Romana Gold Band 15
Er will Johnny, oder Juan, wie er ihn nennt, als seinen Erben aufziehen, als Mitglied der Familie Campuzano und als Spanier. Er wird versuchen, auch dich zu bestechen.“
„Mich zu bestechen?“ Cordy hob eine gepflegte Augenbraue. „Das glaube ich nicht. Wenn es ein paar Wochen dauerte, bis er dich gefragt hat, seine Frau zu werden, dann wird es bei mir nur ein paar Tage dauern. Meinst du nicht auch?“ Sie ging zu dem großen Spiegel hinüber und betrachtete ihre perfekte Figur. Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln, als sie Cathys gequälten Blick im Spiegel sah. „Nein, ich denke, Bestechung wird ihm gar nicht in den Sinn kommen.“
Lange, nachdem Cordy den Raum bereits verlassen hatte, stand Cathy immer noch mit geschlossenen Augen da und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Sie fühlte sich jetzt leer, ausgehöhlt, wie ein lebloses Stück Holz.
Javier verachtete sie. Er musste glauben, dass sie ihn zum Narren gehalten hatte, dass sie seinen Heiratsantrag akzeptiert hatte und sich insgeheim über ihn totlachte. Hätte sie die Zeit für eine Erklärung gehabt, hätte er ihr vielleicht vergeben. Aber unter diesen Umständen würde er ihr nie vergeben. Sie hatte ihre Liebe verloren, die Möglichkeit, mit ihm Kinder zu haben, und mit Sicherheit auch die Chance einer Adoption Johnnys. Sie hatte alles verloren. In einigen wenigen Minuten.
Und der kleine Juan war zu einem Pfandstück geworden. Cordy würde ihn nun um nichts in der Welt aufgeben – er war ihre Eintrittskarte in die reiche Campuzano-Familie! Das kleine Wesen hatte Besseres verdient!
Dann kamen die Tränen. Unaufhaltsam rollten sie die Wangen hinab. Cathy stahl sich aus dem Zimmer. Cordy saß jetzt bei Javier, erklärte ihm, wie sie, die Mutter mit dem gebrochenen Herzen, wieder zurück in ihren Beruf hatte gehen müssen, um Geld zu verdienen und ihr Kind versorgen zu können. Und das geliebte Kind hatte sie schweren Herzens bei der älteren Schwester lassen müssen, voller Vertrauen, dass es dort gut aufgehoben sein würde.
Cordy kann sehr überzeugend wirken, dachte Cathy verzweifelt, als sie sich in den Schlaf weinte.
„Wach endlich auf und hör auf zu schmollen. Ich habe Javier schon fast überzeugt, dass du nicht aus Bösartigkeit gelogen hast, sondern aus irgendeinem frustrierten Mutterinstinkt.“
Die heitere, unbeschwerte Stimme war zu viel für Cathy. Sie vergrub das Gesicht im Kissen. In ihrem Kopf hämmerte es, und ihre Augen waren verweint und geschwollen. Sie wollte nicht aufstehen. Nie wieder.
Sie konnte sich bildlich ausmalen, wie Cordy Javier alles erzählt hatte. Wie sich seine Augen verdunkelt hatten. Wie sein andalusischer Stolz es ihm verboten hatte, die Kontrolle zu verlieren. Dass eine verabscheuungswürdige Lüge wie diese ihn überhaupt nicht berühren konnte.
„Stell dir nur vor“, Cordy setzte sich auf die Bettkante, „ich bin schon am frühen Morgen aufgestanden – unter den gegebenen Umständen hielt ich es für das Beste – und habe unserem sensationellen Gastgeber dabei zugesehen, wie er ein Pferd trainiert hat. Himmel, er sah hinreißend aus! So düster und männlich! Und weißt du, dieses Pferd ist ein Zuchthengst, der bei der Königlichen Reitschule zugelassen ist. Ich habe ihn dazu überredet, dass er mich zu einer der Veranstaltungen mitnimmt. Heute findet eine statt, und danach gehen wir natürlich zum Lunch. Er muss sowieso in die Stadt, irgendwas Geschäftliches, aber er hat mir gesagt, es dauert nicht lange.“
„Du hast ja keine Zeit verschwendet!“
Cathys bissige Bemerkung wurde durch das Kissen abgeschwächt, und selbst mit geschlossenen Augen konnte sie sich vorstellen, wie Cordy achtlos die Schultern zuckte. „Es lohnt sich eben immer, wenn man ein wenig Interesse zeigt.“
Es lohnt sich. Für Cordy würde es immer nur darauf ankommen, ob es sich lohnte.
Aber es war nicht der richtige Zeitpunkt, sich Gefühlen hinzugeben. Cathy setzte sich auf. „Ich hätte vermutet, du würdest erst Zeit mit Johnny verbringen wollen. Nachdem du ihn monatelang nicht gesehen hast“, sagte sie bitter.
„Alles der Reihe nach. Ich habe meine Prioritäten. Wenn Javier bereit ist, die Mutter von Franciscos Sohn zu heiraten, dann werde ich doch nicht zulassen, dass die falsche ihn sich einfängt, oder? Außerdem ist der Junge gut versorgt, und du sitzt ja auch nicht gerade neben der Wiege, oder? Also halt mir gefälligst keine Moralpredigt.“
Sie würde Cordy weder wissen lassen, dass es die erste
Weitere Kostenlose Bücher