Romana Gold Band 15
Verachtung, als er betont langsam ihre Beine musterte. „Ist die Finca für Sie zu langweilig? Das Leben hier zu rustikal für Ihren Geschmack? Lo siento – tut mir leid, dass Sie so schnell gelangweilt sind.“
Dieser grässliche Mensch! Cathy wurde rot. Hastig stellte sie beide Füße auf den Boden und zog ihr Kleid hinunter. Unbeabsichtigt hatte sie ihre Beine entblößt, und er hatte darauf gestarrt wie auf ein zur Schau gestelltes Produkt – ein billiges Produkt, das er nie im Leben kaufen würde!
„Der Grund, weshalb ich eingewilligt habe, nach Spanien zu kommen, war, dass Ihre Mutter ihren Enkel sehen kann“, erwiderte sie kühl und distanziert. Sie war stolz auf sich, dass sie diesen Ton beibehalten konnte. „Wenn Sie mich nicht hinbringen, werde ich mich selbst darum kümmern müssen. Ich bin mir sicher, Tomás …“
„Meine Mutter wird Sie empfangen, wenn sie dazu bereit ist“, unterbrach er sie. „Franciscos Tod ist noch nicht lange her; sie braucht Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass er ein Kind hinterlassen hat. Und Tomás wird Sie nirgendwo hinbringen, das verbiete ich ihm.“
Verbieten? Ja, dazu war er fähig. Sein Wort war Gesetz, und jeder Untertan in diesem kleinen Königreich würde es bis zum letzten Blutstropfen befolgen. Wut wallte in ihr auf, und ärgerlich fauchte sie ihn an: „Warum bin ich dann hier? Hätten Sie nicht warten können, bis sie bereit ist, ihn zu sehen? Warum verschwenden Sie meine Zeit?“
Ihre Rage wechselte sich mit purer Frustration ab, als sie seine regungslose Miene sah. Nur die Beherrschung sah man ihm an – die Beherrschung eines wohlerzogenen Mannes aus einer hohen Gesellschaftsschicht, der sich nie dazu herablassen würde, auf die hysterischen Anfälle einer Frau eine Reaktion zu zeigen. Sie fühlte sich plötzlich wie ausgepumpt und sank in sich zusammen, während er sich mit Würde erhob und einen versteckten Klingelknopf an der großen Tür drückte.
„Kommen Sie, es ist Zeit zum Essen.“
Einfach so. Als ob sie nie wütend gewesen wäre, als ob sie nie Fragen gestellt hätte.
Missmutig stand sie auf und folgte ihm. Sie wollte das Mahl so schnell wie möglich hinter sich bringen und dann zurück in ihr Zimmer, mit dem Baby. Sie wollte einen Plan ausarbeiten, was zu tun sei.
Am Tisch legte Cathy unwirsch die Leinenserviette über die Knie und wartete steif, während Paquita ihr eine Sopa de mariscos al vino de Jerez servierte.
Die Suppe war ausgesprochen gut. Cathy aß hastig. Sie hätte nie zugestimmt, mit ihm an einem Tisch zu sitzen, wenn sie nicht so hungrig gewesen wäre.
Das noch warme, knusprige Brot, das mit der Suppe serviert wurde, war unwiderstehlich. Cathy kaute mit vollem Mund und stellte fest, dass ihr Blick gebannt auf der schlanken braunen Hand lag, die ihr jetzt ein Glas über den Tisch zuschob. Ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt.
„Manzanilla passt perfekt zum Essen. Ein Teil des großen Vergnügens, ein gutes Mahl zu genießen“, teilte er ihr leicht überheblich mit. Sie wusste, auf seine Art hatte er ihr damit gesagt, dass er nichts, aber auch gar nichts von ihren Tischmanieren hielt. Cathy legte den Löffel aus der Hand und hatte enorme Schwierigkeiten, den ersten Schluck zu trinken. Er ließ keine Gelegenheit aus, sie herunterzumachen. Der Appetit war ihr vergangen.
„Dieser Wein kommt von den Campuzano-Weinbergen aus der Gegend um Sanlúcar de Barrameda. Man sagt, die Brise des Atlantiks verleihe ihm seinen einzigartigen, leicht trockenen Geschmack.“ Nahezu gedankenversunken trank er einen Schluck von seinem Glas, wobei er sie aus halb gesenkten Lidern herausfordernd ansah. Und mehr aus Reflex nippte auch sie an ihrem Glas.
Der Sherry war gekühlt, erfrischend und leicht.
Er hatte ihre angenehm überraschte Miene bemerkt, machte jedoch keinen Kommentar dazu. „Essen Sie Ihre Suppe! Paquita wird zutiefst gekränkt sein, wenn der Teller nicht leer ist!“
„Ich bin kein Kind“, hielt sie ihm steif entgegen.
Sie spürte seinen Blick über ihre Rundungen gleiten, hörte, wie er zustimmte: „Nein, das kann man nicht sagen“, und entschloss sich, nicht auf diese Bemerkung einzugehen.
Cathy schwieg würdevoll während des gesamten restlichen Mahls. „Karamellkuchen zum Nachtisch?“ Campuzano griff nach dem Tortenheber.
Paquita hatte abgeräumt und sich zurückgezogen, er stand neben der Dessertplatte.
Cathy schüttelte den Kopf. Sie konnte keinen Bissen mehr hinunterbringen. Außerdem
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