Romana Gold Band 15
Leute hier wollte, die nicht hineinpassten. Ich sagte, Bayne hätte es sicher nicht so gemeint, außerdem könnte man nicht von jedem erwarten, dass er nachts in der Gegend herumläuft.“
Worauf will sie nun wieder hinaus? dachte Jenna missvergnügt.
„Ich sage Ihnen das nur“, fuhr Clarissa in vertraulichem Ton fort, „weil manche Leute jetzt vielleicht etwas kühl zu Ihnen sein werden, weil sie denken, Sie wollten sich gestern Abend drücken.“
„Vielen Dank für die Warnung“, sagte Jenna mit erzwungener Ruhe.
„Gern geschehen. Aber jetzt muss ich wirklich gehen. Oh, Bayne sagte, Sie würden in unser Haus ziehen. Soll ich Ihnen beim Packen helfen?“
„Nein danke“, sagte Jenna ruhig.
„Gut. Und Sie geben Bayne den Rekorder zurück, ja?“
„Ja.“
„Schön. Dann gehe ich also. Und tut mir leid, Sie wissen schon.“
„Ja.“
Nachdem Clarissa gegangen war, sank Jenna auf die Bettkante und schlug die Hände vors Gesicht. Was für ein Chaos!
Sie stand auf, holte ihren Koffer vom Schrank und warf ihn aufs Bett. Dann begann sie, ihre Sachen zu packen. Die Turnschuhe von gestern schwammen in der braunen Brühe. Jenna wickelte sie in eine Plastiktüte und tat sie in den Koffer. Was hatte sie an diesem Morgen alles mitgemacht, und es war noch nicht einmal zehn Uhr!
Sie schloss den Koffer und watete ins Badezimmer. Da sie unsicher war, ob sie Wasser und Strom aus der Leitung benutzen konnte, putzte sie sich die Zähne mit Mineralwasser.
Ihr Frühstück bestand aus Keksen und Orangensaft. Danach ging sie ins Wohnzimmer, um die Schäden zu begutachten. Obwohl sie knöcheltief im Wasser stand und einige merkwürdige Dinge in der Brühe schwammen, schien nichts ernsthaft zu Bruch gegangen zu sein. Sie sah in den Garten, der jetzt ein See war.
Jenna tapste zur Haustür und öffnete sie. Wasser allerorten. Der Golfplatz war eine spiegelnde Wasserfläche mit einem höhnisch strahlend blauen Himmel darüber. Die Nachbarn waren dabei, den Unrat wegzuschaffen, die Gärten und Gehwege zu säubern.
Jenna blickte dem Treiben eine Weile zu, dann holte sie ihren Koffer und trug ihn ins Auto. Plötzlich sah sie ihr Hausmädchen die Straße heraufkommen. Das Mädchen würde es seltsam finden, dass Jenna in dieser Situation abreisen wollte, aber darauf kam es nun auch nicht mehr an.
Eine Stunde später hatten sie den größten Teil des Wassers aus dem Haus befördert und die Fußböden der Villa vom gröbsten Schmutz befreit. Jenna vergewisserte sich, dass das Wartungspersonal den Rest erledigen würde. Sie übergab dem Hausmädchen Baynes Rekorder mit der Bitte, ihn Mr Rawson von nebenan zu überbringen. Dann gab sie dem Mädchen einige Peseten und dankte ihr für alles.
Jenna fuhr ab. Von der nächsten Telefonzelle aus würde sie Helen und ihre Mutter anrufen. Sie würde einfach sagen, dass sie noch etwas von Spanien sehen wollte und dass sie gut auf sich aufpassen würde.
Nur, dass Jenna keinerlei Interesse für Sehenswürdigkeiten aufbringen konnte. Sie fuhr schnurstracks nach Barcelona und weiter nach Frankreich. Als sie Cahors erreichte, war sie so erschöpft, dass sie ein Hotel für die Nacht nehmen musste.
Am nächsten Morgen quälte sie sich zu Fuß durch die Altstadt. Sie traf auf ein altes Gebäude, in dem irgendein Heinrich abgestiegen war. Welcher, war nicht auszumachen, weil die Tafel schmutzverkrustet war. Daneben gab es ein paar hübsche Geschäfte, einen Fluss und eine antike Brücke.
Jenna fand es erbärmlich, diese nette Stadt so links liegen zu lassen. Aber sie war einfach nicht in Stimmung für Besichtigungen, sie wollte nach Hause. Sie fuhr zum Kanalhafen und bekam einen Platz auf der Fähre. Es gab jedoch keine Kabinen mehr, und so verbrachte sie die ganze Nacht in einem Deckstuhl.
Kurz nach Mittag kam sie in Shepton Mallet an, müde, hungrig, mit schmerzenden Gliedern. Sie sehnte sich nach einem heißen Bad und einer Tasse Tee. Als Jenna endlich in der Tür des kleinen Ladens stand, in dem ihre Mutter die restaurierten Möbel verkaufte, verharrte sie wie vom Donner gerührt.
Auf einem kostbaren Queen-Anne-Sessel saß Bayne und lächelte über etwas, das Jennas Mutter erzählte. Dieses kaum wahrnehmbare, leicht spöttische Lächeln, das sie abwechselnd entnervend und hinreißend fand. Ihre Mutter war sichtlich hingerissen von Bayne.
Jenna hatte eine Reise durch halb Europa hinter sich, ihr ganzes Elend war ihr unablässig durch den Kopf gegangen, ihr Bein tat weh, sie hatte alles
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