt ging sie in ihr Büro und sank auf ihren Schreibtischstuhl.
Ja, natürlich freute sie sich darüber, dass Antonio endlich seine kostbare Lieferung gefunden hatte. Aber es war absolut widerwärtig, dass er eine Frau nur anzulächeln brauchte, damit sie halb in Ohnmacht fiel. Jedenfalls sollte er nicht glauben, dass sie, Gina, sich genauso albern verhalten würde.
Nein, bestimmt nicht, meldete sich eine sarkastische innere Stimme. Nun, da Antonio seine kostbare Lieferung gefunden hat, bist du sicher überglücklich, wenn er wieder fährt, nicht?
Oh, sei still! sagte Gina sich ungeduldig, wohl wissend, dass sie sich nicht auf seine Abreise freute. Schließlich hatte sie eine Ewigkeit gebraucht, um sich von ihrer letzten Begegnung mit diesem Mann zu erholen. Und sie hatte das ungute Gefühl, dass es diesmal noch länger dauern würde.
He, was ist mit deinem Stolz, Mädchen? fragte sie sich. Du wirst dir doch auf keinen Fall anmerken lassen, was für eine Wirkung er auf dich ausübt, oder?
Verdammt richtig! dachte sie, bevor sie aufstand und glättend über ihren Rock strich, bereit, der Welt – und Antonio – glücklich lächelnd gegenüberzutreten.
Die Neuigkeit, dass der Wein unbeschadet in Bristol im Keller stand und sofort in die Zentrale in der Pall Mall geschickt werden würde, schien die Mitarbeiter beflügelt zu haben. Und auch Antonio wirkte sehr zufrieden, denn als er Gina am Spätnachmittag nach Bradgate Manor zurückfuhr, summte
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