Romana Gold Band 15
Vorabend. „Aber momentan bist du sehr verletzlich, und deine Angestellten sind von dir abhängig und brauchen jemanden mit Führungsqualitäten.“
„Und deswegen“, hatte er hinzugefügt, als sie frustriert geschwiegen hatte, weil sie ihm recht geben musste, „habe ich beschlossen, dass es das Beste ist, wenn wir weiterhin das glückliche Ehepaar spielen. Und deswegen werde ich auch regelmäßig nach London kommen, um mich um die aktuellen Probleme zu kümmern.“
Und das war’s dann wohl, sagte Gina sich jetzt, während sie ihr Haar föhnte. Leider wusste Antonio genauso gut wie sie, wie sehr sie ihn brauchte, und zwar sowohl in der Firma als auch im Bett – und das hatte die Situation für sie beinah unerträglich gemacht.
In den darauffolgenden Monaten war Antonio regelmäßig nach London gekommen.
Abgesehen von der Zeit, in der die Weinlese stattfand, hatte er Gina alle paar Wochen besucht und war jedes Mal für einige Tage geblieben, um sie in der Firma zu unterstützen.
Und in jeder Nacht, die er in ihrem Haus verbrachte, kam er in den frühen Morgenstunden zu ihr ins Bett und brachte sie dazu, ihr Verlangen nach ihm einzugestehen.
Sie versuchte wirklich, seiner Anziehungskraft nicht zu erliegen. So oft war sie fest entschlossen, die Tür zu ihrem Schlafzimmer abzuschließen und dem Ganzen ein Ende zu machen. Allerdings brachte sie es nie über sich.
Obwohl sie sich heftige Vorwürfe machte, weil sie so schwach war, hatte sie ihre Sehnsucht nach seinem Körper nicht unterdrücken können. Ja, sie hatte sich regelrecht nach seinen Liebkosungen verzehrt und sich ihm bereitwillig hingegeben. Dabei hatten sie fast die ganze Zeit geschwiegen – und es war immer dunkel gewesen.
Gina hasste sich dafür, dass sie so schwach war und verzweifelt die Tage bis zu Antonios nächstem Besuch … und dem darauffolgenden zählte. Doch anscheinend konnte sie weder mit ihm noch ohne ihn leben, auch wenn er sie nur benutzt hatte.
Leider sah es so aus, als wäre sie nicht so zäh, wie sie geglaubt hatte.
Tatsächlich hatte ihr das ständige Auf und Ab der Gefühle in letzter Zeit immer mehr zu schaffen gemacht. Und als sie nach einer langen Vorstandssitzung in ihr Büro zurückgekehrt und aus heiterem Himmel in Tränen ausgebrochen war, war ihr klar geworden, dass sie diese Farce nicht länger aufrechterhalten konnte.
Und sie hatte sich gezwungen, es Antonio zu sagen, als sie ihn vor einigen Wochen das letzte Mal gesehen hatte.
„So kann es nicht weitergehen“, erklärte sie, als sie eines Abends spät nach Hause kam und ihn im Arbeitszimmer ihres Großvaters antraf. „Ich weiß nicht, wie wir das Problem lösen können. Vielleicht sollten wir uns scheiden lassen?“ Sie seufzte schwer. „Ich weiß nur, dass ich das hier nicht mehr aushalte. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es dir Spaß macht.“
„Stimmt“, bestätigte er in demselben eisigen Tonfall, den er seit ihrem Streit vor einigen Monaten immer anschlug.
„Also … es sieht nicht so aus, als hätten wir uns noch etwas zu sagen, oder?“, fragte sie. Und da er nicht weiter darauf einging, sondern das Thema wechselte und über ein Problem in der Firma sprach, zuckte sie schließlich resigniert die Schultern und ging dann nach oben.
Als er in dieser Nacht nicht zu ihr ins Bett gekommen war, hatte sie es als Zeichen dafür gedeutet, dass er ihrer Ehe auch keine Chance mehr gab.
Wenn man die Liebe doch auch nur so einfach abstellen könnte, wie man eine Ehe beenden kann, dachte Gina nun traurig, als sie in ihr Schlafzimmer zurückkehrte, um sich anzuziehen.
Das war ihr erst vor einer Woche wieder vor Augen geführt worden, als sie einen dicken Umschlag von Roxana erhalten hatte.
Er enthielt einen kurzen Brief, in dem ihre alte Freundin und jetzige Schwägerin ihr von ihrer bevorstehenden Hochzeit mit einem Schauspielerkollegen berichtete. Ihre Familie sei mit ihrer Wahl einverstanden, wie sie schrieb, da er einer Adelsfamilie entstamme.
Sie freute sich mit Roxana und war gerührt, als sie feststellte, dass diese sie auch zur Hochzeit einlud, die in einigen Wochen in Bourgos in Nordspanien stattfinden sollte.
Ich kann die Einladung unmöglich annehmen, sagte Gina sich. Sie hatte zwar noch Kontakt zu Roxana – obwohl sie mit ihr nie über Antonio sprach –, aber sie würde auf dieser Familienfeier sicher nicht willkommen sein, zumal sie sich vermutlich von ihm scheiden lassen würde.
Doch gerade, als sie den Umschlag ins Feuer
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