Romana Gold Band 15
der Zunge zu fragen, warum Cordy es so eilig hatte, sie loszuwerden, doch bevor sie den Mund noch öffnen konnte, bog der große Mercedes durch das offene Tor in den Hof, und Javier stieg aus. Er schlug die Tür mit Wucht hinter sich zu und kam mit wütender Miene auf sie zugestürzt.
„Siehst du!“, fauchte Cordy ihr ins Ohr. „Wenn er dich nur sieht, ist er schon schlecht gelaunt. Warum konntest du nicht anständig sein und ohne großen Aufwand verschwinden?“
Aber Cathy hörte sie kaum. Bei seinem Anblick begann ihr Herz wie wild zu hämmern. Seine düsteren Züge verrieten ihr, dass er ihr nie zugehört hätte, egal, was sie zu sagen beabsichtigte.
„Wir haben uns gerade verabschiedet“, erklärte Cordy mit einem zuckersüßen Lächeln. „Cathy ist schon so gut wie nicht mehr hier. Sie wollte gerade darum bitten, dass man sie zum Flughafen fährt.“
„Bitte warte im Wagen, Cordelia. Ich habe deiner Schwester noch etwas zu sagen.“ Seine Stimme war rau. Der charmante, aufregende Mann, der in Cadiz das Jawort von Cathy gehört hatte, existierte nicht mehr.
Aus dem Augenwinkel beobachtete Cathy, wie Cordy mit einem zufriedenen Gesicht in den Wagen glitt. Sie fuhr sich über die trockenen Lippen. Sie brachte kein Wort heraus.
„So? Du rennst weg? Aber lass mich dir eines sagen – wenn du auch nur einen Fuß von dem Land der Finca nimmst, werde ich dich wegen Vertragsbruch anklagen.“ Er schnippte mit den Fingern, und wie aus dem Nichts tauchte Tomás auf, auf den er auf Spanisch einredete. Tomás nickte nur und verschwand nach einem Augenblick lautlos.
Dann wandte Javier sich wieder an Cathy. „Du wirst hierbleiben, bis ich zurückkomme. Ich habe ein paar Dinge mit dir zu klären“, knurrte er wild. „Und du wirst dir jedes einzelne Wort anhören, was ich dir zu sagen habe.“ Er drehte sich auf dem Absatz um und sah über die Schulter. „Dann, und nur dann, kannst du tun und lassen, was du möchtest.“
Javier und Cordy waren seit Stunden weg. Nicht einmal ein ausgedehnter Lunch kann so lange dauern, dachte Cathy düster. Offenbar fand er Cordys Gesellschaft so anregend, dass er sie völlig vergessen hatte!
Aber das war jetzt egal. Sie würde nicht eine Minute länger warten. Er hatte ihr nichts zu befehlen. Sie hatte genug davon, sich schuldig zu fühlen. Sie wegen Vertragsbruch anklagen? Ha! Sollte er es nur versuchen!
Sie würde Tomás bitten, sie nach Jerez zu fahren. Sie würde sich von Rosa, Doña Luisa und Johnny verabschieden, sich in einem Hotel für die Nacht einquartieren und nach Hause fliegen.
Mit einem Seufzer schnappte sie sich ihre Handtasche und lief zur Küche, wo sie mit Tomás zusammenstieß. Auf ihre Bitte hin senkte er verlegen den Kopf und murmelte nur: „Don Javier hat angeordnet, dass Sie hierbleiben“, und Paquita, die gerade Gemüse putzte, ließ einen Wortschall auf Spanisch hören, den Cathy zwar nicht verstand, aber aus dessen Tonfall sie jedoch entnehmen konnte, dass Paquita ihr Mut zusprach.
Mit einem leisen „Gracias“ verließ Cathy die Küche wieder. Wenn dieser Mann sich einbildete, er könne sie einsperren, hatte er sich getäuscht. Dann würde sie eben per Anhalter zum Flughafen kommen, oder sie würde laufen, und wenn es die ganze Nacht dauern sollte. Sie klemmte die Handtasche unter den Arm, verließ das Haus und machte sich auf den Weg.
Ihre Gefühle befanden sich in einem Tumult. Obwohl sie es nicht wollte, kreisten ihre Gedanken ständig um Javier, um Johnny, um Javier und Cordy. Wie würde es wohl weitergehen?
Cathy stolperte über die staubige Straße, scheuchte eine kleine Eule auf, die auf einem Zaunpfahl saß. Langsam kamen ihr Zweifel, ob es eine so gute Idee gewesen war, auf eigene Faust nach Jerez zu kommen. Es war fast dunkel, und sie hatte noch nicht einmal die Hauptstraße erreicht. Doch bevor sie sich ihre Niederlage eingestehen konnte, leuchteten hinter ihr Scheinwerfer auf, und ein Mercedes bremste scharf neben ihr, dass sie erschrocken an den Wegrand auswich.
„Por Dios!“ Eine lange Tirade spanischer Flüche ließ Cathy zusammenzucken. Aber sie wich nicht zurück, auch wenn ihre Knie zitterten. Javier sprang aus dem Wagen und stellte sich drohend vor sie. „Wohin, glaubst du, willst du eigentlich?“
Er sah aus, als wolle er sie erwürgen. Dieser Mann hatte nichts mit dem Mann gemein, der sie bezaubert, der sie verführt und fasziniert, der ihr Herz gestohlen hatte.
Dieser Mann kannte weder Mitgefühl noch
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